Kommentar:Ein gutes Ende für Bad Tölz

Lesezeit: 1 min

Warum es gut ist, dass die Immobilien-Rochade in der Kreisstadt vom Tisch ist

Von Klaus Schieder

Vor gut zwei Jahren verblüffte Bürgermeister Josef Janker mit der Idee zu einer Immobilien-Rochade in Bad Tölz. Sein Plan sah vor, dass die Erzdiözese München und Freising das alte Klostergebäude der Franziskaner von der Stadt kauft, die Kommune die Franzmühle erwirbt, die der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt und damit der Kirche gehört, und die Pfarrei die Alte Madlschule von der Stadt übernimmt. Es ist eine große Erleichterung, dass nach den Wertgutachten für alle drei Gebäude nun feststeht: Dieser Ringtausch ist endgültig vom Tisch. Profitiert hätte nur das Erzbistum, sonst niemand.

Es war von Anfang an rätselhaft, wo die Vorteile dieses Bäumchen-wechsel-Dich für die Tölzer Bevölkerung liegen sollen. Sie hätte die Alte Madlschule verloren, die von den Vereinen "Komische Gesellschaft" und "Lust" mit Engagement und Fantasie zu einer Kulturstätte aufgebaut wurde, wie man sie im Landkreis so charmant-subversiv nicht noch einmal findet. Bei einem Auszug hätten die Kulturschaffenden ein neues Zuhause suchen müssen - und wohl nicht gefunden.

Die Stadt wiederum hätte das Klostergebäude ans Erzbistum veräußert, das sie selbst zu einem sozialen Zentrum entwickelt hat. Die einzige Überlegung für einen solchen Schritt: Die seelsorgerische Arbeit für die Franziskanerkirche wäre leichter. In eben jenem Gotteshaus, für das Gläubige in Tölz lange kämpfen mussten, damit es mit dem Segen der Kirchenoberen nicht entweiht wird. Während die Erzdiözese also ein saniertes und funktionierendes Gebäude übernommen hätte, wäre der Stadt das Pfarrheim Franzmühle für die Jugendarbeit zugefallen. Das passt von seinen Räumen her nicht dafür, besitzt so gut wie keine Außenanlagen, muss erst für viel Geld brandschutzsaniert werden. Fazit: Der Ringtausch wäre ein mieses Geschäft für Tölz gewesen.

Das Aus ist gut für fast alle. Die Tölzer behalten ihr etabliertes Sozialzentrum und die Alte Madlschule als besonderen Kulturtreff. Die Pfarrei hingegen kann mit ihrem Pfarrheim weiter ganz gut leben: Auch wenn es ein paar Fußminuten von der Stadtpfarrkirche entfernt ist, liegt es noch zentral. Und was die Franziskanerkirche angeht, so wird darin zumindest sonntags noch eine Messe gefeiert. Für mehr Gottesdienste, Andachten und Beichten fehlen eh die Priester.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: