Lenggries:Ein Container für Gespräche

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Lenggries erweitert Asylunterkünfte um einen Gemeinschaftsraum

Von Petra Schneider, Lenggries

Das Areal an der Geiersteinstraße bei der Schule hat sich zu einem kleinen Containerdorf entwickelt: In zwei Blöcken mit doppelgeschossigen Wohneinheiten, die sich U-förmig um einen Hof mit Räumen für Küche, Waschmaschinen und Security gruppieren, können 78 Flüchtlinge wohnen. Westlich des Schulgebäudes wurde im September von der Gemeinde ein dritter Container, die "Kinderinsel", aufgestellt: ein zweigeschossiger Spiel-, Lern- und Speiseraum mit sanitären Anlagen, in dem der "Förderverein der Schulen im Isarwinkel" eine Kleinkindergruppe am Vormittag, Mittags- und Hausaufgabenbetreuung sowie ein Ferienprogramm anbietet. Dazwischen kommt nun ein weiterer Container, der künftig als Gemeinschafts- und Begegnungsraum für die dort lebenden Flüchtlinge und als Lagerraum der "Kinderinsel" genutzt werden soll.

Der Bauausschuss stimmte dem gemeindlichen Antrag einstimmig zu - auch wenn der mit Holz verkleidete, rund 21 Quadratmeter große Gemeinschaftscontainer kleine Abweichungen von der Ortsgestaltungssatzung aufweist, auf die man in Lenggries sonst streng achtet. Weil es sich aber um einen vorübergehenden Zweckbau handelt, stimmte der Ausschuss zu. Markus Landthaler (FW) merkte allerdings an, dass das nun der vierte Container auf dem Areal sei. "Gefallen tut mir das nicht". Bürgermeister Werner Weindl (CSU) meint, dass die "Containersiedlung" nicht dauerhaft bleiben wird. Wie lange, könne momentan niemand vorhersagen.

Ehrenamtskoordinatorin Annette Ehrhart, die vor einem Jahr für die Betreuung der Flüchtlinge von der Gemeinde eingestellt wurde, freut sich jedenfalls über die Zustimmung zum Begegnungs-Container. Bisher habe es an einem Raum für Nachhilfe, Frauengesprächskreise oder Info-Veranstaltungen gefehlt. Zwar habe man das Pfarrheim nutzen können, aber nicht ohne vorherige Reservierung. "Spontanes Zusammensetzen" sei bisher nicht möglich gewesen. Weil die Bewohner, überwiegend aus Syrien und Eritrea, inzwischen besser Deutsch sprächen, könnten im neuen Gemeinschaftsraum auch Informationsveranstaltungen zu Themen wie Mülltrennung oder Kommunalpolitik organisiert werden. Die Nähe zur Schule und zu den Angeboten des Fördervereins im benachbarten Container sieht Ehrhart als Vorteil - für beide Seiten. Denn viele Flüchtlingskinder besuchten ohnehin die Übergangsklassen, Förderverein und Schule könnten den Raum ebenfalls nutzen.

Derzeit leben in Lenggries etwa 140 Flüchtlinge, die von einem Helferkreis mit gut 70 Mitgliedern betreut werden. 78 Plätze bieten die Container an der Geiersteinstraße, 71 Menschen sind in privaten Wohnungen und der ehemaligen Kaserne untergebracht. Manches sei einfacher geworden, weil sich die Sprachkenntnisse der Flüchtlinge verbessert hätten, sagt Erhart. Die Suche nach einem Arbeits- oder Praktikumsplatz und vor allem nach Wohnungen für anerkannte Asylbewerber, die aus den Unterkünften ausziehen müssen, nannte sie als ihre Hauptaufgaben.

Die Ehrenamtskoordinatorin freut sich auf eine Veranstaltung, die schon fast zur Tradition geworden sei: Zum dritten Mal wird am 4. Februar von 14 bis 18 Uhr der Lenggrieser Heimspielcup in der Mehrzweckhalle ausgetragen. Ein "Begegnungsfest", bei dem gemischte Fußballteams aus Flüchtlingen und Einheimischen ab 16 Jahren spielen. Für die Jüngeren gibt es Aktionen wie Parcours oder Kinderschminken, außerdem ein internationales Buffet für alle. Bei den vorangegangenen Turnieren seien 80 bis 90 Teilnehmer dabei gewesen, erzählt Ehrhart. "Die Halle war rappelvoll, und es wurde bis weit nach Mitternacht gespielt."

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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