Icking:Neuer Streit um Straßennamen

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Der Gemeinderat beschließt, an den personenbezogenen Straßennamen Hinweisschilder anzubringen. Dass damit der umstrittene Wenzberg bleibt, der Rosenfeldweg aber umbenannt wurde, erzürnt Anwohner

Von Claudia Koestler, Icking

13 Ickinger Straßen, die nach Personen benannt sind, erhalten in Kürze ergänzende Hinweistafeln. Darauf erläutern Texte die Straßennamen, die der Arbeitskreis (AK) zur Aufarbeitung der personenbezogenen Straßennamen erstellt hat. In der Gemeinderatssitzung am Montag votierten die Gremiumsmitglieder für die vom AK vorgeschlagenen Versionen. Zusätzlich soll ein sogenannter QR-Code angebracht werden, über den mit einem Smartphone tiefergehende Texte zu den Personen sowie Quellen und Fotos abgerufen werden können. Alternativ lassen sich diese Informationen dann auch über die Homepage der Gemeinde finden.

Der Kurztext soll den "Wenzberg" besser einordnen. (Foto: Claudia Koestler)

Anlass für die Erläuterungen, die nun am Schleichersteig, Geheimrat-Heindl-Weg, Else-Rosenfeld-Weg, Johann-Pischeltsrieder-Weg, Gert-Fröbe-Weg, Haiderweg, Ludwig-Dürr-Straße, Max-Rüttgers-Straße, Eichendorffweg, Stifterweg, Ichoring und Ulrichstraße angebracht werden, war der Wenzberg. Nachdem bekannt wurde, dass die Familie Wenz in das NS-Regime verstrickt war, war der AK zu dem Schluss gekommen, dass die zentrale Straße nach den dortigen Liegenschaften der Familie benannt sei, nicht ihnen zu Ehren. Auch der Wenzberg erhält nun nach einstimmigem Votum ein erklärendes Zusatzschild, dessen Text in der Sitzungsvorlage rund ein Drittel der DIN-A- 4-Seite einnahm. Zu lange, fanden einige zwar, auch bei weiteren Namenserläuterungen: "Ich habe noch nie ganze Sätze an Straßenschildern gesehen", wunderte sich Lisa Häberlein (SPD/Grüne). Und Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) hatte "Mühe, mir diesen Text im öffentlichen Raum vorzustellen, ohne ihn so klein zu drucken, dass man ihn nurmehr mit Fernglas lesen kann." Die Historikerin Marita Krauss, die den AK leitete, plädierte indes für die Belassung in ganzen Sätzen, "wegen der Lesbarkeit".

Ulrike Pfeiffer kritisiert die Umbenennung des Rosenfeldwegs. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dass die Beibehaltung des Namens Wenzberg in der Gemeinde intensiv und kontrovers diskutiert wurde, steht allerdings weder in der Kurzfassung noch in der langen Version. Erwähnt wird, dass mit der Widmung keine persönliche Ehrung verbunden gewesen sei, sondern der Wenzberg bereits vor der offiziellen Namensgebung so im Volksmund genannt wurde. Darüber hinaus listet der Kurztext die NS-Mitgliedschaften auf und erwähnt das Spruchkammerurteil: Demnach sei Wenz "ein nominelles, wenn auch zuerst gläubiges Partei- und SA-Mitglied" gewesen.

Während der Wenzberg bleibt, hatte der Gemeinderat aber inzwischen einen anderen Straßennamen geändert, nämlich den Rosenfeldweg in Else-Rosenfeld-Weg. Das aber schürt den Unmut bei den Anwohnern. In der Sitzung am Montag drohte Ulrike Pfeiffer deshalb der Gemeinde gar mit einer Klage und kritisierte die Ratsmitglieder. "Wir Anwohner, insbesondere diejenigen mit Geschäftshaushalt, fühlen uns nicht gesehen und übergangen. Wir haben sehr schöne, konstruktive Vorschläge gemacht, unter Beibehaltung des Namens Rosenfeldweg, mit denen Else Rosenfeld gebührend geehrt worden wäre, etwa mit einer Gedenktafel oder einer Büste mit Informationen." Es wäre "eine konstruktive Lösung entstanden, wenn wir uns alle an einen Tisch gesetzt hätten, um zu reden. Else Rosenfeld hätte große Ehre erfahren, und wir Anwohner wären befriedet gewesen", sagte Pfeiffer. Es sei ihr schließlich "immer eine Ehre gewesen, in dieser Straße zu wohnen, die nach dieser mutigen Frau benannt wurde." Doch die Umbenennung sei mit erheblichem Aufwand verbunden, zeitlich und finanziell - in ihrem Fall bislang etwa 5600 Euro. Diese wolle sie erstattet bekommen. Besonders geärgert habe sie ein Satz von Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI), die Anwohner könnten ruhig auch so leiden wie Else Rosenfeld. Das aber wies Menrad kategorisch von sich: "Das habe ich nie gesagt." Darüber hinaus tue es ihr "wirklich sehr leid, dass es Ihnen nicht gelingt, das Positive an der Namensergänzung zu erkennen."

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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