Icking:Bairisches Fremdeln, packender Tango

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Franziska Ball und Marty Jabara beim "Tango Bavaria". (Foto: Harry Wolfsbauer)

Theatersommer "unterm Apfelbaum" endet mit einer nicht ganz geglückten Liaison

Von Petra Schneider, Icking

Tango Bavaria - das klingt nach schwieriger Liebesbeziehung: Hier Leidenschaft und Temperament, große Gefühle zwischen Liebe, Tod, Leidenschaft und Machismo. Dort die eher gemütvolle, nicht zu expressiven Ausbrüchen neigende Gefühlslage der Bayern. Das Duo Ball und Jabara wagt es trotzdem und erzählt in "Tango Bavaria" von einer Liaison, die Zeiten und Länder überspannt, sich im Tango auslebt und in einem bayerischen Wirtshaus schließlich einen ruhigen Hafen findet.

Es ist die Geschichte einer unglücklichen Liebe zwischen der Sängerin Theresa und dem Argentinier Antonio, die in Rückblenden erzählt wird. Eine melancholische Musical-Miniatur, die am Sonntag den diesjährigen Theatersommer der "Gesellschaft unterm Apfelbaum" beschließt. Seit dem Jahr 2008 öffnet Barbara Reimold ihren Irschenhausener Garten für die Kultur, und auch am Sonntag sind gut 100 Stühle im Gras vor der Bühne aufgestellt, nicht unter einem Apfelbaum, sondern zu Füßen einer mächtigen Eiche. Sie wird bespielt von Marty Jabara, der Filmmusik unter anderem für "Knight Rider", die "Simpsons" und "Braveheart" geschrieben und schon mit Placido Domingo, Christina Aguilera und Phil Collins gearbeitet hat.

Seine Bühnenpartnerin ist die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Franziska Ball, die am Lee Strasberg Institute in New York und der Neuen Münchner Schauspielschule ausgebildet wurde. Die beiden harmonieren wunderbar - der zurückhaltende Jabara, der souverän am E-Piano begleitet und seiner temperamentvollen Partnerin genügend Raum lässt.

Dennoch - ganz geglückt ist diese musikalische Liaison nicht. Denn das Bairische erschöpft sich in Versatzstücken. Wer eine musikalische Symbiose erwartet hat, wird enttäuscht. "Tango Bavaria" ist eine musikalische Reise zwischen Juliette Greco, Astor Piazzolla, Kurt Weill und Grace Jones, eingebettet in eine schlichte Rahmenhandlung. Die Inszenierung kommt mit wenigen Mitteln aus: Wirtshaustisch und Gläser, Kirchengeläut, Dirndl und Trachtenweste. Die Münchner Sängerin beherrscht bairischen Dialekt, im Unterschied zu Jabara, der den amerikanischen Vater mimt. Ein gewisses Fremdeln ist da zu spüren, auch bei den Zuschauern.

Bei den Rückblenden, die zu einer Tangokapelle auf einem Luxusdampfer führen, tauscht Ball Dirndl gegen kleines Schwarzes, die Zöpfe gegen Hochsteckfrisur mit roter Blume. Rot und Schwarz sind die Symbolfarben des Tangos, sie stehen für Liebe und Schmerz. Ball beherrscht das dramatische Pathos: Das rollende R, die bittersüße Melancholie und die erotische Leidenschaft, die in einem getanzten Liebesakt ihren Höhepunkt findet. Eine temperamentvolle Sängerin und Schauspielerin, der französische Chansons ebenso überzeugend gelingen wie "Don't Cry for me Argentina" oder die Eigenkompositionen Jabaras. Als ein Windstoß durch die Bäume fährt und Blitze das Isartal durchzucken, wirkt das wie das passende Finale dieser Liebesgeschichte, die am Ende auch die Zuschauer gepackt hat.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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