Geretsried:"Zwischen Pragmatismus und Programmatik"

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Der neue SPD-Kreisvorsitzende Wolfgang Werner stellt sich vor. Vorgängerin Gabriele Skiba geißelt den eigenen Wahlkampf

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Der Geretsrieder Stadtrat Wolfgang Werner ist neuer Kreisvorsitzender der SPD. Er wurde am Donnerstag gewählt. Die vorherige Vorsitzende und ehemalige Landratskandidatin Gabriele Skiba war, wie lange vorher bekanntgegeben, nicht mehr angetreten. In ihrem Rechenschaftsbericht zog Skiba eine vernichtende Kommunalwahl-Bilanz der SPD, bei der sie nicht zuletzt sich selbst geißelte. Ihr Rückzug als Vorsitzende habe aber nichts mit ihrem schlechten Abschneiden bei jener Wahl zu tun, betonte Skiba: Sie habe schon früher klargestellt, dass sie den Kreisverband nur vorübergehend führen wolle, um ihn dann in jüngere Hände zu übergeben. Diese jüngeren Hände sollten Paul Lehmann gehören, der jedoch überraschend aus seinem persönlichen Misserfolg bei der Landtagswahl im vergangen Jahr Konsequenzen zog und kein Amt im Kreisverband mehr ausüben möchte. So wurden umfangreiche Neuwahlen nötig, die Wolfgang Werner zum neuen Vorsitzenden machten. Seine Stellvertreter sind Bernhard Schülein und Angelika Kassner, die auch bislang Stellvertreterin war.

"Der Ausgang der Landratswahl wird nicht gerade als Glanzleistung in die Annalen des Kreisverbands eingehen", sagt Skiba. Viel zu spät habe man damit begonnen, nach einem Landratskandidaten zu suchen, was ein "Riesenfehler" und "nicht wiedergutzumachen" sei. Da kein Mandatsträger bereit war, zur Wahl anzutreten, drohte dem Verband eine Kommunalwahl ohne eigenen Landratskandidaten - und das wäre nach Skibas Ansicht das schlimmste gewesen. "Ich war eine Notkandidatin", sagte sie mit Blick auf ihr Ergebnis von 7,45 Prozent. "Ich glaube nicht, dass bei uns in der SPD je wieder so ein Ergebnis herauskommt - es kann nur besser werden."

Ohne einen eigenen Kandidaten wären der SPD im Kreistag womöglich noch mehr Mandate weggebrochen, sagte Kreistagsfraktionssprecher Reiner Berchtold. So verlor sie eines und hat nun anstatt acht noch sieben Sitze.

Abschließend stellte Skiba eine Vermutung zur Wahlbeteiligung an. Die lag bei der Bundestagswahl bei 72,4 Prozent, bei der Kommunalwahl nur bei 55,2 Prozent. Noch niedriger war nur die Wahlbeteiligung bei der Europawahl (43,8 Prozent). Skibas Fazit: Die lokale Kreis-SPD sollte ihren Fokus stärker auf Bundesthemen richten.

Der neue SPD-Kreisvorstand (v. l.): Bernhard Schülein, Angelika Kassner, Viola Seidel, Wolfgang Werner und Monika Singer. (Foto: Manfred Neubauer)

Es hat mir Spaß gemacht, eure Vorsitzende zu sein", sagte Skiba. Auch härtere Diskussionen hätten sein müssen, "wichtig war nur, dass man sich hinterher wieder die Hand geben konnte". Die kommenden drei Jahre solle der Verband nutzen, um sich intern strukturell zu verbessern und politische Arbeit zu leisten.

Der 39 Jahre alte Finanzwirt Wolfgang Werner ist beim Finanzamt Wolfratshausen beschäftigt, seit 1997 bei der SPD und seit 2009 im Geretsrieder Stadtrat vertreten. Zwischen 2003 und 2009 war er dort außerdem Sportbeirat, zur neuen Stadtratsperiode wurde er zum Sportreferenten ernannt. Als neuer Vorsitzender des Kreisverbands wolle er den "Spagat zwischen Pragmatismus und Programmatik" wagen. Er bot sich außerdem als Moderator "bei nicht ganz unüblichen Konflikten zwischen Jüngeren und Älteren" an. Er wolle den Kreisverband "nicht dogmatisch" ausrichten, so Werner: "Ich brauche euch, ich brauche euren Input." Bei der Wahl war er der einzige Kandidat, von 25 Stimmberechtigten votierten 23 für ihn, zwei enthielten sich.

Paul Lehmann ließ sich für kein politisches Amt mehr aufstellen, abgesehen von zwei Delegiertenwahlen für die Bezirks- und Landes-Parteitage, bei denen er jedoch nur sechs und acht Stimmen erhielt und damit ausschied. Die Delegierten für die Bezirks-Parteitage sind Katarina Koper, Vorsitzende der Jusos, und der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel. Zu den Landes-Parteitagen werden Koper und Arndt Spahn entsendet. Klaus Braun gab sein Amt als Kassier ab, gewählt wurde einstimmig Monika Singer, Viola Seidl löst Marlies Korntheuer als Schriftführerin ab, Reiner Berchtold bleibt Sprecher der Kreistagsfraktion.

© SZ vom 19.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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