Karl-Lederer-Platz:Tiefgarage zum Wohlfühlen

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Die Baustelle für das sieben Stockwerke umfassende Wohn- und Geschäftshaus am Geretsrieder Karl-Lederer-Platz wächst. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den zweiten Teil des unterirdischen Parkhauses mit insgesamt 134 Stellplätzen.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Baustelle am Karl-Lederer-Platz ist groß und wird bald noch viel größer sein:5500 Quadratmeter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Teil dieses Platzes gehört der Familie Krämmel schon seit Jahrzehnten: Firmengründer Josef Krämmel hat den Karl-Lederer-Platz - der damals noch Marktplatz hieß - Ende der Fünfzigerjahre zusammen mit seinem Kompagnon Alfred Sachers bebaut und selbst das Haus mit der Platznummer 16 besessen. Wenn Enkel Korbinian Krämmel, 33, heute über das dominante Bauvorhaben spricht, das sein Unternehmen am Karl-Lederer-Platz realisiert, kann er mit einem gewissen Stolz sagen: "Das ist aus altem Familienbesitz gewachsen."

Der Platz, der zur neuen urbanen Mitte der Stadt Geretsried umgestaltet wird, ist seit vergangenem Sommer Baustelle. Krämmel - genauer: eine eigens gegründete Gesellschaft in Familienbesitz mit dem Namen Erea GmbH und Co. KG - setzt dort den für die Stadt entscheidenden Akzent in Gestalt eines siebengeschossigen Wohn- und Geschäftshauses, genannt "Puls G". Die Erea errichtet außerdem die große Tiefgarage mit 134 Stellplätzen, für deren zweiten Bauabschnitt nun der Platz gesperrt ist. Das unterirdische Parkhaus wird später, wenn auch die Baugenossenschaft Geretsried an der angrenzenden Egerlandstraße neue Wohn- und Geschäftshäuser baut, um 270 Plätze erweitert. Dies alles sei "ganz eng aufeinander abgestimmt", erklärt Krämmel.

Das Haus Nummer 16 und die später von den Krämmels dazu erworbenen Nachbargebäude 14 und 18 am Karl-Lederer-Platz sind längst abgerissen. Auf dieser Seite des Platzes klafft schon seit vergangenem Jahr eine riesige Baugrube. Jetzt wird das Baufeld auf 5500 Quadratmeter erweitert. Augenblicklich laufe der sogenannte Verbau, erklärt Krämmel, das Einsetzen von Spundwänden zur Abstützung. Dies dauere vier bis sechs Wochen, schätzt der Bauingenieur. Dann folge der eigentliche Erdaushub bis in eine Tiefe von vier Metern. Die Tiefgarage soll Nutzern ein angenehmeres Raumgefühl vermitteln, als dies bei der sonst üblichen Höhe von 2,10 Metern der Fall sei, und werde daher 2,50 bis 2,60 Meter hoch sein. Krämmel spricht hier von "Aufenthaltsqualität".

Nach dem Erdaushub werden nicht nur die Düker eingebaut, die wegen der besonderen Grundwassersituation nötig sind. Es schließt sich auch ein Abschnitt an, der das Projekt als ökologisch einzigartig kennzeichnet: der Einbau der Erdkollektoren. Krämmel erklärt, "Puls G" werde "netzneutral", also unabhängig von externen Energieanbietern. Dazu arbeite sein Haus mit der Hochschule München zusammen, das Ganze werde vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Die Energie werde erzeugt über eine Kombination aus Wärmepumpe mit Erdkollektoren, Fotovoltaikanlage auf dem Dach, Blockheizkraftwerk, Energiespeicher für Wärme, Kälte und elektrischen Strom, Niedertemperaturverteilnetz und Hybride-Trinkwarmwasserbereiter in den Wohnungen.

"Der Beton fließt im April", kündigt der Bauherr für den Teil der Tiefgarage unter dem Platz an. Gleichzeitig werde im Frühjahr auch mit dem Wohn- und Geschäftshaus begonnen. "Der Rohbau wird im zweiten Halbjahr 2018 fertig sein." Allen Unkenrufen zum Trotz, die in der Stadt immer wieder zu hören sind, erklärt Krämmel, er sei absolut sicher, dass das komplette Vorhaben "Puls G" im zweiten Halbjahr 2019 abgeschlossen sein werde.

Korbinian Krämmel (Foto: Hartmut Pöstges)

Als Herausforderungen dieser Baustelle nennt er neben der Grundwassersituation die innerstädtische Lage, bei der Belästigungen der Nachbarschaft gar nicht ausbleiben könnten, und den Baugrund, der sehr inhomogen sei, teils Felsgestein, teils lehmig, teils Kies. "Natürlich ist auch die Größe des Baufelds eine Herausforderung, die Baustellenlogistik." Um die 30 Arbeiter seien dort beschäftigt, in der Hochphase des Rohbaus würden es an die 50, "und ab Herbst wird es fast dreistellig". Sein Unternehmen arbeite mit einem hohen Anteil an Fremdleistungen.

"Puls G" umfasst 66 Mietwohnungen zwischen 33 und 110 Quadratmetern, im Erdgeschoss einen Edeka-Markt mit 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche und auf der sogenannten Beletage Praxen und Büros. Die Fassade wurde in einem langen Prozess zwischen dem Münchner Architekturbüro Kehrbaum, der Stadt und einem Gestaltungsbeirat entwickelt. Klaus Kehrbaum sieht darin eine zeitgemäße Interpretation des Stils, den der berühmte Architekt und Designer Sep Ruf in den Fünfzigern und Sechzigern - also der eigentlichen Entstehungszeit der Stadt Geretsried - geprägt hat. "Langweilig" - diesen gelegentlich in Geretsried gehörten Einwand kann Korbinian Krämmel nicht verstehen, er sagt, die Fassade habe "eine gewisse Zeitlosigkeit". "Bei uns landet sehr viel Zuspruch", sagt er über das Bauvorhaben insgesamt, das in der Phase der Planung von Kritikern als "Klotz" gebrandmarkt wurde. Er nehme inzwischen das Gegenteil wahr, sagt Krämmel: "Die Erkenntnis, dass da was sehr Positives entsteht, breitet sich langsam aus."

Baustellensprechstunde: Donnerstag, 18. Januar, 16 bis 17 Uhr, Nebensaal der Ratsstuben mit Projektleiter Christoph Gottanka

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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