Königsdorf:Christsoziale Grenzgänge

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Marcel Huber, Leiter der Staatskanzlei, referiert bei der Kreis-CSU über Flüchtlingspolitik

Von Matthias Köpf, Königsdorf

Der Kreisvorstand der CSU Bad Tölz-Wolfratshausen zeigt sich mit der eigenen Partei sehr zufrieden: "Es ist ganz großartig, was die CSU da tut", sagt etwa der Münsinger Ortsvorsitzende Martin Ehrenhuber trotz sinkender Umfragwerte, und Heiko Arndt aus Egling fordert: "Halten Sie Kurs!" Die Aufforderung gilt dem Leiter der Staatskanzlei, Marcel Huber, den die Kreis-CSU zu ihrer Vorstandssitzung am Montagabend nach Königsdorf eingeladen hatte. "So eine Veranstaltung zeigt einem, dass man richtig liegt", sagt der Gast. Zuversicht lässt sich bei den sonst so selbstwussten Christsozialen trotzdem kaum erkennen. Stichwörter wie Destabilisierung und Überforderung prägen den Abend. Denn Ministerpräsident Horst Seehofer hat seinen obersten Problemlöser Huber vor einem Jahr anstelle der schon damals überforderten Sozialministerin zum Quartiermeister der Flüchtlingskrise gemacht. Und der Kreisvorsitzende Martin Bachhuber versichert gleich eingangs, wie viele Menschen sich derzeit an ihn wenden würden mit der Bitte, doch dieser Flüchtlingskrise endlich Einhalt zu gebieten.

In der Stunde, die Huber seinen knapp 40 Parteifreunden widmet, referiert er das volle Programm der Staatsregierung von Balkanzentren über Grenzkontrollen bis zu exterritorialen Transitzonen. Es gehe um die Balance zwischen Hilfsbereitschaft und Überforderung, bekräftigt er und bemüht sich selbst um Unterscheidungen. Etwa um die zwischen syrischen Kriegsflüchtlingen, die "Wahnsinniges durchgemacht" haben, und Albanern, die laut Huber oft genug nur überwintern wollten, "bis der Geldbeutel wieder voll ist"; zwischen bayerischer "gelebter Nächstenliebe in einem Ausmaß, das man in der Welt selten sieht" und jungen Männern arabischer Abstammung, "die auch wertemäßig ganz woanders herkommen"; zwischen denen, die am Münchner Hauptbahnhof mit ihrem Jubel nur noch mehr Flüchtlinge anlockten, und denen, die lieber anpackten und inzwischen am Ende ihrer Kräfte seien. Dabei steht die ganze Zeit auch der Unterschied auf dem Spiel zwischen der CSU und jenen Rechtspopulisten, die man aus der Situation keinesfalls Kapital schlagen lassen dürfe.

Der vielköpfige CSU-Kreisvorstand lauscht Huber dankbar und zustimmend. Den vielen ehrenamtlichen Helfern zollen die Christsozialen höchsten Respekt. Uneins sind sie nur in der Frage, ob man im Landkreis an der Grenze der eigenen Leistungsfähigkeit stehe, wie Bachhuber warnt, oder ob diese Grenze schon überschritten ist, wie der Kochler Bürgermeister Thomas Holz erklärt: "Wir können nicht mehr."

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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