Golfplatz bleibt unter Beobachtung:Anhaltendes Rätselraten

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Die Analyse der Bodenproben vom Bergkramerhof bringt keine Klarheit. Das Landratsamt erwägt, das Wasserschutzgebiet neu zu definieren

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Auch nach Analyse der Bodenproben vom Golfplatz Bergkramerhof geben die wiederholten Funde von Keimen und Pflanzenschutzmitteln im Wolfratshauser Wasserschutzgebiet weiter Rätsel auf. Das Landratsamt trägt sich mittlerweile mit dem Gedanken, das ganze Schutzgebiet neu zu definieren. Die aus der Not geborenen Pläne von Betreiber Josef Hingerl, den Golfplatz rein biologisch zu pflegen, sind noch nicht genehmigt. Unterdessen muss sich der Wolfratshauser Bauausschuss an diesem Mittwoch mit der Frage befassen, ob er Hingerl nachträglich einige längst vollzogene Nutzungsänderungen im Club-Gebäude zugestehen will.

In der seit Anfang 2013 währenden Debatte über die Verhältnisse im Wasserschutzgebiet am Bergkramerhof versucht Hingerl, mit seinem Bio-Konzept und einer Werbekampagne aus der Defensive zu kommen. Dass er dabei auch Nicht-Golfer zu Fitness- und Gesundheitsangeboten auf den Bergkramerhof locken will, hat die Aufmerksamkeit der Stadtverwaltung auf die Frage gelenkt, ob all diese Nutzungen der dortigen Gebäude genehmigt sind - mit dem vorläufigen Ergebnis, dass sich der Ausschuss mit entsprechenden nachgereichten Anträgen beschäftigen muss.

Es sei am Bergkramerhof offenbar vieles nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen, "und dann nagt so etwas schon an seiner Glaubwürdigkeit", sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) über Hingerl und seine Anträge. Was die Sicherheit des Trinkwassers betrifft, so geht es eher darum, ob Hingerl im Schutzgebiet tatsächlich seit 2013 auf alle Pflanzenschutzmittel verzichtet hat oder nicht. Dass vor allem Fungizide wie Boscalid und Myclobutanil nicht nur in Sickerschächten, sondern nun auch im Boden nachgewiesen wurden, widerlegt Hingerls Beteuerungen noch nicht. Die Mittel stammten nicht von der einstigen Landwirtschaft, sondern vom Golfbetrieb. Ob aber von vor oder nach 2013, lasse sich anhand der Proben nicht entscheiden. So fasst das Landratsamt die Einschätzung der Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen. Bei einem Treffen Anfang Februar hatten die Beteiligten auf diese Einschätzung noch verzichten müssen, nun soll es bald ein weiteres Treffen geben.

Dabei wird auch Hingerls Bio-Konzept eine Rolle spielen, das trotz Pilzbekämpfung mit UV-Licht nicht ganz ohne Präparate auskommt. Dass diese biologisch sein sollen, ändert nichts daran, dass dafür eine Genehmigung nötig ist, was sich laut Landratsamt aber nicht gerade einfach gestaltet. Mit den Bio-Plänen reagiert Hingerl darauf, dass man sich im Rathaus 2014 auf einen Grundbuch-Eintrag von 1993 besonnen hat, wonach auf den meisten Flächen überhaupt nichts gespritzt werden darf. Zwischen biologisch und konventionell unterscheidet der Eintrag allen bisherigen Angaben zufolge nicht. Das Landratsamt hatte vor einigen Jahren Sondergenehmigungen für bestimmte Präparate ausgestellt, die zuständige Abteilung will von dem zwischen Grundeigentümer Helmut Danhuber und der Stadt vereinbarten Grundbuch-Eintrag nichts gewusst haben. Gleiches beteuert Hingerl, der die Anlage samt Pachtvertrag 2007 übernommen hat.

Wegen der verworrenen Lage erwäge man, das Schutzgebiet ganz neu auszuweisen, sagt Christine Bonnet als zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt. Ziel ist es, ein Einsickern der Schadstoffe ins Trinkwasser auf Dauer zu verhindern. Allen Tests zufolge ist das Wasser bisher rein. Für einen Schadenersatz, wie er von Wolfratshausens Grünen gefordert wird, müsste ein Schaden beziffert werden, eine Strafanzeige scheiterte mangels Tatbestand.

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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