Geretsried:20 Jahre Stillstand

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Wolfgang Selig 2013 bei einem Richtfest. Sozialwohnungen wurden damals auch nicht gebaut. (Foto: Hartmut Pöstges)

Schlechtere Förderrichtlinien sind Auslöser der Misere

Von knapp 850 Sozialwohnungen der Baugenossenschaft Geretsried fällt bis Ende 2016 gut die Hälfte aus der sozialen Bindung. Für die Bewohner bedeutet dies, dass sie künftig mehr Miete zahlen müssen: 20 Prozent schlägt die Genossenschaft auf den Mietpreis auf, noch einmal erhöht wird er bei Neuvermietungen. Gemäß der gesetzlichen Bestimmungen könnte die Baugenossenschaft die Miete alle drei Jahre um weitere 20 Prozent erhöhen, sagt Wolfgang Selig, Geschäftsführer der Baugenossenschaft. Das werde sie aber nicht tun; die Erhöhung sei im bestehenden Mietverhältnis eine einmalige Sache.

Wer sich für eine Wohnung der Baugenossenschaft interessiert, hat derzeit schlechte Karten. Wie ein Schild im Schaukasten am Zentrum des Unternehmens mitteilt, hat das Unternehmen nichts frei. Ein Zustand, der seit sechs bis acht Wochen anhält, sagt Selig. Die Kündigungsquote sei in den vergangen Jahren generell rückläufig gewesen, ungefähr seit Abklingen der Wirtschaftskrise. Tendenziell verließen die Mieter ihre Wohnungen - wenn überhaupt - nur noch dann, wenn sie mehr oder weniger dazu gezwungen würden: Durch Todesfälle zum Beispiel, oder wenn ein Mieter ins Seniorenheim ziehe. Dass so wenige ausziehen, kann nach Seligs Einschätzung an zwei Gründen liegen: "Entweder sind sie sehr zufrieden - oder es gibt keine Alternativen." Er selbst glaube an eine Mischung aus beidem. Denn auch in Zeiten einer entspannten Wohnsituation sei die Quote der Auszüge gering gewesen, sagt Selig.

In den vergangenen 20 Jahren hat die Baugenossenschaft keine Sozialwohnungen gebaut. Damals hatte die Bundesregierung die Richtlinien für die Förderung des sozialen Wohnungsbaus verändert - in Seligs Worten: "drastisch verschlechtert". Es steht also nach sehr langer Zeit eine Premiere bevor: In nächster Zeit wird die Genossenschaft bei der Stadt einen Bauantrag einreichen für 27 Sozialwohnungen in der Richard-Wagner-Straße, Ecke Schubertweg. Verändern werde das aber nichts an der Gesamtsituation, sagt Selig: "Dazu bräuchten wir eine dreistellige Zahl."

© SZ vom 03.11.2015 / thek - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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