Knochenmarkspende:Die Freude, ein Leben zu retten

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Ludwig Irmer aus Geretsried spendet bei der Aktion Knochenmarkspende in Gauting Stammzellen, die mit einem speziellen Verfahren aus dem Blut gefiltert werden.

Von Blanche Mamer, Gauting/Geretsried

"Bei der Voruntersuchung hat sich der Arzt gefreut, dass ich 100 Kilo wiege. Das war das erste Mal, dass ich kein schlechtes Gewissen haben musste, weil ich leicht Übergewicht habe", sagt Ludwig Irmer aus Geretsried. Der 30-Jährige, der sich in seiner Freizeit beim Technischen Hilfswerk (THW) engagiert, liegt in einem Behandlungszimmer der Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) in Gauting, um Stammzellen für einen Leukämiepatienten zu spenden. Vor einem Monat kam die Anfrage, unter den weltweit 32 Millionen typisierten Spendern habe Irmer am besten gepasst, sagt der behandelnde Arzt Ulrich Hahn.

Je mehr Gewicht jemand auf die Waage bringt, desto mehr Blut zirkuliert in seinem Körper, und entsprechend mehr Stammzellen können gebildet werden, sagt Irmer. In Irmers Armbeugen hängen Transfusionsschläuche und Kabel, die zu verschiedenen medizinischen Geräten führen, die seine Körperfunktionen anzeigen. Mehr als zwei Stunden ist er an den Zellseparator angeschlossen, der Stammzellen aus dem Blut seiner rechten Armvene filtert und das Blut im ständigen Kreislauf auf die linke Seite zurückgeführt. Dieses spezielle Verfahren, die Stammzellenapherese, wird in Gauting bei etwa dreiviertel der etwa 400 Stammzellenspenden im Jahr angewandt. Bei einem Viertel erfolgt die Entnahme unter Narkose aus dem Knochenmark im Beckenraum, erklärt Hahn. Welches Verfahren angewandt werde, hänge von der Art der Leukämie und vom Transplanteur ab.

Die Apherese setzt voraus, dass zunächst die Zahl der Stammzellen im Blut erhöht wird. Dazu ist eine vier- bis fünftägige Vorbehandlung mit einem Medikament erforderlich, das zweimal täglich gespritzt wird. Das Immunsystem wird aktiviert, der Körper glaubt, sich gegen eine Infektion wehren zu müssen und überträgt Stammzellen vom Knochenmark in das periphere Blut. 2013 habe er sich typisieren lassen, sagt Irmer. Er freut sich, nach relativ kurzer Zeit ein Leben retten zu können.

Neben dem Bett sitzt Martin Uerkvitz vom BRK-Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen, der am Montag in München Stammzellen gespendet hat. Die beiden ehrenamtlichen Helfer haben sich durch die Spendenaktion näher kennengelernt. Uerkvitz, der sich 2003 bei der AKB, typisieren ließ, war schon einmal für eine Spende vorgesehen, doch ein anderer passte dann besser. Er fühle sich gut, spüre nur einen leichten Muskelkater.

Nach zweieinhalb Stunden löst Hahn die Schläuche in Irmers Armen und zeigt den Beutel mit der goldbraunen Flüssigkeit, den Stammzellen. Die werden gleich untersucht, auch das Blutbild und die Blutwerte des Spenders werden noch geprüft. Innerhalb von 48 Stunden muss das Blutpräparat die Transplantationsklinik erreichen in der ein Patient schon wartet.

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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