Lenggries:Musik, die Spaß macht

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Neue Orgel in der Lenggrieser Waldkirche eingeweiht

Von Reinhard Szyszka, Lenggries

Planung, Beratung, Ausschreibung, handwerkliche Arbeiten, musikalischer Feinschliff - so eine Orgel-Renovierung ist keine Kleinigkeit. Stefan Huber, Pfarrer an der evangelischen Waldkirche Lenggries, kann ein Lied davon singen. Die Kirche wurde 1954 erbaut, und genauso alt ist auch die Orgel, ein Werk der renommierten Firma Steinmeyer. Nach mehr als 60 Jahren war das Instrument in die Jahre gekommen und musste dringend generalüberholt werden. Nun sind die Arbeiten abgeschlossen, und pünktlich zu Beginn des Reformations-Jubiläumsjahres konnte die Gemeinde am Sonntag die Wiedereinweihung der Orgel feiern. Mit einem Konzert, das zugleich eine Orgelführung war.

Kirchenmusikdirektor Klaus Geitner hatte die Renovierung als Sachverständiger begleitet, so kam ihm die Ehre zu, das Konzert zu eröffnen. Das Concerto des Bach-Zeitgenossen Christoph Wolfgang Druckenmüller ist musikalisch sicherlich kein großer Wurf, war aber bestens geeignet, die verschiedenen Register des Instruments zu präsentieren. Wie Geitner anschließend in seinem Vortrag erläuterte, hatte man bei der Renovierung zwei Register komplett ausgetauscht und so die Orgel den heutigen Klangidealen angepasst. Geitner begnügte sich nicht mit theoretischen Ausführungen, sondern er hatte mehrere kleine Orgelpfeifen dabei, in die er zum allgemeinen Gaudium blies, um so die verschiedenen Klänge zu zeigen.

Die Waldkirchen-Orgel steht nicht hinter dem Rücken der Kirchenbesucher, sondern vorne an der Altarwand, wo sie sich wie ein Flügelaltar links und rechts erhebt. Der seitliche Spieltisch entzieht den Organisten nicht komplett den Blicken der Zuhörer. So konnte man nicht nur hören, sondern auch sehen, wie Dekanatskantorin Elisabeth Göbel und Waldkirchen-Organistin Eva Pehl dort gemeinsam Platz nahmen, um vierhändig und "vierfüßig" zu spielen. Nach der Introduktion und Fuge von Franz Lachner, einem erstaunlich kühnen, chromatischen Werk, präsentierten sie die Fantasie "Ein feste Burg" von Wilhelm Rudnick. Und obwohl dieser Komponist fast ein halbes Jahrhundert jünger war als Lachner, pflegte er einen weitaus konservativeren Stil als sein älterer Kollege. An Max Regers Fantasie über den gleichen Choral durfte man da nicht denken. Als amüsante Zugabe gab es dann noch eine Bearbeitung von Strauss-Walzern für vier Füße, ohne Einsatz der Hände. Einhelliges Fazit der Besucher: So viel Spaß kann Orgelmusik machen!

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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