Laientheater:Prost, Vladi!

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Die Brauchtumsgruppe Gelting spielt "Der Vampir von Zwicklbach": Christoph Karner, Gabi Hanelt, Christa Rösch und Kurt Becker (v.l.). (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Schauspieler des Brauchtumvereins Gelting bringen den Dreiakter "Der Vampir von Zwicklbach" auf die Bühne

Von Sabine Näher, Gelting

Immer diese falschen Vorstellungen, die ein Berufsbild völlig in Verruf bringen! Darüber kann sich Vladimir, als original bayerischer Vampir kurz "Vladi" genannt, wirklich aufregen. Kreuze, Knoblauch, todbringende Bisse: Alles Humbug! Vladi lebt seit 150 Jahren friedlich im verlassenen Gut von Zwicklbach, ist einem Besuch im Weinkeller nie abgeneigt, aber nach Blut verlangt es ihn selten. Und wenn, dann schlummert sein Opfer für ein Stündchen ein. Der einsame Vampir jedoch kann während dieser Zeit in dessen Gestalt mal wieder ins pralle, bunte Leben eintauchen. Und zum Beispiel der feschen Betti als deren Gspusi Martl einen Besuch abstatten. "Der Vampir von Zwicklbach" heißt der Schwank in drei Akten von Ralph Wallner, den sich nach der gefeierten Inszenierung der Loisachtaler Bauernbühne nun auch die Theatergruppe des Geltinger Brauchtumvereins ausgesucht hat.

Seit 1975 wird in Gelting Theater gespielt; in jedem Jahr kommt mindestens ein neues Stück auf die Bühne. Seit vier Jahren hat Christoph Huber, im zivilen Leben Beamter im Informatiksektor, die Spielleitung inne. Etwa 15 aktive Mitglieder zählt die Gruppe derzeit. "Wir versuchen, die Figuren im Stück sowohl vom Alter als auch vom Charakter her passend zu besetzen", erklärt Huber. Acht Akteure braucht es für den "Vampir"; sechs sind zur Probe erschienen, zwei krank.

Und so kommt es, dass Robert Schöttl als Martl im Weinkeller mit Christa Rösch busselt, die eigentlich die Vampirjägerin Friedel spielt, aber kurzerhand Martls Freundin, die Betti, ersetzt. Schnell wird klar: Rösch ist ein Bühnentier. Man könnte auch sagen: eine Rampensau, denn bekanntlich ist das nicht despektierlich, sondern absolut anerkennend gemeint. Sie ist auf der Bühne völlig in ihrem Element, geht im Spiel auf und reißt ihre Partner mit. Wenn sie agiert, braucht es keine Korrekturen vom Spielleiter. Und nur selten Hilfestellung der beiden Souffleusen, Marion und Christine Denzel.

Bei manch anderem Akteur ist ihr Einsagen noch häufiger gefragt, aber es sind ja noch einige Tage bis zur Premiere. Mancher Texthänger könnte an diesem Abend aber auch eine spezielle Ursache haben: Um zu demonstrieren, dass "die Fassl" im Weinkeller keine Requisiten sind, lässt Huber daraus besten selbstgebrannten Schnaps ab, den er freigiebig verteilt. Jedenfalls bei der ersten Runde. Danach kommt nicht mehr jeder in den Genuss, was den Protest des sympathischen Vampirs Christoph Karner hervorruft: "I bin fei a mit'm Radl do!"

Doch nicht nur wegen des hochgeistigen Getränks herrscht beste Stimmung auf der Probenbühne. Aus wiederholten Hängern werden herrliche Slapstick-Szenen. "Theres, Baronin zu Zwicklbach", hebt der verliebte Vladi an. "Naaa! Theresia'!" schallt es zweistimmig aus dem Saal. "Theresia, Baronin zu Zwicklbach . . ." - erneute Unterbrechung: "Naaa! Erst Theres!" Nach zwei weiteren missglückten Anläufen passt es dann: "Theres! Baronin Theresia zu Zwicklbach! Reserl!"

Nett auch der Moment, als das Textbuch den Vampirbiss vorsieht. "Vladi!", hallt es aus dem Saal. "VLADI!" "Wos woas i, wo der steckt!", ruft Huber entnervt - und setzt stellvertretend zum vorgeblichen Biss in Bettis hübschen Hals an. Nicht alle Akteure sind schon so bühnenerfahren wie Christa Rösch oder Christoph Huber, der als "Hannes Petrus, ein unterdrückter Ehemann" agiert. Gabi Hanelt muss sich auf den Brettern, die die Welt bedeuten, noch ein wenig akklimatisieren, aber ihre durchaus liebenswürdige Baronin Theres hat das Potenzial, nicht nur den Vampir zu verzaubern. Kurt Becker gibt "den skurrilen Vampirjäger Fritz" sehr treffend. Und Robert Schöttl als Martl vereinnahmt mit seinem jugendlichen Charme.

Von der Geschichte soll nicht allzu viel verraten werden; die zwölf angesetzten Aufführungen sollen schließlich gut besucht sein. Dass die Akteure mit leidenschaftlichem Vergnügen bei der Sache sind, was sich auf den Saal sogar schon bei der Probe überträgt, ist indessen kein Geheimnis.

Brauchtumsgruppe Gelting: "Der Vampir von Zwicklbach", Kindergartensaal, Leitenstraße 4, Gelting, Premiere am Samstag, 11. März, 20 Uhr, weitere Vorstellungen gibt es am 12., 18. 19., 24., 25., 26. 31. März, 1., 2., 7. und 8. April, Karten zu 9 Euro kann man bestellen unter Telefon 08171/78632 (täglich ab 15 Uhr)

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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