Gesellschaft unterm Apfelbaum:"Sein schärfster Kritiker"

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Vater und Sohn in Irschenhausen: Peter und Adrian Spielbauer - in diesem Fall überm Apfelbaum. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Adrian Spielbauer ist im Isartal aufgewachsen - und mit einem Vater, der sich auf absurde Wortspiele und Bewegungen spezialisiert hat. An diesem Wochenende stehen beide auf der Bühne.

Interview Von Stephanie Schwaderer

32 Jahre alt, 1,85 Meter groß, blau-graue Augen: Adrian Spielbauer ist der zweitälteste Sohn des Ickinger Kabarettisten Peter Spielbauer. 2014 hat er an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock seine Schauspielausbildung abgeschlossen, seither lebt er in München. An diesem Wochenende ist er - ebenso wie sein Vater - bei der Gesellschaft unterm Apfelbaum in Irschenhausen zu erleben. Während Peter Spielbauer, bekannt als genialer Worte- und Gelenkedehner, sein neues Programm "dunkHELL" vorstellt, bringt Adrian Spielbauer zusammen mit Friederike Sipp unter der Regie von Ercan Karacay die Stadtneurotiker-Komödie "Eine Sommernacht" von David Greig auf die Bühne.

SZ: Als Sie ein Kind waren, hat Ihr Vater Sie da mit einem Kunststück geweckt?

Adrian Spielbauer: Das nicht. Aber es lagen immer Jonglierbälle oder Einräder griffbereit. Und wenn wir Interesse hatten, hat er uns gezeigt, was man damit anstellen kann.

Wie behauptet man sich als darstellender Künstler gegenüber einem Vater, der auch in Zivil in roten Hosen durch die Stadt rollert?

Ich muss mich nicht behaupten, weil wir sehr unterschiedliche Berufe ausüben. Mein Vater schreibt seine eigenen Texte und tüftelt seine Choreografien aus. Ich bin Schauspieler, arbeite also immer mit Fremdtexten und mit einem Regisseur.

Sie treten am Samstag zum ersten Mal bei der Gesellschaft unterm Apfelbaum auf - einem Theaterverein, bei dem Ihr Vater eine tragende Rolle spielt. Wie fühlen Sie sich dabei?

Das ist schon etwas Besonderes für mich: Mein Vater hat am Freitagabend seinen Auftritt und ich am Tag darauf. Auch wenn wir nicht gemeinsam auf der Bühne stehen, ist es doch das erste Mal, dass wir eine gemeinsame Bühne nutzen. Das ist ein schönes Gefühl. Als ich klein war, habe ich ihn oft bei seinen Auftritten begleitet und ihm zugeschaut. Und später haben wir immer wieder gesagt, wir müssten mal ein gemeinsames Programm machen. Dazu ist es bisher nie gekommen, aber wie interessieren uns sehr dafür, was der jeweils andere gerade macht. Mein Vater sagt, ich sei sein schärfster Kritiker. Und das Gleiche kann ich über ihn sagen.

Zu Ihren sportlichen Qualifikationen zählt neben Fechten und Reiten auch Akrobatik. Schlägt da Ihr Vater durch?

Akrobatik war eines der Fächer, das mir an der Schauspielschule in Rostock großen Spaß gemacht hat. Es gibt dort viel Körperunterricht, man lernt Tänze, auch Steppen - da war ich eher froh, als es zu Ende war. Aber unser Akrobatiklehrer hat uns viel Interessantes gezeigt: verschiedene Sprungtechniken und Acro Yoga. Ich bewege mich generell gerne, kann sein, dass ich das von meinem Vater habe. Er versteht sich ja vor allem auf absurde Bewegungen.

Wie lautet gleich wieder seine Empfehlung: Jeden Tag eine Bewegung machen, die man so noch nie gemacht hat . . .

Drei Bewegungen! Und die nach Möglichkeit auf dem Marktplatz des Heimatortes.

Und, schaffen Sie das?

Nicht jeden Tag, aber tatsächlich probiere ich gerne immer wieder Neues aus. Zum einen natürlich, wenn man ein Stück erarbeitet. Aber auch dann, wenn es steht. Wir haben "Eine Sommernacht" jetzt acht Wochen lang in Sommerhausen gespielt. 48 mal in Folge. Da gibt es eine gewisse Routine, aber es wird nie langweilig, auch deshalb, weil man immer wieder Kleinigkeiten ändert.

Sie spielen in dem Zwei-Personen-Stück einen Kleinkriminellen namens Bob, der auf eine erfolgreiche, aber in der Liebe scheiternde Scheidungsanwältin trifft. Wie haben Sie sich dieser Figur genähert?

Bob hat viel von mir, auch wenn ich noch nie ein Auto geklaut habe. Unser Regisseur, Ercan Karacay, hat uns bei der Vorbereitung viel Freiheit gelassen. Zuerst haben wir nur gelesen, dann haben wir Verschiedenes ausprobiert. Irgendwann merkt man plötzlich: So funktioniert's. Die "Sommernacht" ist kein klassisches Theaterstück mit fest verteilten Rollen. Vielmehr gibt es zahlreiche Brüche, ich wende mich immer wieder ans Publikum, erzähle. Das Ganze ist fast schon filmisch.

Wobei die Arbeit beim Film deutlich weniger kreativ sein dürfte?

Das stimmt, aber ich mag beides. Beim Film, vor allem, wenn man für Serien wie "Soko München" oder "Die Rosenheim-Cops" dreht, hat man keine sechs Wochen Zeit, eine Rolle zu erarbeiten. Da telefoniert man vor dem Dreh noch kurz mit dem Regisseur, und nach einer Probe muss die Szene im Kasten sein. Das hat auch seinen Reiz. Aber beim Theater bekommt man ein ganz anderes Feedback, dort gibt es diese besonderen Energien und oft entsteht gerade aus Fehlern plötzlich etwas Tolles.

Hat Ihr schärfster Kritiker das Stück schon gesehen?

Hat er.

Und was sagt er?

Großartig!

Und was sagen Sie zu seinem neuen Programm?

Das Gleiche! Und am Freitag sitze ich natürlich im Publikum.

Theatersommer 2017: "dunkHELL" von und mit Peter Spielbauer, Freitag, 4. August, 20.30 Uhr; "Eine Sommernacht" mit Adrian Spielbauer und Friederike Sipp, Samstag, 5. August, 20.30 Uhr, Pfaffenleite 16, Icking; der Theatergarten öffnet um 18.30 Uhr, Reservierung unter Tel. 08178/4783, Info unter www.theatersommer-isartal.org

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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