Kleine Messe:Aus der Familie zurück in den Job

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Impulse für Frauen wollen (v.li.) Claudia Harrasser (Frau und Beruf GmbH), Lilli Merz (Projektleitung), Nicole Hawig (Arbeitsagentur) und Ursula Menke (Kreisbildungswerk) geben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Aktionstag in Bad Tölz soll Frauen zu beruflichem Neustart ermutigen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Viele Frauen zögern. Nach der Geburt ihrer Kinder gaben sie ihren Beruf auf, mittlerweile ist der Nachwuchs allerdings groß genug, dass sie in den Job zurückkehren können. Aber dieser Schritt fällt ihnen nicht so leicht. Vielleicht in einem halben Jahr, vielleicht erst in einem Jahr - warum das so ist, wissen auch die Fachberaterinnen nicht so genau. "Das ist ein großes Rätsel", sagt Lilli Merz, Projektleiterin der Servicestellen der "Frau und Beruf GmbH". Um solche Mütter zu ermutigen und ihnen einen Impuls zu geben, findet ein Aktionstag zum beruflichen Wiedereinstieg und zur Neuorientierung in der Tölzer Franzmühle am Donnerstag, 23. Februar, von 9 bis 12.30 Uhr statt. Veranstalter sind neben "Frau und Beruf" das Katholische Kreisbildungswerk und die Agentur für Arbeit.

Der Tag werde "einen leichten Messe-Charakter" haben, avisiert Merz. Nach der Begrüßung gibt es zunächst zwei Vorträge: Nicole Hawig von der Arbeitsagentur Bad Tölz-Wolfratshausen informiert über die Förderung beruflicher Weiterbildung, Claudia Harasser von der Servicestelle "Frau und Beruf" in Bad Tölz stellt Beispiele von Frauen vor, die den Weg zurück auf einen Arbeitsplatz gemeistert haben. Rund 20 Arbeitgeber und Bildungsträger sind dabei, die Ursula Menke vom Katholischen Kreisbildungswerk den Teilnehmerinnen vorstellen wird. Dazu gehören beispielsweise die Caritas, die Haushaltsservice-Firma "FM Dienste" oder auch der Bildungsanbieter "Helen Doren English", der Englischlehrerinnen sucht. Außerdem besteht die Möglichkeit, kostenlos die Bewerbungsunterlagen prüfen oder einen Online-Profilcheck vornehmen zu lassen. Dabei wird getestet, wie sich jemand selbst im Internet darstellt, unter anderem in den sozialen Medien. "Und was die Arbeitgebern daraus für Rückschlüsse ziehen können", sagt Harasser.

Gefördert wird der Aktionstag vom Europäischen Sozialfonds und vom Bayerischen Sozialministerium. Nicht ohne Grund. Weil Fachkräfte fehlen, möchte der Freistaat die Frauen mit ihren beruflichen Kompetenzen gerne reaktivieren. "70 Prozent der Frauen, die derzeit nicht arbeiten, sollen über die zwölf Servicestellen motiviert werden, wieder einzusteigen", sagt Merz. "Ein hohes, hehres Ziel." Man betrachte sie als "stille Reserve". Viele Frauen suchten jedoch erst einmal einen 450-Euro-Job. "80 Prozent der Minijobs werden von Familienfrauen besetzt", teilt Merz mit. Das sei gut für die Urlaubskasse, weniger für die Zukunft. Am Ende dieses Pfads droht die Altersarmut.

Wie sieht der Arbeitsmarkt aus, welche Chancen zur Rückkehr gibt es, wo sind möglicherweise Alternativen - in solchen Fragen berät Nicole Hawig von der Arbeitsagentur ihre Kundinnen. Den Aktionstag findet sie gut, weil sich erwerbslose Frauen einfach mal ein Bild machen können, ohne gleich eine Verpflichtung wie in der Agentur einzugehen. "Es ist ein breit gefächertes Angebot", sagt sie. Nicht immer muss der Weg zurück in den alten Job führen. "Für eine medizinisch-technische Assistentin, die zu lange raus ist aus dem Umgang mit Patienten, gibt es genügend verwaltende Tätigkeiten in dem Bereich", berichtet Hawig.

Die kleine Messe in der Tölzer Franzmühle bietet den Frauen auch "die Gelegenheit zu netzwerken", wie Harasser sagt. Sie können mit Unternehmern oder Bildungsanbietern sprechen. Und mit erfolgreichen Rückkehrerinnen in den Beruf. "Sie können von Erfahrungen der anderen lernen", sagt Menke.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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