Kurzkritik:Schwierige Balance

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"Die Taschenphilharmonie" mit Mozart in Holzhausen

Von Reinhard Szyszka, Münsing

Das Ambiente der Holzhauser Musiktage ist unverwechselbar: Die Anfahrt auf holprigen Waldwegen, das Parken auf grüner Wiese, der Hof von Gut Ried mit den Stallungen, aus denen die Pferde neugierig auf die Besucher blicken. Als Konzertsaal dient die umfunktionierte Reithalle mit Sandboden. In diesem rustikalen Rahmen klassische Musik zu präsentieren - das hat was. Am Freitag war die Münchner "Taschenphilharmonie", nach eigenem Bekunden "das kleinste Sinfonieorchester der Welt", hier zu Gast.

Das Konzept der "Taschenphilharmonie" ist so einfach wie genial: Orchestermusik wird in kleinstmöglicher Besetzung gespielt, um sie kammermusikalischer zu machen, ohne auf die klangliche Vielfalt eines Orchesters zu verzichten. Natürlich geht das nicht ohne Arrangements ab; Puristen, die jede Abweichung vom Notentext des Komponisten verabscheuen, werden sich mit Grausen abwenden. Doch die großen Musiker der Vergangenheit besaßen keinerlei Scheu, das musikalische Material den verfügbaren Kräften anzupassen.

Bearbeitungen haben durchaus ihre Berechtigung, solange sie mit Geschmack und Geschick gemacht sind, die Eingriffe in die Partitur auf ein Minimum beschränken und die Intentionen des Komponisten respektieren.

Die "Taschenphilharmonie" war im Dutzend angereist: Sechs Streicher, fünf Bläser und der Dirigent Peter Stangel, der nicht nur alle Arrangements "verbrochen" hatte, sondern den Abend auch amüsant und kenntnisreich moderierte. Das Programm begann mit der Ouvertüre zur Mozart-Oper "Der Schauspieldirektor", spritzig und schwungvoll gespielt. Stangel legte einen geradezu flamboyanten Dirigierstil mit vollem Körpereinsatz an den Tag. In seiner Moderation zeichnete der Dirigent Mozarts Leben anhand von Briefen nach, im Wechsel mit den Sätzen der "Kleinen Nachtmusik".

Nach der Pause dann die große g-Moll-Sinfonie, und hier zeigte sich die Problematik der kleinen Besetzung. Auf der einen Seite ein Streichsextett, auf der anderen der Bläserkorpus eines Sinfonieorchesters: Das konnte nicht gut gehen. Die Balance war empfindlich gestört, die Streicher waren oft kaum zu hören. Es hat schon seinen Grund, warum im normalen Orchester die Streicher chorisch besetzt sind, die Bläser aber solistisch. Als Zugabe wiederholten die Musiker den Finalsatz der "Kleinen Nachtmusik", wo sich die Stimmen weit besser mischten als in der Sinfonie, so dass letztendlich doch der positive Eindruck überwog.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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