Herbstfest:Herbstlich warmes Miteinander

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Im Geretsrieder Stadtteil Stein wird die dritte Jahreszeit mit Plaudern, Spiel und Tanz gefeiert. Das Ponyreiten ist die Hauptattraktion für die Kinder

Von Felicitas Amler, Geretsried

Ein spitzer Schrei: "Die Ponys sind da!", und schon traben ein Dutzend Mädchen und zwei Jungs von der Wiese am Jugendhaus Ein-Stein nach vorn zur Straße. Dort fährt gerade Michael Glaser vor. Im Anhänger seines Wagens stehen brav und ungerührt der 15-jährige Remus, ein Tinker-Pony, und sein 13-jähriger Kollege Welsh, ein Shetland-Pony. Die beiden sind die Hauptattraktion auf dem "Herbst-Opening" am Samstagnachmittag im Geretsrieder Stadtteil Stein. Dass die Kinder bei ihnen Schlange stehen, um auch einmal reiten zu dürfen, das sind sie von ähnlichen Anlässen gewöhnt.

Das Wetter gibt dem „Herbst-Opening“ mit Pony-Reiten den richtigen Rahmen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit hat absolutes Glück mit dem Wetter: Der goldene Oktober zeigt sich am Samstag von seiner sommerlichen Seite, Kinder, Jugendliche und hie und da ein Erwachsener bummeln zu den Ständen am Ein-Stein, spielen, tanzen, kaufen ein wenig ein und genießen das Miteinander. Das habe nämlich in Stein eine besondere Qualität, sagt Marion Wagner, die den Stand betreut, an dem herbstliche Blumengebinde gesteckt werden. "Man grüßt sich hier noch", sagt sie und vergleicht Stein mit ihrem früheren Wohnort Ascholding. Obwohl das doch eher ländlich, Stein städtisch sei, habe sie hier wie dort dasselbe Gemeinschaftsgefühl wahrgenommen. Wagner engagiert sich auch in der Gruppe Ehrenamtlicher, die den Prozess "Soziale Stadt" begleiten, den Geretsried mit Hilfe staatlicher Städtebauförderung hier gestaltet. "Wir wollen, dass sich in unserem Stadtteil was verändert", sagt sie, "und wenn man selbst nicht mitmacht, darf man auch nicht meckern." Schöner und wohnlicher soll Stein werden, sagt sie. Und das Image nach außen soll sich ändern. "Uns haben sie, als wir hierherzogen, auch gesagt: Das ist doch ein Ghetto." Bestätigen kann sie das nicht. Und die draußen, die sollen sehen, "dass wir ganz normal sind", wünscht sie sich.

Süße Pause: Neben Pony-Reiten und Tanzveranstaltungen rundet Zuckerwatte den Freizeitspaß in Geretsried ab. (Foto: Hartmut Pöstges)

Magdalena Poslawski, pädagogische Mitarbeiterin im Ein-Stein, hat einen Stand aufgebaut, an dem Kleidung getauscht werden kann. Das finden die Kinder aber nicht halb so spannend wie die Modenschau, die sie mit all diesen Tüchern, Schals und T-Shirts vorführen. Manche Mädchen laufen ein wenig schüchtern mit, manche werfen die Hüften, aber eine richtige Show zieht der zehnjährige Maxim ab, der später, darauf angesprochen, lachend fragt: "Wollen Sie ein Autogramm?"

Rund um das Geretsrieder Jugendhaus Ein-Stein wird am Samstag gefeiert, zum Beispiel mit Tanz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Kräuterpädagogin Angelika Spöri hat bei einigen Treffen mit Kindern im Ein-Stein Tütchen vorbereitet, die nun verkauft werden: Erkältungsbad, Omas Kräutertee und Apfelringe sind da zu haben. An einem anderen Stand gibt es Kürbissuppe und Pizza zu kaufen. Aus den Lautsprechern tönt eine in Geretsried inzwischen gut bekannte Stimme: Felix Leipold, Programmleiter des örtlichen Radiosenders Batch!FM, begleitet den Nachmittag mit Moderationen und Musik. Derweil stellen sich die fünfjährige Ngoc Hoa und die dreijährige Amelie zum x-ten Mal beim Ponyreiten an. Wie oft sie schon da war? Amelie hält fünf Finger einer Hand hoch und sagt: "Ganz viele!" So klein und zierlich sie ist: Reiten ist ihre Passion. Mutter Daniela Kießling, Studierzeit-Helferin in der Ganztagsklasse an der Mittelschule, kann nur sagen: Von ihr habe sie das nicht. Und dass die Kleine die Ermahnung, Reiten sei aber nicht nur Vergnügen, sehr selbstbewusst beantwortet habe: Ja, das wisse sie schon, dass man auch den Stall ausmisten müsse.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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