Lenggries:Schwierig ist nur der Transport

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Flöte, Geige, Harfe und drei Kinder: Die Kienings und ihre "Jugend musiziert"-Gewinnerinnen.

Petra Schneider

Oft wird es eng im Musikzimmer der Familie Kiening in Lenggries: Die Harfe braucht viel Platz, Notenständer, Geige, Cello, Waldhorn, Querflöte, Klavier- und drei Töchter, die sich bei den Übungszeiten absprechen müssen. Kürzlich haben Lena, neun Jahre, Sophie, elf, und Johanna, 13, beim Regionalwettbewerb von Jugend musiziert alle einen ersten Platz belegt. "Mit Weiterleitung zum Landeswettbewerb", wie Johanna stolz sagt. Seit fünf Jahren spielt die Schülerin des Tölzer Gymnasiums Querflöte, seit diesem Schuljahr auch noch Cello. Beim Wettbewerb sind Johanna und Sophie schon alte Hasen: Beide haben zum vierten Mal teilgenommen, und beide möchten später einmal Musik studieren.

Sophie, die seit sechs Jahren Geige spielt, hat den Wettbewerb in die Familie gebracht. "Sie ist die ehrgeizigste der drei", sagt Mutter Andrea Kiening. Die Grundschullehrerin spielt selbst Klavier, hat ihren Töchtern Blockflöte beigebracht und sie von klein auf zur "Musikalischen Grundausbildung" mitgenommen, die sie im Kreisbildungswerk geleitet hat. Vor allem Sophie habe viel Anregung gebraucht. "Mit Flöte waren wir schnell durch." Dann kam die Geige, die Sophie beim Schnuppertag in der Tölzer Musikschule kennen gelernt hat. Seit kurzem spielt die Gymnasiastin auch noch Klavier.

Für Nesthäkchen Lena ist die Musik noch keine so ernste Sache. "Mehr so aus Spaß" habe sie mit ihrer Harfe bei Jugend musiziert mitspielen wollen. Ernsthaft geübt wurde freilich schon: Jeden Tag ist ihre Duett-Partnerin in den Weihnachtsferien aus Bad Heilbrunn zum Üben gekommen. Die beiden haben ein Volksmusikstück vorgespielt und sind im Dirndl aufgetreten. Nicht in schwarz-weiß, wie die Geiger und Pianisten. "Aber wir spielen ja auch nicht so was mit Todestrauer", sagt Lena. Vor knapp drei Jahren hat die Neunjährige mit Harfe angefangen, "weil ich das mal gehört habe und so schön fand", vor ein paar Monaten ist das Waldhorn dazugekommen. Das sei zwar eher "ein Jungs-Instrument", aber man könne das Horn im Unterschied zur Harfe wenigstens selbst tragen.

Begeistert erzählt die Grundschülerin von ihrem zweiten Hobby, dem Judo. "Man tut sich bei den Würfen eigentlich nicht weh, weil man lernt, wie man fallen muss." Vor dem Musikwettbewerb sei Judo trotzdem tabu, zur Sicherheit. Nervosität vor dem Vorspiel? "Nein, das macht mir gar nichts aus", sagt Johanna lässig. "Die Mama von meiner Klavierpartnerin war nervöser als wir alle zusammen."

Bei der Ergebnisbekanntgabe gebe es oft Tränen, vor allem bei den Geigern. "Da sieht man dann Kinder mit roten Augen und traurige Eltern." Sie selbst wäre nicht enttäuscht gewesen, wenn es nicht geklappt hätte, versichert Johanna. Obwohl es natürlich ein Ansporn gewesen sei, dass die kleine Schwester Lena schon eine Woche vorher einen ersten Preis gewonnen habe.

Auch für die Mama ist der Familienfrieden wichtiger als der Erfolg. "Wenn ausgerechnet Sophie, der das viel bedeutet, es nicht geschafft hätte, das hätte mir schon sehr leid getan", sagt sie. Für Lena und Sophie ist der Landeswettbewerb die letzte Stufe. Denn selbst wenn sie die Jury überzeugen - für den Bundeswettbewerb sind sie zu jung, das Mindestalter liegt bei zwölf Jahren.

Die Kienings sind keine ehrgeizige Musikerfamilie, die ihre Kinder zu Höchstleistungen antreibt. Das tägliche Übungspensum liege etwa bei einer dreiviertel Stunde. "Das geht gut mit der Lernerei", findet Sophie, die gern Fußball spielt und Handarbeiten macht - wenn Zeit bleibt. Disziplin gehöre eben dazu, betont ihre Mutter. Von klein auf müssten die Kinder lernen: "Erst die Hausaufgaben, dann Üben und dann erst raus zum Spielen." Sie freue sich auf den Landeswettbewerb im April im oberpfälzischen Cham. Auch wenn das eine logistische Herausforderung bedeute: "Die Harfe und drei Kinder transportieren, das wird schwierig."

© SZ vom 14.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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