Historisch wertvoll:Historisches Kleinod

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Mit einer Ausstellung zur Geretsrieder Nikolaus-Kapelle feiert die Interessengemeinschaft ihr 50-jähriges Bestehen

Von Claudia Koestler, Geretsried

Ob auf dem Weg zur Arbeit oder privat unterwegs, viele fahren täglich auf der B 11 an ihr vorbei: der Nikolaus-Kapelle in Geretsried. Das schmucke Gotteshaus ist dabei nicht nur ein optischer Fixpunkt, es ist auch eines der ältesten Gebäude der Kommune. Damit belegt es den Anspruch, dass Geretsried als Stadt zwar erst 47 Jahre existieren mag, als Weiler aber "stramm auf die 1000 Jahre zugeht", wie Bürgermeister Michael Müller sagte.

Dieses für Geretsried deshalb so historisch bedeutsame Gebäude rückt derzeit ganz besonders in den Fokus der Aufmerksamkeit. Denn die Interessengemeinschaft für den Erhalt der Kapelle feiert in diesen Tagen ihr 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass widmet die Stadt der Nikolauskapelle eine Sonderausstellung im Museum, die in der vergangenen Woche eröffnet wurde. Im Rahmen der Schau werden die Entstehung und die Historie der Kapelle beleuchtet. Bereits 1083 wird die "Schwaige Gerratesried" erstmals in einer Schenkungsurkunde des Bischofs von Chur erwähnt. Und bis in das Jahr 1315 lässt sich an der Stelle der heutigen Kapelle ein "St. Niclas Gottshaus" in den Konradinschen Matrikel zurück verfolgen, auch wenn der heutige, barocke und achteckige Bau mit dem Zwiebeltürmchen aus dem Jahr 1722 stammt.

Ein besonderes Augenmerk der Ausstellung liegt auf den 14 Heiligen der Kapelle, auch "Nothelfer" genannt. Vom großen Altarbild blickt der Namensgeber, der Heilige Nikolaus, entgegen. Seitlich davon finden sich die 14 Medaillons von Heiligen. Links sind Eustachius, Cyriacus, Ägidius, Vitus, Dionysius, Blasius und Katharina abgebildet. Rechts finden sich Christophorus, Achatius, Pantaleon, Georg, Erasmus, Barbara und Margareta. Zwei Bilder über dem großen Altarbild zeigen darüber hinaus den Heiligen Emmeram und die Heilige Maria-Magdalena.

Die Anzahl der Heiligen bildet eine - zufällige oder auch nicht - Brücke zu den Anfängen der Interessensgemeinschaft: Weil sich 1967 zur Gründung 14 Engagierte einfanden, wurden sie in Anlehnung an die Heiligen ebenfalls "14 Nothelfer" genannt. Denn der Zustand der Kapelle war 1967 "mehr als erbärmlich", wie Gründungsmitglied Otto Rothe im Rahmen der Vernissage im Dialog mit Anita Zwicknagl vom Kulturamt erinnerte. Alles sei grün vor Span gewesen, das Dach undicht, die Medaillons zersprungen, das Kreuz weithin sichtbar schief. Der Anblick des trostlos verrotteten Kirchleins sei besonders für die Vertriebenen schlimm gewesen, die ihre Kirchen in den Heimaten hinter sich hatten lassen müssen. Das älteste und damals einzige denkmalgeschützte Gebäude der Gemeinde Geretsried sollte folglich Hilfe erfahren, so der Entschluss der Interessensgemeinschaft. Der Gemeinderat bewilligte 10 000 Mark, die Vereinsmitglieder gingen von Haus zu Haus, um weitere Spenden einzutreiben. Letztlich beteiligte sich auch die Kirche, und so konnte die Kapelle von 1967 bis 1970 renoviert werden. "Als Erstes wurde das schiefe Kreuz vom Dach geholt. Weil hier die Freiwillige Feuerwehr Geretsried half, hieß es bald, Sankt Florian hilft Sankt Nikolaus", sagte Rothe. Pünktlich am Nikolaustag 1972 benedizierte Weihbischof Ernst Tewes die frisch sanierte Kapelle. Zwei Jahre später wurde das Gotteshaus mit einer neuen Glocke komplettiert, die die Inschrift "Deo gloria, urbi laetitia, orbi pax", also "Gott zur Ehre, der Stadt zur Freude, der Welt zum Frieden trägt". Zwischen 1987 und 1990 wurde die Nikolauskapelle generalsaniert, um sie originalgetreu wieder zu dem Schmuckstück zu machen, das sie heute ist.

Die Ausstellung ist bis zum 31. Januar während der üblichen Öffnungszeiten des Museums zu sehen.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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