Geretsried:Umstrittener Akzent

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Die Sicht vom Rathaus auf den Karl-Lederer-Platz wird künftig durch einen Querbau am Martin-Luther-Weg (rechts) geprägt sein. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Am Karl-Lederer-Platz soll ein dominantes Gebäude entstehen, darin ist sich der Stadtrat einig. Aber wie soll dieser "Turm", "Klotz" oder "Riegel" nun aussehen? Nicht nur diese Frage ist bislang ungelöst

Von Felicitas Amler, Geretsried

Das Gebäude steht noch längst nicht, hat aber schon viele Namen, darunter sogar neue Wortschöpfungen: ein Turm, ein Rausbau, ein Querriegel, ein Betonklotz, eine Dominante oder eine Markante. Sicher ist, dass das Familienunternehmen Krämmel KG, Vorreiter in der städteplanerisch erwünschten urbanen Neugestaltung des Geretsrieder Karl-Lederer-Platzes, ein relativ massives Gebäude auf derzeit öffentlichem Grund braucht. Anders sei großflächiger Einzelhandel wie ein Supermarkt mit Markthallencharakter nicht unterzubringen, erklärt Unternehmenssprecher Korbinian Krämmel. Und gerade der Einzelhandel ist ein wesentlicher Punkt in der von der Stadt angeregten Neukonzeption des Platzes.

Der Plan, den das Architekturbüro Klaus Kehrbaum für diese Dominante vor den Platz-Hausnummern 14 bis 18 entworfen hat, sieht auf einer Grundfläche von gut 470 Quadratmetern sieben Geschosse und damit eine Höhe von etwa 23 Metern vor. Zwei Etagen mehr, als die künftige Bebauung des Platzes haben wird, seien nötig, um städtebaulich einen Akzent zu setzen, argumentiert Kehrbaum.

Im Stadtrat ist das Gebäude umstritten; entschieden ist bisher nur, dass es eine Dominante geben soll. Über die Höhe und die Baumasse gab es zuletzt in einer nicht-öffentlichen Sitzung Differenzen. CSU-Sprecher Volker Reeh etwa stellt die Höhe in Frage und warnt vor einer extremen Verschattung des Platzes. Kehrbaum sei bisher den Beweis des Gegenteils schuldig geblieben, sagt er. Robert Lug, Sprecher der Freien Wähler, findet die geplante Bebauung sehr breit: "Das ist schon ein ziemlicher Klotz." Missbehagen sei im Stadtrat aber auch aufgekommen, weil das Gebäude in den Plänen den Eindruck einer geschlossenen Fassade erweckt habe, berichtet er.

Die Größe des Gebäudes hat die gewünschte Wirkung

Von der Fassadengestaltung sei bisher noch gar nicht die Rede, erwidert Korbinian Krämmel auf diese Kritik. Bis dato lägen reine Funktionspläne vor. Die Größe des Gebäudes allerdings stellt er nicht in Frage, sie habe die gewünschte Wirkung: "Es soll ja eine stärkere Urbanität geschaffen werden. Der Platz soll eine Dominante kriegen." Sein Unternehmen wäre sogar "offen dafür, ein achtes Geschoss draufzusetzen".

Probleme hat Krämmel allerdings schon bei sieben Geschossen auf dem Platz und fünf Etagen auf dem bestehenden Areal Karl-Lederer-Platz 14 bis 18 mit dem Nachweis der Stellplätze. Etwa 200 seien entsprechend der Geretsrieder Satzung erforderlich, sagt Krämmel. Dafür werde die bisher erwogene eingeschossige Tiefgarage unter dem Platz nicht genügen: "Die zweigeschossige ist wieder im Gespräch." Auf den Einwand, es habe immer geheißen, dann gäbe es Probleme mit dem Grundwasser, sagt er: "Wir sind schon mit einem Geschoss im Grundwasser."

Auf Seiten der Stadt muss ebenfalls neu geplant werden: Für eine Tiefgaragenzufahrt direkt von der Bundesstraße 11 aus - und damit unmittelbar vor dem Rathaus - gibt es im Stadtrat keine Mehrheit. Auch Bürgermeister Michael Müller (CSU) sagt, er sei "nicht hundertprozentig davon begeistert". Man müsse also jetzt untersuchen, wo die Einfahrt platziert werden kann.

Müller aber ist für vielerlei Neuerungen offen. Grundsätzlich sagt er zur Umgestaltung des Karl-Lederer-Platzes, man müsse sich von alten Sichtweisen verabschieden. So könnten durch den Krämmel-Anbau neue Gliederungen entstehen, womöglich sogar ein Rathausplatz, jedenfalls eine neu strukturierte Nutzung des öffentlichen Raums - "weg von diesem Divisionsplatz".

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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