Kochel am See:Mehr Sicherheit am Kesselberg

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Der Kesselberg gilt seit Jahren als unfallträchtige Strecke. 2014 verunglückten dort 21 Motorradfahrer, 14 von ihnen wurden schwer verletzt. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit neuen Leitschwellen in der Straßenmitte sollen Motorradfahrer vom Rasen abgehalten werden

Von Claudia Koestler, Kochel am See

"Man ist ja normalerweise gerne ganz vorne - nur nicht in dieser Kategorie": Das sagte Michael Kordon, Leiter des Staatlichen Bauamts Weilheim, bei einem Ortstermin am Montag am Kesselberg. Denn noch immer steht dieser Abschnitt der Bundesstraße 11 bayernweit an der Spitze, wenn es um Unfallhäufungen geht. Seit Jahren versucht die Polizei dort zwar bereits mit Verkehrskontrollen, Tempolimits und Überholverboten die Situation zu entschärfen - bisher allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Nun setzt die Unfallkommission des Landkreises, die aus Polizei, Straßenverkehrsbehörde und Staatlichem Bauamt besteht, eine weitere baulichen Maßnahme um, welche die Sicherheit am Berg verbessern soll: Seit Montag werden sogenannte "Leitschwellen mit Baken" entlang der Mittellinie angebracht. Diese dienen als physische Fahrbahnteiler, um zum langsamen Fahren zu bewegen und eine der häufigsten Unfallursachen, das sogenannte Kurvenschneiden, zu unterbinden.

Zwar hatte es am Kesselberg zuletzt im Jahr 2011 einen Verkehrsunfall mit Todesfolge gegeben. "Doch jeder Unfall ist nach wie vor zu viel", sagte Kordon. Zumal insbesondere die schweren Unfälle auf der serpentinenreichen Strecke nicht abnehmen. Im Gegenteil: Allein im vergangenen Jahr gab es am Kesselberg 21 Verkehrsunfälle mit Motorrädern. Dabei wurden 14 Fahrer schwer verletzt. 2014 kam es auf der kurvenreichen Passstraße zu 19 Motorradunfällen, zwölf davon verliefen schwer. Eine Umkehr des Trends ist nicht abzusehen, bis Mai dieses Jahres waren bereits vier Kraftradfahrer am Kesselberg schwer verunglückt. Und das, obwohl das Staatliche Bauamt bereits einiges unternommen hat, um die Verkehrssicherheit zu verbessern. Unter anderem sind alle Leitplanken in den Außenkurven mit Unterfahrschutz ausgerüstet, vor zwei Jahren wurden die sogenannten Rüttelstreifen auf die Fahrbahn aufgeklebt. Nun also ein neuerlicher Versuch mit Leitschwellen. Diese werden bis Ende der Woche an den unfallträchtigsten Stellen - vor und hinter der Brünnlkurve und der Aussichtskurve - auf einer Länge von rund 1,2 Kilometern auf die Fahrbahn geschraubt. Damit Regenwasser abfließen und Schnee geräumt werden kann, sind die massiven gelben Leitschwellen alle drei Meter unterbrochen. Die Baken - senkrecht nach oben stehende weiß-rote Reflektoren - geben nach, sollte doch einmal ein Fahrzeug über die Schwellen fahren. Kordon zufolge gebe es Leitschwellen bereits vereinzelt an Gefahrenstellen. In dieser Länge am Kesselberg seien sie allerdings ein Pilotprojekt. Drei Jahre lang sollen sie mindestens bleiben, um verlässlich abschätzen zu können, ob sie die Zahl der Unfälle verringern. Sollten sie sich bewähren, könnten sie auf die gesamte Strecke ausgedehnt werden, sagte Kordon.

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) äußerte sich ebenso wie der Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber (CSU) froh darüber, dass erneut versucht werde, Rasern Einhalt zu gebieten. Er halte aber Kontrollen und die Beschlagnahme von Motorrädern, wie sie von 2007 bis 2009 praktiziert worden war, für die wirkungsvollste Methode, sagte Niedermaier. Wenn die Leitschwellen nicht ausreichend greifen, sollte die Verkehrskommission eine "Sonderregelung Kesselberg" für die Wiedereinführung verstärkter Kontrollen samt Beschlagnahmen anstreben.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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