Kommunalpolitische Visionen:Vorwärtskommen ohne Auto

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Klaus Koch ist Dritter Landrat und sitzt für die Grünen auch im Eurasburger Gemeinderat. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Kreis-Grünen erläutern ihre Politik für die kommenden drei Jahre

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Verkehrspolitik und Energiewendefragen, bezahlbarer Wohnraum und Abfallwirtschaft - diese Themen haben die Kreis-Grünen bei ihrem Pressegespräch am Mittwochabend angesprochen. Neun führende Grünen-Politiker wollten über künftige Projekte sprechen - zur Halbzeit der Kommunalwahlperiode. Für den Dritten Landrat Klaus Koch hängen all diese Themen zusammen. Wohnungen und eine auch ohne Auto funktionierende Verkehrsinfrastruktur zu schaffen, sich für den Schul- und Bildungsstandort einzusetzen, das schaffe attraktive Rahmenbedingungen für kleine und mittelständische Unternehmen. "Das ist Wirtschaftsförderung in Reinform", sagt er.

Verkehr

Die Grünen wollen den Umbau der Verkehrsmittel- und -infrastruktur. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) soll weiter ausgebaut werden. Wie Kreissprecher Alexander Müllejans moniert, fehle es noch an Querverbindungen zwischen den S-Bahn-Ästen. "Wir müssen auch über neue Konzepte nachdenken", sagt er. Um die Energiewende im Verkehr umzusetzen, reiche es nicht, die Zahl der existierenden Autos durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen. "Es geht um die Mehrfachnutzung von Fahrzeugen." Dazu zählt Müllejans auch E-Bikes, Pedelecs und E-Motorräder. Beispielhaft führt er das Projekt "MoRe Oberland" (Mobile Region Oberland) an. Es sieht ein Netzwerk von Kommunen, Firmen, örtlichen Händlern, lokalen Energieversorgern, Gastgebern und Tourist-Informationen vor, über das sich Einheimische und Besucher Elektrofahrzeugen ausleihen können. Müllejans sieht die Kommunen gefordert, Fahrzeuge bereit zu stellen. "Erst wenn wir attraktive Verkehrsinfrastrukturangebote schaffen, kommen wir weg vom Verbrennungsmotor." Im ÖPNV wünscht sich Müllejans, Diesel- durch Elektrobuss zu ersetzen. Koch fordert, den Nahverkehrsplan für den Landkreis jetzt zu überarbeiten, nicht erst nach der geplanten Fertigstellung der S7-Verlängerung nach Geretsried. Der ÖPNV müsse bessere und enger getaktete Linien anbieten. Denn nur ein attraktives System werde genutzt.

Bezahlbarer Wohnraum

Für Beate Paulerberg, Kreisrätin und Geretsrieder Stadträtin, muss im Landkreis künftig höher und dichter gebaut werden. Nur so lasse sich der massive Flächenfraß stoppen. In Bayern würden täglich 15,8 Hektar in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. "Deswegen ist für uns das Lorenz-Areal in Geretsried mit 600 Wohnungen so wichtig", sagt sie. Darauf könnten viele bezahlbare Wohneinheiten entstehen, die dringend gebraucht würden. Kreissprecherin Barbara Schwendner fordert von Kommunen, künftig vermehrt das Mittel der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) anzuwenden. Damit können Bauträger gezwungen werden, einen Teil der Wohnfläche günstig auf dem Markt anzubieten. Vorgaben, die nur den Bau von Einfamilienhäusern erlaubten, dürfe es nicht mehr geben. Reihen- und Mehrfamilienhäuser müssten möglich sein.

Abfallwirtschaft

Dass im Landkreis die Gelbe Tonne für Leichtverpackungen eingeführt und damit von 2018 an von einem Bring- auf ein Hol-System umgestellt wird, sieht Koch als "Riesenschritt zu mehr Nachhaltigkeit". Die Grünen wollten, dass mehr recycelt werde. So würden laut aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes im Hol-System 29,6 Kilogramm Leichtverpackungen pro Einwohner im Jahr gesammelt. Abzüglich von Fehlwürfen (9,5 Kilogramm) sei das immer noch rund doppelt so viel wie im Bring-System mit 11,4 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. "Der beste Müll ist aber der, den man gar nicht produziert", sagt Koch. Unter anderem gibt der Kreisverband die Informations-Broschüre "Plastik praktisch, aber problematisch" heraus, um die Bürger über die Gefahren des Materials aufzuklären und Alternativen aufzuzeigen.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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