"Klimafrühling im Oberland":Moore schützen das Klima

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Birgit Weis und Elisabeth Pleyl engagieren sich für Renaturierung und Wiedervernässung. Vegetationsökologe Matthias Drösler referiert dazu in Königsdorf.

Von Lisa Kuner, Königsdorf

Sonnentau, Kreuzotter oder auch Argus-Bläuling: In Mooren leben und wachsen viele seltene und schützenwerte Tier- und Pflanzenarten. Artenschutz ist aber nicht der einzige Grund, warum Moore erhalten werden müssen. Sie dienen auch dem Wasserrückhalt bei Hochwasser und dem Klimaschutz. Im Landkreis engagieren sich Birgit Weis vom Landesbund für Vogelschutz und Elisabeth Pleyl als Moor-Fachkraft beim Landratsamt und Gebietsbetreuerin beim Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) Benediktbeuern zusammen mit der Tölzer Moorachse für die Wiedervernässung und den Erhalt von Mooren.

Moore enthielten einen hohen Anteil an nicht zersetztem, organischem Material, das sie zu einem guten Speicher für Kohlenstoffdioxid (CO₂) mache, sagt Pleyl. Ein Hektar feuchtes Moor könne jährlich zwölf bis 15 Tonnen CO₂ kompensieren, das entspreche dem Ausstoß von fünf Mittelklasseautos. In Bayern seien nur 16 Prozent der ursprünglich 220 Hektar Moorfläche erhalten, 98 Prozent davon seien entwässer worden.

Die Gräben zur Entwässerung der Moore seien meist Anfang des vergangen Jahrhunderts gezogen worden. Bei der Entwässerung gelange Luft an den ehemals wassergetränkten Torf und es würden große Mengen an CO₂ und auch Lachgas freigesetzt. Die Entwässerung sei im Freistaat für acht Prozent aller klimarelevanten Emissionen verantwortlich und verstärke so den Treibhauseffekt. Ziel der Entwässerung sei es ursprünglich gewesen, sowohl den Torf als Brennstoff als auch den nährstoffarmen Boden landwirtschaftlich zu nutzen. Moorflächen waren laut Pleyl "Ungunstlagen" und wurde in kleinen Parzellen an Privatpersonen abgegeben. Brenntorfnutzung gebe es in Bayern seit den Sechzigern nicht mehr, die meisten entwässerten Moorflächen würden heute nicht mehr genutzt. Die entwässerten Flächen könnten nicht nur kein CO₂, sondern auch kein Wasser speichern. Ein intaktes Hochmoor könne 1200 Kubikmeter Wasser pro Hektar speichern, dabei quöllen die Torfmoose auf und hielten das Wasser im Moor.

Die Gebiete wieder zu renaturieren sei nicht kompliziert, dazu müssten die Gräben nur mit Dämmen aus Torf und Holz verschlossen werden. Was die Arbeit von Pleyl und Weis komplizierter mache, sei viel mehr die Kooperation mit den vielen verschiedenen Eigentümern der Moorgrundstücke. Pleyl kümmert sich zurzeit um die Renaturierung des Münsinger Filzes und führt dafür Gespräche mit dem Eigentümer. "Ich freue mich, dass die meisten mitmachen", sagt sie. Weis ist dabei, die Wiedervernässung im Eglinger Filz zu verbessern. Durch das Klimaprogramm Bayern 2050 könnten Moorstücke gepachtet oder angekauft werden, sodass es nicht mehr notwendig sei, dass die Besitzer ihre Grundstücke vollkommen ohne Entgelt zur Verfügung stellen. Von ungefähr 2000 Hektar naturnahem Hochmoor im Landkreis seien inzwischen 800 renaturiert worden. "Es bleibt noch was zu tun", erklärt Pleyl. Zuerst seien die Gebiete in öffentlichen Händen und von Eigentümer wie dem Klosters Benediktbeuern abgearbeitet wurden. Viele der anderen Moorflächen lägen in privater Hand und es sei viel Geduld notwendig. "Wir haben eine besondere Verantwortung, weil wir hier viele Moore haben", sagt Weis.

"Klimaschutz durch Moorschutz" : Vortrag, Matthias Drösler, Leiter des Ökologie-Instituts der Hochschule Weihenstephan, und Ausstellung, Mittwoch, 21. Januar, 19 Uhr, Gasthof Hofherr, Königsdorf

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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