"Jagdstaffel DST":Neonazis unter Waffen

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Die Polizei sichert bei zahlreichen Wohnungsdurchsuchungen Schlagringe, Totschläger, Revolver - und hebt in Geretsried ein ganzes Arsenal aus.

Susi Wimmer

Die Polizei hat bei ihrer Durchsuchungsaktion gegen 16 Mitglieder und Sympathisanten der rechtsextremistischen Gruppierung "Jagdstaffel DST" am Donnerstag massenweise Waffen und gefährliche Gegenstände sichergestellt. Inwieweit die Schusswaffen tatsächlich funktionsfähig waren oder entsprechend umgebaut hätten werden sollen, werden jetzt Techniker prüfen. Außerdem stieß die Polizei in Geretsried in der Wohnung eines 27-jährigen "Jagdstaffel"-Mitglieds auf einen Raum mit 54 Schusswaffen. Sie gehören dem Vater des Verdächtigen, ein Sportschütze, der die Langwaffen legal besitzt und auch entsprechend gesichert hatte.

Die Polizei stellte in der Wohnung eines 27-jährigen Geretsrieders 54 Schusswaffen sicher. (Foto: dpa)

16 Verdächtige, 31 zu durchsuchende Objekte und gut 350 Polizisten: Zahlenmäßig war die Polizei weit überlegen, als sie am Donnerstag um 6 Uhr früh zeitgleich in die Wohn- und Arbeitsräume der überraschten Neonazis eindrang, teilweise wurden Türen aufgebrochen. Es habe Hinweise gegeben, dass sich die 20 bis 33 Jahre alten Männer unerlaubt Waffen beschaffen wollten oder diese bereits besitzen, sagte Peter Preuß von der Staatsanwaltschaft. Und wenn es darum gehe, dass sich Rechtsextreme bewaffnen und militarisieren, "dann werden wir das mit allen rechtlich zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen", ergänzte Polizei-Vizepräsident Robert Kopp.

Scharfe Munition, ein Vorderladerrevolver, eine Axt, Schlagringe, Kampfmesser, Totschläger, Devotionalien aus der NS-Zeit und massenweise Propagandamaterial: Die Polizei stellte insgesamt 770 Asservate und 5800 Einzelteile, hauptsächlich Munition, sicher. Neben 47 erlaubnisfreien Schusswaffen wie Softair- oder Gotchawaffen nahm die Polizei auch 30 Dekowaffen mit. Deren Kauf und Besitz ist legal, es gebe aber Hinweise darauf, dass die Verdächtigen die Waffen umbauen und wieder funktionsfähig machen wollten, so Staatsanwalt Peter Preuß.

Von den 16 Männern, neun Vollmitglieder und sieben Gesinnungsgenossen, äußerten sich einige bei der Polizei, wie Achim Schultheis von der politischen Abteilung erklärte. Haftbefehle gab es keine. Man müsse erst die Waffen begutachten. 200 Personen seien in München dem rechtsextremen Spektrum zuzurechnen, sagte Kopp. Etwa die Hälfte davon sei als gewaltbereit einzustufen, "dazu zählen wir auch die Mitglieder dieser Jagdstaffel".

© SZ vom 05.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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