Mann mit Aussicht:Von Großeglsee nach Hawaii

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Markus Hörmann aus Dietramszell ist mit 27 Jahren in der erweiterten Weltspitze im Triathlon angekommen. Gerade bereitet er sich auf den nächsten Ironman vor

Von Arnold Zimprich, Dietramszell

"Was ich mache, das ist die Champions League", sagt Markus Hörmann. Der Triathlonprofi hält nicht hinter dem Berg, was seine Ambitionen angeht. Und doch ist der braungebrannte 27-Jährige, der für eine Geburtstagsfeier eigens sein viermonatiges Trainingslager auf Mallorca unterbrochen hat, auf dem Boden geblieben. "Meine Familie, mein ganzer Betreuungstab, die Trainingsmöglichkeiten im bayerischen Oberland - ohne die umfassende Unterstützung meines Umfelds hätte ich es nie so weit gebracht."

Hörmann ist in der erweiterten Weltspitze angekommen, im Juli letzten Jahres landete der Großeglseer bei der Challenge Roth auf dem zehnten Platz - nur eine viertel Stunde hinter dem neunfachen Ironman-Sieger Timo Bracht. Was ist so faszinierend am Triathlon? "Für mich ist es in erster Linie die Freude am draußen sein, am Sport in der freien Natur." Der gelernte Elektriker kam als Quereinsteiger zum Triathlonsport, Vater Markus senior spielte Eishockey beim EC Bad Tölz, Mutter Karin fuhr Weltcuprennen im alpinen Skilauf, der Großvater war begeisterter Bergsteiger und Skitourengeher. So fuhr auch Sohn Markus zunächst bis zur Saison 2005/2006 Ski, dann wurde die Faszination für den Ausdauersport zu groß. "Ich vereine alle sportlichen Talente meiner Familie."

Ein Mann mit Aussicht: Der gelernte Elektriker Markus Hörmann will 2019 am berüchtigten Ironman in Hawaii teilnehmen. Noch im Mai 2016 sagten ihm die Ärzte, dass er nie wieder zehn Kilometer am Stück werde laufen können. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Gleich 2007 nimmt er das erste Mal an der Sprintdistanz (0,75 Kilometer Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) des Tölz-Triathlon teil, zusammen mit einem Freund folgen vier Sprintwettbewerbe in ganz Deutschland. "Wir fuhren kreuz und quer durch's Land und nahmen mit, worauf wir gerade Lust hatten." Hörmann beginnt mit der im benachbarten Föggenbeuren wohnenden Ex-Profitriathletin Heike Priess gezielt zu trainieren. Ein Schwimmtest über 400 Meter im Jahr 2012 zeigt sich vielversprechend, Joseph "Joe" Spindler aus Bad Heilbrunn steigt als Trainer ein, 2012 gewinnt Hörmann schließlich das erste Mal die olympische Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer) in Tölz.

"Ich wurde in die weltweit erfolgreichste Triathlon-Mannschaft teamTBB aufgenommen", erinnert er sich." Dort seien Profi-Triathleten aus der ganzen Welt versammelt, darunter auch die Schweizer Triathlon-Weltmeisterin und Ironman-Siegerin Caroline Steffen. Mit dem "teamTBB" geht es gleich nach Teneriffa ins Trainingslager. "Du gehst erst mal drei Jahre bei mir in die Lehre", gibt Trainer Spindler vor, "dann sehen wir, was dabei herauskommt". Ziel ist stets die Langdistanz - also Ironman-Triathlons mit 3,8 Kilometer Schwimmstrecke, 180 Kilometer Radstrecke und zum Abschluss einen kompletten Marathon. 2013 hat Hörmann eine Profilizenz in der Tasche, ein Jahr später feiert er seinen ersten großen Erfolg: Sieg im mallorquinischen Portocolom, gefolgt vom dritten Platz auf der Mitteldistanz in Posen

Der gelernte Elektriker kam als Quereinsteiger zum Triathlonsport. Nach einer langen Verletzungspause hat er wieder den Anschluss an die Weltspitze geschafft. (Foto: Alexander Fuchs)

