Junge Talente:Kleine Virtuosen

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Gleich elf Kursteilnehmer demonstrierten ihr Können. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei Kreuls Meisterkurs spielen Schüler aus der Region

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

Der wunderbare Barocksaal im Kloster Benediktbeuern ist am Samstagabend gut gefüllt, als die Teilnehmer des Meisterkurses von Markus Kreul die Ergebnisse der einwöchigen Kursarbeit präsentieren. Kreul hatte den Kurs nicht nur für Musikstudenten, sondern auch für musikbegeisterte Jugendliche aus der Region geöffnet.

Alle kommen an diesem Abend zum Einsatz; entsprechend bunt ist die Palette der Darbietungen. Kreul, der seinerseits in Köln und München studiert hat und als Klaviersolist wie Kammermusiker konzertiert, verspricht dem Publikum rares Repertoire, das aufgrund der exotischen Besetzung im normalen Konzertbetrieb nur selten zu hören sei. Wenn von elf Kursteilnehmern sieben Klavier spielen, eine Geige, einer Cello, einer Klarinette und eine singt, sind ungewöhnliche Besetzungen zu realisieren. Und genau diese Möglichkeit ist nicht nur für die Zuhörer, sondern auch für die Ausführenden von besonderem Reiz: Dass sie nicht nur die Fertigkeiten auf ihrem Instrument aufpolieren, sondern Kammermusikrepertoire erarbeiten können, unterscheidet den Kurs von so vielen anderen Angeboten, bei denen die Professoren mit ihren Studenten während der Sommerferien oft nur die Hochschule mit einem ländlichen Refugium vertauschen.

"Schottische Lieder" Beethovens mit Susanne Müller (Sopran), Sandra Rieger (Geige), Jonathan Faulhaber (Cello) und Stefan Pitz (Klavier) bieten einen fulminanten Auftakt. Müller studiert in Berlin, Rieger in München, Faulhaber in der Schweiz und Pitz in Belgien. Die nächste Pianistin hat einen kürzeren Weg: Miriam Quint ist gerade zehn Jahre alt geworden, besucht die Grundschule in Iffeldorf und entlockt Chopins Walzer a-moll einen ganz wunderbaren Sehnsuchtston. Der 17-jährige Hannes Wagner, Gymnasiast in Geretsried, hat sich mit Bachs Präludium f-moll eine (vielleicht noch etwas zu) schwere Bürde aufgeladen. Bianca Albert, 15-jährige Pianistin aus Iffeldorf, hat das einzige zeitgenössische Werk gewählt: Lera Auerbachs Präludium Nr. 16 entfaltet eine dunkle Bedeutungsschwere. Die Glockenschläge der Klosterkirche im Schlussakkord wirken wie hinzu komponiert. Mit Chopins Walzer op. 62 Nr.2 ist Hannes Wagner darauf mehr in seinem Element. Die 15-jährige Anastasia Martin, Gymnasiastin aus Penzberg, ist bei Haydns 2. Satz aus der Klaviersonate D-Dur dem souveränen Zugriff schon recht nahe. Darauf nochmals Bianca Albert, die in Schumanns "Traumes Wirren" aus den "Fantasiestücken" op. 12 die träumerische Verwirrtheit recht gut trifft. Vaughan-Williams "Vocalisen" gestalten Sopranistin Susanne Müller und der in Stuttgart studierende Klarinettist Maximilian Breinich absolut gleichberechtigt: Die Stimme braucht instrumentale Fähigkeiten; das Instrument muss singen. Die Schwester Christina Breinich, die das Musikalische Gymnasium in Augsburg besucht, entfaltet im 2. und 3. Satz aus Haydns Klaviersonate D-Dur eindrucksvolle Stimmungen und entlässt das Publikum damit in die Pause. Markus Kreul, der auf dem Podium eifrig Stühle und Pulte für die wechselnden Besetzungen hin- und herräumte, hilft nun auch am Getränkestand, den Ansturm zu bewältigen.

Im zweiten Teil sind nur noch Studierende zu hören. Stefan Pitz gestaltet Mendelssohns "Zwei Lieder ohne Worte" wunderbar sprechend. Bei den Bearbeitungen des Prélude Nr. 6 und des Nocturne cis-moll von Chopin für Cello und Klavier nimmt er sich ganz zurück und bereitet Jonathan Faulhaber den roten Teppich zum großen Auftritt. Bei zwei Strauss-Liedern mit Susanne Müller lassen er und die Sängerin die Strausssche Üppigkeit noch etwas vermissen. Große Besetzung zu Auszügen aus Schönbergs "Pierrot lunaire": Sprechgesang mit ausdrucksvoller Geige, Klarinette, Cello und Klavier. Darauf Blochs "Jewish Song" als schmerzliches Wehklagen für Cello und Klavier. Zum Abschluss drei beeindruckende junge Musikerinnen: Müller, Rieger und Breinich mit Strauss' atmosphärischem Lied "Morgen!". Langer Beifall für alle!

© SZ vom 17.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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