Hallenbad Geretsried:Dreifaches Defizit

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Eine neue Analyse sagt für das interkommunale Hallenbad in Geretsried ein jährliches Minus von einer Million Euro voraus - zweimal mehr als bisher erwartet. Nun geht es um Abstriche, die aber auch Fördergelder kosten könnten.

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

Dem Geretsrieder Stadtrat liegt die Wirtschaftlichkeitsberechnung für das geplante interkommunale Hallenbad vor. Das Ergebnis: Geretsried muss für ein Bad in der geplanten Form mit einem jährlichen Defizit von gut einer Million Euro rechnen. Diese Summe ist weit höher als das Defizit im alten Bad. Ziel war es, mit einem neuen Hallenbad das Minus auf maximal 300 000 Euro pro Jahr zu beschränken. "Jährlich gut eine Million Euro kann sich die Stadt nicht leisten", sagt Bürgermeister Michael Müller (CSU). Nun müsse überlegt werden, wie das zu erwartende Defizit reduziert werden könnte.

Erstellt wurde die Berechnung von der Unternehmensberatung Altenburg, die unter anderem kommunale und private Betreiber und Investoren von Bäderbetrieben, Sport-, Kultur- und Veranstaltungsstätten berät. Bislang lagen nur die geschätzten Kosten für den Bau des Hallenbads und den Betrieb mit Energie, Personal und ähnlichem vor. Besucherzahlen oder die Höhe der Eintrittspreise wurden bislang in der Kalkulation nicht berücksichtigt. Ein Manko, findet Bürgermeister Müller. Er hat dem Stadtrat die Wirtschaftlichkeitsanalyse in nicht-öffentlicher Sitzung vorgelegt. Die Unternehmensberatung Altenburg geht demnach davon aus, dass insgesamt etwa 116 000 Besucher (Öffentlichkeit, Kurse, Schulen und Vereine) im Jahr zu erwarten sind. Mit Sauna kämen weitere 12 000 dazu. Bei einem moderaten Eintrittspreis, der deutlich unter zehn Euro liegt, sei mit Einnahmen von circa 500 000 Euro zu rechnen, inklusive Sauna und den 196 000 Euro, die Schulen und Vereine für die Nutzung zahlen sollen. Den Einnahmen gegenüber stehen die Ausgaben für den Betrieb, also für Wartung, Instandhaltung, Energie und Personal, in Höhe von etwa 1,2 Millionen Euro. Beim Personal gehen die Berechnungen von zehn Stellen aus. Das ergibt ein Minus von circa 680 000 Euro. Hinzu kommen die Abschreibungen und die Zinsen, die das Defizit auf gut eine Million anwachsen lassen. Im alten Schwimmbad lag das Defizit 2012 bei 430 000 und 2013 bei 390 000 Euro.

Bürgermeister Michael Müller muss das Projekt weiterführen. Seine CSU hatte stets zur Vorsicht gemahnt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Angesichts dieser Zahlen ist die Stadt im Zugzwang. Ihr Schuldenstand liegt bei 23 Millionen Euro. Investitionen wie ein neues Dach für das Eisstadion, die Sanierung der Mittelschule und das Schaffen von Infrastruktur im Zuge der S-7-Verlängerung, die laut Müller oberste Priorität hat, stehen an und werden Millionen verschlingen.

Das Geld für den Bau des 13-Millionen-Euro-Hallenbads aufzubringen, das hauptsächlich als Schulsportstätte genutzt werden soll, sei nicht das Thema, betont der Bürgermeister. Der Geretsrieder Anteil liegt bei gut acht Millionen Euro. Vielmehr seien eben jene laufenden Betriebskosten ein Riesenproblem.

Der Stadtrat hat den Arbeitskreis Hallenbad beauftragt, mehrere Punkte abzuklären, ehe er eine Entscheidung treffen wird - wohl in diesem Sommer. Im Fokus steht dabei das Sprungbecken. Der Arbeitskreis muss darüber befinden, ob auf dieses Becken verzichtet werden könnte. Was das Problem der Förderung in Höhe von 4,2 Millionen Euro aufwirft, die der Freistaat zugesagt hatte. Denn die Berechnung des Zuschusses basiert auf der Größe der Wasserfläche. Ohne dieses Becken könnten bis zu 150 000 Euro jährlich eingespart werden, sagt indes Müller. Ebenso geklärt werden müsse, ob sich die Stadt eine Sauna leisten möchte.

Ein "Spaßbad" werde das interkommunale Hallenbad nicht, eher eine funktionale Einrichtung, in der die Bedürfnisse von Schul- und Vereinsschwimmen sowie der öffentliche Schwimmbetrieb gut abgedeckt werden könnten, so Müller. Sollte sich der Stadtrat entschließen, das Projekt mit allen Konsequenzen auf den Weg zu bringen, müsste in anderen Bereichen mit Einschnitten gerechnet werden. "Wenn nicht jetzt gleich, dann irgendwann." Es werde ein Kraftakt werden, alle anstehenden Projekte finanziell auf eine Zeitschiene zu bringen. "Der Stadtrat wird diese Probleme lösen, aber er wird nicht jeden einzelnen Wunsch mehr erfüllen können."

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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