Icking:Zusammenspiel auf der Bühne und im Leben

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Die Neue Philharmonie München, das Aushängeschild der Musikwerkstatt Jugend mit Sitz in Icking, spielt im März in der Loisachstadt. (Foto: Veranstalter/oh)

Die Musikwerkstatt Jugend schraubt das Niveau in die Höhe mit spannenden Konzerten und Projekten

Von Reinhard Szyszka, Icking

Ein Serbe, ein Kroate, ein Bosnier und ein Montenegriner - so könnte ein Witz beginnen. Aber es ist kein Witz: Die vier jungen Musiker sitzen nach einem anstrengenden Probentag um einen Tisch und spielen zusammen "Mensch ärgere dich nicht". Ihre Väter haben sich noch bekriegt, die Söhne musizieren gemeinsam in der Neuen Philharmonie München und begraben bei der Musik und beim geselligen Beisammensein den jahrhundertealten Hass zwischen den Volksgruppen.

Für Franz Deutsch, Vorsitzender des Ickinger Vereins "Musikwerkstatt Jugend", ist die Völkerverständigung ein ganz wesentlicher Aspekt der musikpädagogischen Arbeit. Die Neue Philharmonie München, das Aushängeschild der Musikwerkstatt, veranstaltet mehrmals im Jahr ehrgeizige Orchesterprojekte. Auf die Ausschreibungen melden sich jedes Mal zahlreiche Musikstudenten aus ganz Europa, so dass der Verein die Besten aussuchen kann. Eine Gage aber gibt es nicht: das eigentliche Musikmachen erfolgt ehrenamtlich. Die angehenden Orchestermusiker zieht es zur Neuen Philharmonie aufgrund der musikpädagogischen Qualität des Konzepts. Schulungen durch erfahrene Musiker gehören da ebenso dazu wie Orchesterarbeit auf professionellem Niveau, interessante Programme abseits des Mainstreams und schließlich Konzerte, die sich sehen und vor allem hören lassen können. Außerdem können die jungen Musiker wichtige berufliche Kontakte knüpfen.

Das anstehende Frühjahrsprojekt, das im März in der Loisachhalle und im Münchner Herkulessaal über die Bühne gehen wird, sprengt mit 95 Orchestermusikern alles bisher Dagewesene. Hinzu kommt ein gigantischer Apparat an Schlaginstrumenten. Gewaltige logistische Probleme tun sich da auf, die neben den musikalischen Schwierigkeiten bewältigt sein wollen. Doch Franz Deutsch und seine Mitstreiter sind sich sicher, auch diesmal alle Probleme in den Griff zu bekommen, so dass sich die Musiker ganz auf die Musik konzentrieren und Konzerte auf höchstem Niveau abliefern können.

Die nächsten Pläne des Vereins sind schon weit gediehen. Zunächst ist im Mai und Juni die Sinfonietta, das Jugendorchester der Musikwerkstatt Jugend, am Zug. Die Sinfonietta hat in den letzten Jahren enorm an Qualität zugelegt und wird ihr Programm nicht nur in Icking und München präsentieren, sondern auch eine Konzertreise nach Rom und in andere italienische Städte unternehmen. Auf dem Programm stehen Rossini und Beethoven. Bei den Auftritten in Deutschland wird die junge Cellistin Katja Deutsch das Cellokonzert von Edouard Lalo spielen, und in Italien ist es der renommierte Violinist Daniel Nodel vom BR-Symphonieorchester, der als Solist in Mendelssohns Violinkonzert auftritt.

Im Sommer ist die Neue Philharmonie München wieder für ein Opernprojekt nach Oberammergau eingeladen. Nach den sehr erfolgreichen "Nabucco"-Aufführungen 2015 und 2016 ist es diesmal Wagners "Fliegender Holländer", der auf der Suche nach Erlösung durch das Passionsspielhaus segeln wird. Christian Stückl inszeniert, Ainars Rubikis dirigiert - beide sind dem Publikum und dem Orchester schon vom "Nabucco" her vertraut.

Im Herbst geht es dann weiter mit Konzerten unter Stabführung von Fuad Ibrahimov, dem Chefdirigenten der Neuen Philharmonie München. Ein rein russisches Programm mit Schostakowitsch, Rachmaninoff und Tschaikowski ist geplant. Das Orchester wird sich damit nicht nur im Münchner Raum hören lassen, sondern auch in Baku, der Hauptstadt von Ibrahimovs Heimatland Aserbaidschan. Und im nächsten Frühjahr tritt Yoel Gamzou wieder ans Pult der Neuen Philharmonie. Die Planungen laufen auf Hochtouren.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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