Max-Villa im Ammerland:Dem Haus am See droht der Verfall

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Von Denkmalpflege keine Spur: Eine Balustrade der Max-Villa kracht zusammen. Münsings Bürgermeister ist angesichts des fortschreitenden Verfalls ernüchtert.

Felicitas Amler

Die denkmalgeschützte Max-Villa an der Seestraße in Ammerland ist wieder ein Stückchen verrotteter. Nach Unwettern und Dauerregen sind die letzten hölzernen Verstrebungen des oberen Balkons zusammengebrochen. "Die Balustrade war sowieso nicht mehr zu retten", sagt Katharina Patermann, Baujuristin im Landratsamt Bad Tölz, dazu. In einer Expertise des Schutzverbands für das Ostufer des Starnberger Sees (OSV) vom Februar 2009 wurde freilich gerade die Fassade der Villa zu Straße und See hin als "bemerkenswert und reich gestaltet" gewürdigt.

Ernüchterung angesichts des fortschreitenden Verfalls: An der denkmalgeschützten Max-Villa ist jetzt die Balustrade des oberen Balkons vollständig zusammengebrochen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Um die Erhaltung der mehr als hundert Jahre alten Villa wird seit langem gestritten und gekämpft. Der OSV, direkte Anlieger und andere Münsinger Bürger fordern, dass die Eigentümerin ihrer Pflicht zur Erhaltung des Denkmals nachkommt. Diese wiederum versucht, zusätzliches Baurecht herauszuholen. Landratsamt und Denkmalschutz-Amt setzen auf Dialog. Die Gemeinde Münsing will jetzt versuchen, mit einem Bebauungsplan, der auch die Max-Villa umfassen soll, Rechtssicherheit zu schaffen. Bürgermeister Michael Grasl hat jedenfalls, wie er der SZ gestern auf Nachfrage sagte, "wenig Hoffnung", dass die Eigentümerin die Villa nun wirklich saniert.

Über den akuten Einsturz habe das Landratsamt, so Patermann, nach Intervention eines Anliegers das Landesamt für Denkmalpflege informiert. Dessen Generalkonservator Egon Johannes Greipl hatte sich im Frühjahr in die Auseinandersetzung um die Villa eingeschaltet. Greipl sagte damals zur SZ: "Wir wollen einen konsensfähigen Entwurf für ein Instandhaltungskonzept erarbeiten." Dazu erklärte Ursula Scriba, Vorsitzende des Ostuferschutzverbands, gestern: "Es hieß, Greipl wolle sich kümmern - wir spüren davon nichts."

Vom Bebauungsplan, den die Gemeinde aufstellen will, verspricht sich der OSV, dass die Eigentümerin der Villa auf keinen Fall so anbauen kann, wie sie es möchte. Dies bestätigt Baujuristin Patermann: "Momentan sieht es so aus, als würde dort kein weiteres Baurecht geschaffen." Dies wäre für die Eigentümerin eine schlechtere Situation als zuletzt mit den Behörden ausgehandelt. Der Kompromiss lautete: Die Eigentümerin legt ein Sanierungskonzept vor und kann dafür das hinten an die Villa angebaute Kinderspielhaus abreißen, um dort einen Neubau zu errichten. Auf das Sanierungskonzept lässt die Villeninhaberin aber seit langem warten. Sie - die in öffentlichen Berichten nicht einmal mit abgekürztem Namen genannt werden möchte - wechselt dabei auch häufig ihre Rechtsberater.

Bürgermeister Grasl klingt inzwischen eher ernüchtert. "Das ist die große Enttäuschung gewesen auch für uns als Gemeinde", sagt er über die Nichteinhaltung der Vereinbarung. Vor einem Jahr hatte er noch mit Alfred Sauter, dem damaligen Rechtsanwalt der Villenbesitzerin, eine gemeinsame Erklärung abgegeben: Das Gebäude werde von einem renommierten Architekten saniert, dafür erhalte die Eigentümerin das Recht auf Anbau. Nun sieht der Bürgermeister keinen Grund mehr, der bauwilligen Besitzerin "Sonderbaurechte hinterherzutragen".

Grasl fragt rhetorisch: "Was ist denn noch übrig von dieser Villa?" Er könne jene Anlieger verstehen, die resigniert hätten: "Das würde ich genauso sehen." Die Gemeinde lasse jedenfalls erst wieder mit sich reden, "wenn an dem Gebäude was getan wird". Ansonsten halte die Kommune daran fest, dass am Seeufer nur eine einzeilige Bebauung zulässig sei. Kommune und Gemeinderat würden sich nun "intensiv mit dem Bebauungsplan befassen", der für jenen Teil der Seestraße in Arbeit sei. Allerdings hält Grasl es für möglich, dass dies zwei Jahre dauert, es gebe schließlich noch viele andere Projekte: "Wir sind hoch beschäftigt, es wird uns nicht langweilig."

© SZ vom 28.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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