Lenggries:Wieder Ärger um Lenggrieser Kaserne

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Nach dem Kauf sollen alle Unternehmer die Flächen räumen, die sie dort als Abstell- und Lagerflächen nutzen. Sie haben sich zusammengeschlossen und wehren sich. Doch die Gemeinde bleibt hart.

Von Benjamin Engel, Lenggries

Kurz vor dem Jahreswechsel hat die Gemeinde das 12,3 Hektar große Areal in der früheren Prinz-Heinrich-Kaserne von Action Sports gekauft. Der Investor wollte dort ein Sportcamp (Camp Woodward) einrichten. Damit müssen etwa 40 Unternehmen aus Lenggries, dem Isarwinkel und sogar München ihre angemieteten Abstell- und Lagerflächen auf dem Areal räumen. Zum 31. März - dann geht der Besitz in die Gemeinde über - hat ihnen der frühere Eigentümer gekündigt. Forderungen an die Gemeinde, das Areal weiter nutzen zu können, wurden bisher abgelehnt. Die Begründung: Laut Bebauungsplan für ein Sport- und Freizeitcamp sind gewerbliche Vermietungen rechtswidrig. Die Gemeinde will hart bleiben.

In zwei Schreiben von Januar und Februar bittet die Interessenvereinigung der Unternehmen in der Kaserne die Gemeinde, die Mietverträge zu verlängern oder neue abzuschließen. Die Unternehmen argumentieren mit dem mangelhaften Angebot an Gewerbeflächen in Lenggries. Aus ihre Sicht sind die Mietverträge mit dem Eigentümer nicht rechtswidrig, die Nutzungen also zulässig. Aus Sicht der Unternehmen ist, wenn überhaupt, der frühere Eigentümer verantwortlich.

Im Areal hat auch Ilja Ruths, der Geschäftsführer des gleichnamigen Modellbauunternehmens, Lagerräume angemietet. Er ist enttäuscht, dass die Gemeinde bisher keinen persönlichen Kontakt zu den Unternehmen aufgenommen hat. Er erklärt, er ein Kündigungsschreiben des Eigentümers direkt an Weihnachten im Briefkasten gefunden habe. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt." Kurz danach musste Ruths in der Zeitung lesen, dass die Gemeinde das Areal gekauft hat. Die schriftliche Bitte der Interessenvereinigung für neue Mietverträge habe die Gemeinde zurückgewiesen. Deshalb schrieb die Interessenvertretung erneut. Die Unternehmer verlangen ein persönliches Treffen am kommenden Mittwoch, 17. Februar.

Ruths hofft auf die Kulanz der Gemeinde. Durch den Kauf sei das Mietverhältnis nicht berührt, und für die Unternehmen bestehe eine Notsituation. Freie Gewerbeflächen seien in Lenggries begrenzt. Viele Unternehmen lagerten deshalb im Kasernenareal Maschinen und Materialien ein und wüssten nun nicht wohin. Denn alternative Räume gebe es kaum. Ruths erklärt, die Interessenvereinigung wolle der Kommune für ihre Pläne keinen Sand ins Getriebe streuen. Sie bäten jedoch um eine wenigstens vorübergehende Lösung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass am 1. April die Bagger vorfahren."

Doch Bürgermeister Werner Weindl (CSU) bleibt hart. "Wir können als Gemeinde nicht erlauben, unberechtigte Nutzungen zuzulassen", stellt er klar. Aus seiner Sicht können sich die Unternehmen keine Hoffnung machen, das Areal weiter nutzen zu können. Bereits im Sommer 2014 habe die Gemeinde von den ungenehmigten Nutzungen im Bebauungsplangebiet in der Kaserne erfahren. Lenggries informierte das Tölzer Landratsamt. Laut Weindl ist die Bauaufsichtsbehörde tätig geworden und hat die gewerblichen Vermietungen für nicht genehmigungsfähig erklärt. Im Oktober des Vorjahres habe die Behörde dem früheren Eigentümer angedroht, die Nutzung zu untersagen und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Die Räume weiterzuvermieten, sei baurechtlich unzulässig.

Erst im Zuge der Kaufverhandlungen mit dem Voreigentümer will Weindl erfahren haben, welche Unternehmen sich im Areal eingemietet hatten. Die Gemeinde bestand seiner Darstellung nach darauf, alle Mietverhältnisse zu beenden. Das sei mit der erforderlichen dreimonatigen Kündigungsfrist geschehen. Deshalb gehe das Areal auch erst zum 31. März in die Hand der Gemeinde über, erklärt Weindl.

Aus seiner Sicht mussten die Unternehmen davon ausgehen, die Lagerflächen nur vorübergehend nutzen zu können. Zu einem persönlichen Gespräch ist Weindl bereit. Am Mittwoch hat er aber keine Zeit.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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