Lenggries:Das Ende des Wintersports

Lesezeit: 1 min

Naturschützer Friedl Krönauer sagt, der Tourismus müsse sich bald umstellen

Der Kreisvorsitzende des Bunds Naturschutz sieht den Wintersport am Brauneck pragmatisch. Friedl Krönauer will weder die Skifahrer verteufeln noch den Bergbahn-Betreiber. Die Menschen wollten eben auf ihre Bretter steigen, und der Skizirkus bilde die Existenzgrundlage für viele Menschen in der Region - nicht nur in Lenggries. Und Krönauer geht ja selbst gerne Tourenski und Langlaufen. Doch er sagt: "Auch die Bergbahn-Betreiber werden irgendwann erkennen müssen, dass der Berg nach oben hin ausgeht." Oben, wo es vielleicht noch kalt genug wäre. Das Skigebiet am Brauneck liegt zwischen 700 und rund 1600 Metern Höhe.

Das Klima erwärmt sich. Weltweit ist die Temperatur in den vergangenen 100 Jahren um rund ein Grad Celsius gestiegen - der Alpenschutzkommission Cipra zufolge, die vor zwei Jahren in Benediktbeuern tagte, in den Bergen schon um fast zwei Grad. Es gibt immer weniger Schneesicherheit und damit immer weniger Skitage - und wenn, dann in den höheren Lagen und mit dem massiven Einsatz von Schneekanonen. Wenn es kalt genug ist. Darum sagt Krönauer: "Irgendwann rechnet sich der Betrieb nicht mehr." Beschneiung sei ein Auslaufmodell.

In einer Studie der Universität Innsbruck und des Deutschen Alpenvereins aus dem Jahr 2013 schneidet das Brauneck noch etwas besser ab als der Herzogstand oder der Blomberg, wo der Skibetrieb vor drei Jahren eingestellt wurde. Den Forschern zufolge gelten am Brauneck immerhin 21 Prozent der Pistenfläche bei einer weiteren Zunahme von 0,5 Grad Celsius noch als "schneesicher", also ausreichend mit Naturschnee bedeckt. Doch wird es wärmer, schrumpfen die Flächen: Bei einem Grad plus sind es nur noch vier Prozent, bei 1,5 Grad ist auch am Brauneck keine Schneesicherheit mehr gegeben. Dass die Temperaturen so stark steigen, ist nicht unrealistisch. Der Studie zufolge könnte es schon bis 2030 soweit sein. Bei solch einem Anstieg wäre selbst mit Kunstschnee am Brauneck nur noch die Hälfte der Pisten schneesicher. Bei plus zwei Grad keine mehr.

Krönauer warnt deshalb davor, mit den höher gelegenen Skigebieten in Tirol mithalten zu wollen, wo es auch beheizte Kabinen gibt. Die hiesige Region sei schon immer kleiner und familienfreundlicher gewesen. Auf den Skizirkus dürfe man sich aber auf einen Fall verlassen. Der Tourismus sollte sich umstellen - auf die Zeit, wenn der Schnee geschmolzen ist.

© SZ vom 30.09.2017 / dac, ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: