Königsdorf:Menschlichkeit toppt Kritik

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Zum ersten Helfertreffen Asyl in Königsdorf kommen 60 Bürger

Von Claudia Koestler, Königsdorf

In zweierlei Hinsicht war das erste Helfertreffen Asyl in Königsdorf am Mittwoch bemerkenswert: Zum einen, weil sich auf Anhieb über 60 Bürger eingefunden hatten, die sich über ehrenamtliche Unterstützung der Flüchtlinge vor Ort informieren wollten. Zum anderen, weil sich ein klares Signal herausschälte: Die Anwesenden wollen auch möglicher Kritik an der Aufnahme von Asylbewerbern entgegentreten: "Es sind bestimmt viele Königsdorfer unsicher, was da auf uns zukommt. Aber wenn die Asylbewerber erst einmal da sind, wird vielen sicher das Herz aufgehen", fasste ein Bürger zusammen. Und Marlies Woisetschläger (UBL) fügte an: "Wir sind uns einig, wir wollen sie in der Dorfmitte haben, nicht außerhalb, das ist der bessere Weg zur Integration. Die Jugendsiedlung hat einen anderen Auftrag."

Auch Bürgermeister Anton Demmel (FW) habe in der Vergangenheit skeptische Stimmen vernommen im Dorf. "Es mag viele Gründe geben, warum man der Aufnahme von Asylbewerbern kritisch gegenüber steht", sagte er. "Aber einen Grund dafür gibt es, und der ist wichtiger als alle anderen: Menschlichkeit". Damit war der Tenor gesetzt für den Abend des ersten Treffens der Königsdorfer Helfer. In der zweistündigen Versammlung wurden dann konkret Fragen geklärt, die mit der bevorstehenden Belegung der Stockschützenhalle im Raum stehen, von organisatorischen Abläufen bis hin zu Hilfen im Alltag. Elena Shushunova stellte zunächst den Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" vor, Hauptamtsleiter Max Donner übernahm daraufhin die Ideensammlung für Strukturen innerhalb des Helferkreises.

Gemäß der Landkreisquote muss Königsdorf derzeit 49 Flüchtlinge aufnehmen. Die Stockschützenhalle wird ab Mitte Dezember etwa 54 Personen Platz bieten, allerdings nur für sechs Monate mit einer maximalen Verlängerung von zwei Monaten. Ein dauerhafteres Quartier für 36 Personen soll hingegen die Unterkunft am Roßmoosweg werden, die kurz vor dem Baubeginn steht. Die Gemeinde sei darüber hinaus weiter am Suchen und Planen, sagte Demmel. 2016 rechne der Landkreis nach Angaben des Bürgermeisters mit 2900 weiteren Asylbewerbern. "Wir arbeiten deshalb mit der Planzahl 120 Flüchtlinge, die bis Ende 2016 in Königsdorf untergebracht werden sollen", erklärte Demmel.

Hilfe durch Ehrenamtliche sei vor allem bei der Orientierung im Alltag und für Sprachkurse in Deutsch nötig, sagte Donner. Für die Versorgung werde eine Cateringfirma für die Stockschützenhalle beauftragt, weil dort keine Küchenzeile eingebaut werden kann. Doch es brauche Helfer, die den Flüchtlingen zur Seite stehen bei bestimmten Erledigungen wie Arztbesuche oder Behördengänge, wo die nächsten Einkaufsmöglichkeiten seien und wie man sie erreicht. Donner betonte, dass es dabei stets um Hilfe zur Selbsthilfe gehen müsse: "Also die Leute nicht einfach ins Auto packen, sondern zeigen, wo der Bus geht." Hausregeln würden in zahlreichen Sprachen vom Landratsamt herausgegeben. Was das Zusammenleben angehe: "Es sind alles erwachsene Menschen, man sollte ihnen auf Augenhöhe begegnen und sie ansprechen, was hier gesellschaftliche und kulturelle Regelungen betrifft", sagte Shushunova. Bereits jetzt haben sich sieben Königsdorfer bereit erklärt, Sprachkurse zu geben, und Demmel berichtete, ein Sponsor habe einen fünfstelligen Betrag zugesichert für Materialkosten.

Wer sich für bestimmte Aufgaben interessiert oder Gruppenaufgaben vorschlagen möchte, kann sich am besten bis Mittwoch, 25. November, bei Maximilian Donner melden, Telefon 08179-931216 oder per Mail unter donner@gemeinde-koenigsdorf.de

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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