2016 kommt dann der Wendepunkt in Markus Hörmanns Karriere. Noch während seiner Zeit als aktiver Skifahrer hatte sich in der Hüfte ein Knochensplitter gelöst, der ihm nun zu schaffen macht. "Ich konnte die Schmerzen nicht mehr ignorieren", erinnert er sich. Es folgt eine Hüft-Operation im Klinikum rechts der Isar. "Im Mai 2016 sagten mir die Ärzte, dass ich nie wieder 10 Kilometer am Stück laufen werde." Trotzdem sei die OP das Beste, was ihm passieren konnte, denn Hörmann beginnt die bisher extrem leistungsorientierte Trainingspraxis in Frage zu stellen. "Das was ich bis dahin gemacht hatte, war Training mit der Brechstange. Es war an der Zeit für eine andere Philosophie." Er holt sich den Bichler Ernährungsberater Manfred Hohenleitner und sein Beraterteam der "Stoffwechselprofis" an Bord. "Deren Philosophie ist zu meiner Lebensteinstellung geworden", sagt Hörmann, der sich ebenfalls zum Stoffwechselcoach ausbilden lässt.

Nun steht nicht nur Trainingsdisziplin, sondern auch Mentaltraining und die richtige Ernährung im Fokus. "Die sonst üblichen Müdigkeitsphasen waren nicht mehr da - obwohl ich keine Trainingsdiät oder so etwas in der Art mache." Zwischendurch mit seiner Freundin Pizzaessen nun sei kein Problem. "Ich ess' ganz einfach so viel, wie ich Hunger habe. Das ist Teil der Philosophie."

Die einstige Verbissenheit ist weg, Hörmann kann sich neuen Zielen öffnen, nur 13 Monate nach der Hüft-OP startet er schließlich auf der Langdistanz im fränkischen Roth. "Das willst Du dann immer wieder haben. Die Stimmung in Roth ist einfach unglaublich." Dankbarkeit und Leichtigkeit empfindet Hörmann rückblickend, wenn er an seine Erfahrungen mit der Operation und an die Trainingsumstellung denkt.

Jetzt bereitet sich Markus Hörmann im Wasser und auf dem Rad auf die kommenden großen Herausforderungen vor - unter anderem Hawaii. (Foto: Alexander Fuchs)

Ist es schwierig, sich als Triathlonprofi zu behaupten? "Ohne mein Team würde das nicht klappen." Sein Vater kümmert sich um das Management und die Verhandlungen mit Sponsoren, die Freundin begleitet ihn zu zahlreichen Rennen, sein Trainer und die Physiotherapeuten helfen bei der Wettbewerbsplanung. "Das Sponsoring ist eben extrem erfolgsbezogen". Soll bedeuten: ohne das richtige Training keine Erfolge, ohne Erfolge keine Gewinnprämien und Sponsorengelder.

Gibt es Wünsche für den Triathlonsport hier im Landkreis? Mit dem Tölz-Triathlon habe man schon eine super organisierte Veranstaltung in traumhafter Landschaft direkt vor der Haustür. "Trotzdem würde ich mich über noch mehr Unterstützung für den Triathlon hier im Landkreis freuen, speziell was das Sponsoring und die Nachwuchsförderung angeht", sagt er. Im Gegensatz zu Breitensportarten wie Fußball gibt es im Triathlon nur eine kleine Anzahl von Profis. "Wenn Talente früh erkannt werden und Trainingseifer da sind, fehlt es eigentlich nur am richtigen Betreuungsstab, um Erfolg zu haben."

Im Juni 2018 hat sich Hörmann zunächst die Mitteldistanz im dänischen Herning vorgenommen, "das ist die Generalprobe für Roth". Nach Roth folgen Mitteldistanzen im italienischen Riccione und im spanischen Salou. "Wenn es der Saisonverlauf zulässt, hänge ich auch noch den Ironman in Barcelona Anfang Oktober dran." Langfristig hat Hörmann noch mehr vor. "Athleten, die die Challenge Roth und den Ironman in Hawaii gewinnen, sind in der Regel zwischen 30 und 38 Jahre alt, da habe ich noch ein paar Jahre hin". 2019 steht Hawaii bei Hörmann schon auf dem Plan.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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