Icking:Mit dem Gemeindebus zum Einkaufen

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Icking bietet von Januar an eine Fahrmöglichkeit für Menschen an, die sonst kaum in die Läden kämen. Senioren-Vertreter begrüßen den Vorstoß - und sehen darin ein Modell für andere Gemeinden im Landkreis.

Isabel Meixner

Ein Einkaufsbus soll Ickinger Senioren künftig zu den Geschäften an der B 11 fahren. Bürgermeisterin Margit Menrad stellte am Montag dem Gemeinderat diese Idee vor und stieß auf die breite Zustimmung des Gremiums. Ihre Idee: Ein kleiner Bus, der bis zu 20 Personen befördern kann, fährt zweimal pro Woche durch die Ortsteile, bringt Senioren zum Einkaufen und fährt sie im Anschluss wieder nach Hause. Bereits von Januar an soll der Bus probeweise fahren. Bis März soll getestet werden, ob das Angebot angenommen wird.

Senioren-Vertreter im Landkreis begrüßten den Vorstoß. "Alte Leute ohne Auto müssen ihren Einkauf ziemlich organisieren. Es ist toll, dass Icking so etwas macht", lobte etwa Ursula Stiegler, Sozialpädagogin bei der Caritas und Leiterin der Stelle "Alt und Selbständig" in Bad Tölz. Rupert Englbrecht, Vorsitzender des Seniorenbeirats im Landkreis, sieht in dem Ickinger Modell eine Vorbildwirkung für andere Orte: "In großen Gemeinden wie Lenggries oder Egling, in denen die Wege weit sind, wäre das eine Überlegung wert."

In Icking ist das Einkaufen für Senioren wegen der Hanglage besonders mühsam: Die meisten Bürger müssen ihren Einkauf bergauf schleppen. "Wenn man mit offenen Augen durch die Gemeinde geht, entdeckt man viele Leute, denen das schwer fällt", sagt Margit Menrad. Auch in anderen Gemeinden des Landkreises weiß man um dieses Problem, Lösungen dafür sind rar. In den Städten können Senioren noch auf Stadtbusse ausweichen, doch in Gemeinden sind sie auf Hilfe angewiesen - auf die Nachbarschaftshilfe etwa.

Dabei helfen Ehrenamtliche gegen ein Entgeld Senioren bei deren Einkäufen. Ein Entgeld, das sich in vielen Fällen nicht rechne, sagt Ursula Stiegler. Bei der Caritas koste der Helfereinsatz etwa zehn bis 20 Euro, dazu komme eine Kilometer-Pauschale von 30 Cent pro gefahrenem Kilometer. "Da ist das Taxi häufig billiger", so Stiegler.

Sie findet es begrüßenswert, wenn Alternativen zu den RVO-Bussen geschaffen werden: Einige Senioren hätten Probleme mit den hohen Einstiegen oder könnten sich nur schwer festhalten. In Icking gibt es ebenfalls eine Nachbarschaftshilfe. Die Bus-Initiative will Menrad jedoch nicht als Konkurrenz dazu sehen. "Die Nachbarschaftshilfe kümmert sich auch um Leute, die alleine nicht mehr einkaufen können und die zum Arzt müssen", sagt Menrad.

Der Einkaufsbus hingegen soll Menschen zu den Läden bringen, die, bis auf den beschwerlichen Weg, sehr wohl alleine zurecht kommen. Mehr könne die Gemeinde nicht leisten. Ohnehin könnten die vier Geschäfte entlang der B 11 - der Netto, der Hofladen sowie die beiden Geschäfte im Rathaus - nur die Grundbedürfnisse abdecken. Für Medikamente etwa müssen die Ickinger nach Ebenhausen oder Wolfratshausen fahren.

Menrad präsentierte auf der Gemeinderatssitzung nicht nur ihren Vorschlag, sondern bereits zwei konkrete Routen, die der Bus künftig fahren könnte: Von Dorfen über Attenhausen und Walchstatt zum Ickinger Rathaus und über Holzen, den Gasthof Rittergütl in Irschenhausen und die Grundschule Icking zum Rathaus. Als Gefährt dienen Schulbusse, die während des Unterrichts von 9 bis 11.30 Uhr nicht genutzt werden. Drei Angebote hat Menrad für die Fahrten eingeholt; das günstigste beträgt 81 Euro pro Tag. Wer mitfährt, soll pauschal 2,50 Euro zahlen, egal, ob er nur einfach oder hin und zurück fährt.

Menrad rechnet damit, dass das Angebot etwas Anlaufzeit benötigt. Im schlechtesten Fall steht die Gemeinde mit 1620 Euro für die dreimonatige Testphase ein. Menrad sieht das recht entspannt: "Wir warten einfach mal ab, wie der Bus angenommen wird." Auf jeden Fall sei der Versuch für Senioren eine Möglichkeit, länger zu Hause wohnen bleiben zu können.

© SZ vom 14.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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