Holzhauser Musiktage:Eine Vielfalt an Feinheiten

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Gregor Mayrhofer zeigt sein Können als Dirigent. Während die Carmen-Suite noch etwas brav daher kommt, klingt das Gulda-Konzert hinreißend

Von Reinhard Szyszka, Münsing

Gregor Mayrhofer aus Waldram hat sich zu einem Dirigenten von Format gemausert. Der Musiker, der nach wie vor zusammen mit seinem Bruder Raphael als Musikkabarett "Imbrothersation" auftritt, hat sich zu einem Pianisten, Komponisten und eben auch Orchesterleiter weiterentwickelt, mit Verpflichtungen in Paris, in New York und in anderen Metropolen. Samstag konnte man den Dirigenten Mayrhofer quasi in seiner Heimat erleben; die Holzhauser Musiktage machten es möglich.

Das Bläserensemble der Münchner Symphoniker war das Orchester, das mit Mayrhofer nach Gut Ried gekommen war, und im ersten Programmteil spielten die Münchner eine Suite aus George Bizets "Carmen" für neun Bläser und Kontrabass. Die Suite, ein Arrangement von Andreas N. Tarkmann, greift die klassische Tradition der Harmoniemusik auf, also der Bläser-Bearbeitung von Opernmelodien für Freiluftkonzerte. Und was soll der Kontrabass dabei? Er veredelt den Klang eines reinen Bläserensembles, ein Trick, den schon Mozart in seiner "Gran Partita" eingesetzt hat.

Tarkmanns "Carmen"-Suite war also das erste Stück, mit dem sich Gregor Mayrhofer in seiner Heimat als Dirigent hören ließ, und leider konnte er hier noch nicht restlos überzeugen. Gerade die bekannten "Hits" wie die Habanera und die Seguidilla kamen ziemlich deutschbrav daher, und auch das Torero-Lied hätte man sich spritziger, mitreißender vorstellen können. Besser gelangen da die lyrischen Nummern wie die Blumenarie oder das entzückende Zöllner-Terzett. Mehrere verwackelte Akkorde - bei nur zehn Instrumenten - zeichneten zusätzlich verantwortlich für einen zwiespältigen Eindruck des ersten Teils.

Nach der Pause dann das Konzert für Violoncello und Blasorchester, das der Pianist Friedrich Gulda dereinst für den Cellisten Heinrich Schiff geschrieben hat. Auf Gut Ried war Cellist Wassily Gerassimez der Solist des Abends. Gerassimez stammt aus einer Familie mit musizierenden Brüdern, was ihn und Mayrhofer natürlich sofort zu Seelenverwandten machte. Und in der Tat: was man da zu hören bekam, war eine hinreißende Interpretation des Gulda-Konzerts, die alle Schwächen des ersten Konzertteils vergessen machte. Die jazzige Ouvertüre, die Idylle mit ihren Anklängen an Webers "Freischütz", das neobarocke Menuett, zuletzt das augenzwinkernd in bayrischer Blasmusik schwelgende Finale - Mayrhofer zeigte, was in ihm steckt, und holte aus dem Orchester eine unglaubliche Vielfalt an Klängen, an Feinheiten heraus.

Die Klangbalance zwischen einem Blasorchester und einem Solocello ist manchmal problematisch. Das wusste auch Gulda, der deshalb dem Solisten in der Konzertmitte eine ausgedehnte, aber höllisch schwere Kadenz gegönnt hat. Hier zeigte Gerassimez nicht nur seine stupende technische Perfektion, sondern auch, welche Vielfalt von Tönen ein Cello hervorbringen kann.

Großer Applaus und Bravo-Rufe am Ende des Konzerts; gemeinsam bedankten sich die Musiker mit der Wiederholung des letzten Teils aus dem Finale des Gulda-Konzerts. Außerdem bot Gerassimez allein zwei Zugaben mit Eigenkompositionen.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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