Kochel am See:Zweifel am Trimini-Frieden

Lesezeit: 2 min

Rund 200 Kochler sind zur Bürgerversammlung in die Heimatbühne gekommen. Hauptthema war das Freizeitbad Trimini. (Foto: Manfred Neubauer)

Auf der Bürgerversammlung wird Kritik an der Verständigung zwischen der Gemeinde und der Kristall-Gruppe laut, die das Bad jetzt umbauen und wiedereröffnen soll

Von Alexandra Vecchiato, Kochel am See

Nicht jeder in Kochel will dem frisch geschlossenen Frieden zwischen Gemeinde und Kristall Trimini Kochel am See GmbH trauen. Das machten die Wortmeldungen in der Bürgerversammlung am Donnerstag deutlich. Wie Patrik Bohn haben einige Kochler Bedenken, dass die Kristall-Gruppe erneut die Modernisierung des Freizeitbades Trimini stoppen werde, wenn ihr neue Forderungen an die Gemeinde einfielen. "Ich sage voraus, dass es wieder genauso enden wird", sagte Bohn. Er mag insbesondere dem Kristallbäder-Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Steinhart nicht trauen.

Bohn fand es erstaunlich, dass zum wiederholten Mal auf einer Bürgerversammlung die Wiedereröffnung des Trimini gefeiert werde. Dabei habe sich aus seiner Sicht nicht viel geändert, da der Gemeinderat weiterhin mit der Kristall Trimini Kochel am See GmbH weiterarbeiten wolle. Und Hauptprotagonist in der Kristall-Gruppe sei Heinz Steinhart, dessen Vergangenheit in Kochel bekannt sei. "Man wusste, mit wem man da verhandelt." Etwa 38 Millionen Euro hatte Steinhart als Bankier von Anlegern gesammelt, um angeblich Spaßbäder in ganz Deutschland zu bauen. Tatsächlich steckte er das Geld in sein Firmenimperium. Das Landgericht Mannheim verurteilte Steinhart im April 1990 wegen Untreue und Betrugs zu sechs Jahren und neun Monaten Gefängnis.

Bohn bezweifelt, dass der neue Vertrag, der erst noch notariell beurkundet werden muss, wirklich abgeschlossen werden wird. "Wenn nicht, dann wird der Gemeinderat hoffentlich endlich Konsequenzen ziehen", sagte der Rieder. Zudem prangerte er an, dass die Gemeinde zusätzlich 2,1 Millionen Euro bezahlen möchte. Der Imageschaden in den vergangenen Jahren sei immens gewesen.

Bürgermeister Thomas Holz (CSU) widersprach: Den Vertrag schließe man nicht mit Steinhart, sondern mit der Kristall Trimini Kochel am See GmbH, einer Tochter der Kristallbäder-Gruppe, zu der mehr Personen gehörten. Als sich der Gemeinderat 2011 entschieden habe, der GmbH den Umbau und den künftigen betrieb des Trimini zu übergeben, habe Steinhart nicht am "operativen Geschäft" teilgehabt. Zudem habe es eine europaweite Ausschreibung nach strengen Kriterien gegeben.

Mit der Zahlung der zusätzlichen Millionen gehe Kochel kein Risiko ein, denn das Geld werde erst fällig, wenn das Trimini komplett saniert eröffnet wird. "Wenn nichts gebaut wird, zahlen wir keinen Euro", sagte der Bürgermeister. Dass das Image Kochels und der Freizeiteinrichtung durch den jahrelangen Streit gelitten habe, gab Holz zu. Aber was wäre die Alternative, fragte er in die Runde. Bei einer Kündigung des Vertrags hätte man mit bis zu zehn Jahren Streitereien vor Gericht rechnen müssen.

Bohn gab nicht nach. Es möge sein, dass die Kristall-Gruppe nicht nur aus Steinhart bestehe. Aber wenn ein Unternehmensvertreter Stellung beziehe, dann sei dies eben der Haupteigentümer.

Steinhart zeigte sich am Donnerstag in der "Abendschau" des BR zufrieden mit der Einigung. Er nannte die Eröffnung im November 2016 einen "ehrgeizigen Zeitplan", da man mit den Bauarbeiten neu beginnen müsse. 2013 sollte der Umbau schon fertiggestellt sein, auch wegen dieser Verzögerung wird alles teurer. Am Ende wird die Gemeinde insgesamt sechs Millionen Euro beigesteuert haben.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: