Gericht:Drogendealer müssen lange in Haft

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Die Aussagen eines 26-jährigen Tölzers führen zu weiteren Urteilen: Drei Männer aus der Region müssen zwischen viereinhalb und sechs Jahre ins Gefängnis

Von Andreas Salch, Bad Tölz

Die Festnahme von Wolfgang S. ( alle Namen von der Redaktion geändert) im Juni des vergangenen Jahres hatte einen Dominoeffekt ausgelöst und dürfte unter Drogenkonsumenten im Landkreis und der Region zu erheblicher Verunsicherung geführt haben: Denn der 26-Jährige hatte bei seiner Verhandlung vor dem Landgericht München II im April dieses Jahres unter Tränen die Namen seiner Abnehmer preisgegeben. Die Staatsanwaltschaft hatte aufgrund der Hinweise von Wolfgang S. nicht weniger als 15 Verfahren eröffnen können. Drei Männer, deren Namen der Tölzer genannte hatte, wurden erst vor wenigen Wochen in einem Verfahren vor der 2. Strafkammer am Landgericht München II zu Gefängnisstrafen zwischen vier Jahren und neun Monaten sowie jeweils fünf Jahren verurteilt.

Jetzt verhängte die selbe Strafkammer am Landgericht München gegen drei weitere Angeklagte wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge mehrjährige Haftstrafen. Auch sie waren der Polizei dank der Hinweise von Wolfgang S. ins Netz gegangen.

Wolfgang S. handelte mit synthetischen Drogen, mit Marihuana und Haschisch, das ursprünglich aus den Niederlanden stammte. Die Mengen, die er orderte, bewegten sich im Kilogrammbereich. Von wem der Tölzer die Drogen bezogen hat, ist den Ermittlern bislang nicht bekannt. Bei seiner Aussage vor Gericht hatte Wolfgang S. lediglich von einem Kurier gesprochen. "Der war Russe und sprach kein Wort Deutsch", so der Tölzer.

Unter denjenigen, die Wolfgang S. im Laufe des Verfahrens als Abnehmer genannt hatte, befanden sich auch langjährige Freunde des 26-jährigen Tölzers. Wegen seiner einschlägigen Vorstrafen drohte ihm in seinem Verfahren eine besonders lange Haft. Doch für die Tipps und Hinweise, die Wolfgang S. den Ermittlern gegeben hatte, gewährte ihm das Gericht einen "Rabatt". Sechs Jahre und sechs Monate Haft lautete das Urteil am Ende der Verhandlung. Ohne die Kooperation mit Polizei und Staatsanwaltschaft wäre die Strafe jedoch viel höher ausgefallen.

Auch die drei nun verurteilten Männer waren der Polizei dank der Hinweise von Wolfgang S. ins Netz gegangen. Es handelte sich um den 27-jährigen Lagerarbeiter Frank F. aus Bad Tölz, den 29 Jahren alten Metallbauer Torsten L. Penzberg sowie den 42-jährigen Medientechniker Paul G. aus München. Gegen Frank F. verhängte das Gericht unter dem Vorsitz von Richter Oliver Ottmann sechs Jahre Haft. Außerdem ordnete es die Unterbringung des Angeklagten in einer Entziehungsanstalt an. Torsten L. muss für vier Jahre und neun Monate hinter Gitter. Paul G. für fünf Jahre. Die drei Männer nahmen ihr Urteil äußerlich regungslos zur Kenntnis.

Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge soll Frank F. zwischen Oktober 2014 bis zu seiner Festnahme am 1. Dezember 2015 "einen schwunghaften Handel " mit einer "Vielzahl von Betäubungsmitteln" im Raum Bad Tölz betrieben haben. Bei den Drogen handelte es sich vor allem um Marihuana und Amphetamingemisch. Torsten L. aus Penzberg, der ebenfalls am 1. Dezember 2015 vorläufig festgenommen worden war, hatte die Anklage unter anderem zur Last gelegt, er habe Wolfgang S. im Herbst 2014 seine damalige Wohnung in Bad Tölz für einige Tage als "Bunker" für die Aufbewahrung von zehn Kilogramm Amphetamingemisch zur Verfügung gestellt. Von dieser Droge soll allein Torsten L. im Laufe einiger Monate eineinhalb Kilogramm gekauft haben, um es dann selbst gewinnbringend weiterzuverkaufen. Auch der Medientechniker Paul G. lieferte seinen Abnehmern im Raum Bad Tölz sowie im Raum München den Ermittlungen zufolge vornehmlich Marihuana und Amphetamin. Im Mai 2015 hatte er bei Wolfgang S. zum Preis von 2500 Euro ein Kilogramm dieser Droge geordert. Zur Übergabe kam es jedoch nicht mehr. Denn zu diesem Zeitpunkt hatten die Fahnder Wolfgang S. längst festgenommen.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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