Freizeit- und Erlebnisbad:Kündigung für Trimini-Mitarbeiter

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Das Angebot, zur Schwester-Therme nach Schwangau zu wechseln, ist nicht für alle Angestellten eine annehmbare Option. Die Leiterin des Kocheler Bades befürchtet, dass die Baustelle zunehmend verfällt.

Von Benjamin Engel, Kochel am See

Im Streit über das Freizeit- und Erlebnisbad Trimini verschärfen sich die Auseinandersetzungen wieder. Jetzt will Heinz Steinhart, Aufsichtsratsvorsitzender der Kristallbäder AG, die das Bad mit der Kristall trimini Kochel am See GmbH betreibt, die verbliebenen Mitarbeiter kündigen. Das Angebot, in die Kristall-Schwester-Therme nach Schwangau wechseln zu können, ist nicht für alle Mitarbeiter eine Option. Sie bangen um ihre Zukunft und appellieren an Betreiber und Gemeinde, sich zu einigen.

Eine Übereinkunft scheint unterdessen wieder schwieriger geworden zu sein. Seit Herbst 2013 ruhen die Sanierungsarbeiten, seit November des Vorjahres ist das Bad in Kochel geschlossen. Anfang Dezember hatten sich Bürgermeister Thomas Holz (CSU), Steinhart und Vertreter der Regierung von Oberbayern darauf verständigt, den Vertrag zu erfüllen und das Bad fertigzustellen.

Allerdings klagt der Betreiber vor dem Landgericht München weiterhin gegen die Kommune. Steinhart wirft dem Bürgermeister vor, sich stur zu zeigen. Dieser wolle alle besiegen, sagt er auf Nachfrage am Mittwoch. Ohne neue Regelung, fügt Steinhart an, könne das Kochler Bad eine ewige Baustelle bleiben.

Arbeiten an der Kocheler Dauerbaustelle: Die Haustechniker Hans und Andy Heckl sowie Cheftechniker Marco Kettmann, Kristall Bäder AG. (Foto: Manfred Neubauer)

Gerichtlich soll geklärt werden, ob sich Kochel vertragswidrig verhalten hat. Steinhart fordert von der Kommune knapp eine Million Euro. Die Summe sei entstanden, weil die Gemeinde der Kristall trimini Kochel am See GmbH Geld schulde, weil diese das Bad trotz Defizits weitergeführt habe, sagt Steinhart. Zudem habe sein Betreiberunternehmen über 500 000 Euro Gebühren an eine Bank aus München zahlen müssen, weil es einen für die Sanierung vorgesehenen Kredit nicht abnehmen konnte. Die Gemeinde müsse diese Beträge akzeptieren und erklären, dass das Bad wieder geöffnet werde, sagt Steinhart. Dann sei eine Übereinkunft möglich.

Steinhart sieht sich gezwungen, die fest angestellten Mitarbeiter im Laufe des Januar zu kündigen. Danach laufe die Kündigungsfrist ein bis zwei Monate je nach Mitarbeiter. Dieser Schritt sei wegen des Stillstands notwendig. Wer wolle, könne aber in Schwangau weiterarbeiten.

Angesichts dessen appelliert Sabine Krönauer, bisherige Assistentin der Geschäftsführung und Leiterin des Kochler Bades, sich zu einigen. Ohne das Unternehmen Kristall, fürchtet sie, gebe es für das Bad keine Zukunft. Die Kommune habe die Bauruine aus ihrer Sicht nicht mehr im Griff. Wenn das Bad weiterhin leer stehe, gehe es immer mehr kaputt. Schon jetzt zeigten sich Frostschäden. Außerdem greife Vandalismus um sich. Eine Tür sei eingetreten, ein Bauzaun umgefallen, sagt Krönauer. "Kochel braucht das Trimini und wir brauchen das Trimini."

Betriebsleiterin Sabine Krönauer befürchtet einen Verfall des Trimini. (Foto: Manfred Neubauer)

Krönauer hofft auf eine Einigung. Derzeit leitet sie übergangsweise das Restaurant in der Kristall-Therme in Schwangau. Dort sehe sie, wie das Kochler Bad funktionieren könne. Zudem könnten nicht alle Festangestellten problemlos nach Schwangau wechseln. Ein Bademeister habe beispielsweise gar kein Auto, sagt Krönauer.

Es gehe nicht um Sieg und Niederlage, sagt Bürgermeister Holz. Die Gemeinde wolle ein funktionierendes Bad mit einer Thermenlandschaft haben. Wenn jetzt Mitarbeiter gekündigt würden, sei das dramatisch. Allerdings liege der Ball beim Unternehmen Kristall, sagt Holz. Der Betreiber müsse das Bad wieder aufsperren. Schließlich stehe im PPP (Public Private Partnership)-Vertrag zwischen Betreiber und Kommune, dass das Bad weiterzuführen sei. Der Kochler Bürgermeister kann nicht verstehen, warum der Betreiber die Klage aufrecht erhält. Schließlich wolle man sich doch gütlich einigen. Wegen finanziellen Forderungen verlangt Holz vom Unternehmen Kristall, konkrete Belege und Nachweise vorzulegen. Das sei bisher unterblieben. Erst dann könnten sie verhandeln. Aus Sicht von Holz hat die Gemeinde die finanzielle Seite des Vertrags erfüllt. Sie sei für den Baustopp von 2013 und damit für die Kosten der unterbliebenen Kreditabnahme der Firma Kristall nicht verantwortlich.

© SZ vom 08.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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