Geretsried:Performance und Plauderei

Lesezeit: 2 min

Claudia Koreck startet im ausverkauften "Hinterhalt" ihre Live-Tour "Honu Lani 2013". Zu hören gibt es harten Rock statt entspannter Blümchenmusik.

Petra Schneider

Dicht an dicht stand das Publikum in der Geltinger Kulturbühne "Hinterhalt". Die Sängerin verabschiedete sich mit der Hoffnung, "dass es den Laden hier noch lange gibt". Sie jedenfalls wolle wiederkommen. (Foto: Manfred Neubauer)

Es ist, als wäre man in einen Hinterhalt geraten - ein Entkommen ist fast unmöglich. Dicht an dicht drängen sich Menschen am Donnerstagabend ganz freiwillig in der Kulturbühne "Hinterhalt" in Gelting, entkommen will dort offensichtlich niemand. Das Klima ist subtropisch-hawaiianisch: dumpfig, feuchtwarm und eng. Kinder fläzen sich vor der Bühne, Junge und Ältere schwitzen im unbestuhlten Lokal einträchtig nebeneinander, auch Bürgermeisterin Cornelia Irmer hat sich nach Gelting aufgemacht. Lila-blaue Scheinwerfer in Blumenform verströmen tropisches Ambiente, im Bühnenhintergrund tut sich eine blau-schwarze Meer-Unendlichkeit auf.

Und dann schlendert sie einfach auf die Bühne, Claudia Koreck, die in Gelting ihre Live-Tour "Honu Lani 2013" startet: Graues Schlabber-T-Shirt, Jeans, Stiefeletten mit Blumenmuster, die Haare locker zum Zopf gebunden. "Griaß eich, schee, dass do seids" - ihre obligatorische Begrüßungsformel, dazu ein strahlendes Lächeln. "Honu Lani" ist ihr viertes Album, produziert von Ehemann Gunnar Graewert, der in der Band Keyboard und Ukulele spielt, erschienen im neu gegründeten Eigenlabel "Honu Lani Records".

Drei Monate haben Koreck, Graewert und der zweijährige Sohn Timmi im vergangenen Jahr auf ihrer Sehnsuchtsinsel Kauai verbracht und Songs geschrieben. Wer deshalb entspannte Blümchenmusik erwartet hatte, dürfte erstaunt gewesen sein: Hart, rockig und laut sind Lieder wie "Anna" oder "Aloa", selbst der Hit "Fliang" klingt am Donnerstag nicht luftig, sondern mächtig.

Die harten Gitarrensoli von Luke Cyrus Götze tun ein Übriges und Koreck hüpft, stampft, schreit und singt sich die Seele aus dem Leib, temperamentvoll und manchmal wütend. Dazwischen melancholische Lieder über die Liebe, über das Älterwerden und zerplatzte Jugendträume. Lässigen Hawaii-Sound samt Ukulelen gibt es erst bei der Zugabe: "You and Me", ein Song, den Koreck zusammen mit Donavon Frankenreiter geschrieben hat, einem kalifornischen Surfer-Singer.

Was bei der 26-Jährigen immer wieder erstaunt, ist der Bruch zwischen Performance und Plauderei: Wenn sie singt, kann man sich der Präsenz und der ausdrucksstarken Stimme dieser Blues-Rock-Lady kaum entziehen. Nach den Songs dann ein strahlendes Lächeln, ein "Dankee!", das irgendwie zwei Oktaven zu hoch klingt, und plötzlich ist sie wieder das fröhliche Traunsteiner Madl von nebenan.

Sie erzählt von ihrem Sohn Timmi, der sich beim Toben mit dem Papa plötzlich die Mundharmonika geschnappt habe und "echt auf oamal voi guat gspuit hat". Sehr persönliche Geschichten sind das, Koreck erzählt witzig und schlagfertig: "Der Timmi wollt unbedingt mit auf des Konzert und Mundharmonika spuin. Aber i hab gsagt, des geht ned, mir san ja ned die Kelly Family."

Zwei Stunden ohne Pause spielt die Band mit Graewert am Keyboard, Oscar Kraus am Schlagzeug, Luke Cyrus Götze an der Gitarre und Dominik Palmer am Bass. Drei Zugaben, mehr geht nicht, nicht für die Band und wohl auch nicht für das Publikum, das trotz der Saunaatmosphäre begeistert mitsingt, klatscht und stampft. So gut, dass es womöglich in einem Video zum Song "Danzn" den Rhythmus stampfen darf, der am Donnerstag aufgenommen wurde. "Gelting is im Video dabei", jubelt Koreck. Sie hoffe, "dass es den Laden hier noch ganz lange gibt". Denn wiederkommen wolle sie auf jeden Fall.

© SZ vom 16.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: