Geretsrieder Garten-Soiree:Ein Schiff wird kommen

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Der "Sirenenchor" begleitete die Soiree mit einem musikalischen Potpourri der Toleranz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bürgermeister Michael Müller setzt beim gesellschaftlichen Jahres-Event seiner Stadt auf Aristoteles

Von Felicitas Amler, Geretsried

Wenn die Egerländer in ihrer Tracht erscheinen, der Polizeichef im extrafeinen Uniform-Zwirn und eine Schar von Frauen in abgedrehten kunterbunten Kostümen mit weit ausgreifenden Hüten - dann ist in Geretsried Garten-Soiree. Dieses gesellschaftliche Ereignis hat Bürgermeister Michael Müller (CSU) in Geretsried etabliert. Und wenn das Wetter mitspielt, wird es seinem Namen auch gerecht. Heuer war das nicht der Fall, am vergangenen Donnerstagabend spielte sich die jährliche Soiree in den Ratsstuben ab. Nur Hartgesottene und Raucher standen gelegentlich an einem der französisch blau, weiß und rot dekorierten Bistrotische vor dem Haus. Mit der Tricolore wurde an 35 Jahre Partnerschaft Geretsrieds mit der Stadt Chamalières erinnert.

Drinnen spielte die wunderbare Youngster-Combo D.C. Alcoda Jazz, und die geladenen Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschafts-, und Sozialleben plauderten bei einem Glas mit oder ohne Alkohol. Anders als im vergangenen Jahr, da die Soiree gleichzeitig der Verleihung des biennalen Bürgerpreises diente, gab es diesmal außer musikalischen und Büffet-Genüssen nur zwei Ansprachen. Die des Bürgermeisters und des Landrats.

Müller, der seine Reden immer gern mit einem Blick in den Zitatenschatz vorbereitet, stieg mit einem Wort von Aristoteles ein: "Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." Das "kommunale Schiff" leidet nach Ansicht des Bürgermeisters unter allzu mächtigen staatlichen Eingriffen in die Selbstbestimmung. Den Kommunen würden zudem immer mehr Aufgaben aufgebürdet, ohne dass gleichzeitig Mittel dafür flössen. Er wolle "keine allgemeine Schelte" aussprechen, sagte Müller. Dafür nannte er zwei Projekte, bei denen keiner mehr verstehen könne, warum sie sich im einem Fall Jahre, im anderen Jahrzehnte hinzögen: der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 11 samt Verlegung und die Verlängerung der S-Bahn bis Geretsried. Die stadteigenen Projekte hingegen entwickeln sich aus Müllers Sicht gut. Er zählte auf: den Umbau des Karl-Lederer-Platzes zu einem lebendigen und modernen Stadtzentrum, den Ideen- und Architekturwettbewerb für eine Kulturmeile rund ums Rathaus, den integrierten Flächennutzungsplan mit Klimaschutzkonzept, die Bürgerbeteiligung in den Quartieren Johannisplatz und Geretsried-Stein und den Natur- und Kulturpfad an der Isar mit Multimediastationen. Sein Fazit: "Wir bringen Geretsried voran." Müller bekannte sich mit Verve zu einem gemeinsamen Europa als Garant des Friedens: "Dafür steht unsere Stadt als Symbol, und darauf bin ich stolz", sagte er unter heftigem Applaus des Publikums.

Dem Tölzer Landrat ist es bei jedem seiner Besuche anzumerken, wie gut ihm Müllers Politik des Aufbruchs und des Zupackens gefällt. So lobte Josef Niedermaier (FW) den Bürgermeister auch diesmal mit einem "Hut ab!" und sagte: "Ja, lieber Michael, die Segel sind in Geretsried, glaube ich, ganz kräftig gesetzt." Die Geretsrieder könnten stolz sein auf die Ziele, die sie "gemeinsam setzen und umsetzen", so der Landrat.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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