Geretsried:Integration braucht neue Förderer

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Auf die Erfolge der Jugendarbeit im vergangenen Jahr sind Kerstin Halba und Rudi Mühlhans "ziemlich stolz". (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Bundesmittel für das Multikultur-Projekt des Trägervereins Jugendarbeit in Geretsried laufen im Sommer aus. Die Verhandlungen mit der Stadt stehen offenbar gut.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Die Räume müssen attraktiv sein, das Angebot niedrigschwellig, dann gelingt das, was Rudi Mühlhans die "Raumaneignung" durch Jugendliche nennt. Im Geretsrieder "Saftladen" scheinen beide Kriterien erfüllt zu sein. Das Jugendzentrum habe im vergangenen Jahr einen "totalen Boom" erlebt, sagt Mühlhans. Er ist Geschäftsführer des Trägervereins Jugendarbeit (TVJA), der die 500 Quadratmeter große Einrichtung mit Aufenthalts-, Werk-, Spiel- und Büroräumen an der Adalbert-Stifter-Straße unterhält. Nach zuvor durchschnittlich 25 Besuchern pro Öffnungstag liege man nun bei 61. Das ist einer der Gründe, warum der Geschäftsführer und die Trägervereinsvorsitzende Kerstin Halba ihre Jahresbilanz "ziemlich stolz" präsentieren.

Neben dem Saftladen betreibt der TVJA das "Ein-Stein" im Stadtteil Stein, trägt die Mobile Jugendarbeit in der Stadt, besorgt für die Mittelschule die Ganztagsbetreuung, bietet einen Freiwilligendienst und hält das Projekt "Integration aktiv" am Laufen. Damit könnte es allerdings von September an vorbei sein, weil dann die auf drei Jahre befristete Förderung des Bundes endet. Mit der Stadt sei man in guten Gesprächen, sagt Halba. Sie hofft auf kommunale Unterstützung für das mit jährlich 53 000 Euro bezifferte Projekt.

Dessen Leiterin Dagmara Sosnowska, Sprach- und Kulturarbeiterin aus Polen, erklärt, die Entwicklung der Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund erfordere einen langen Atem. "Die Integrationsarbeit darf kein Flickenteppich aus Fördermöglichkeiten bleiben, sondern muss ein fester Bestandteil der kommunalen Politik mit dem erforderlichen Stellenwert sein." Halba würdigt die Erfolge, die Sosnowska bereits erzielt habe, Sprachkurse etwa, das Eltern-Café, sehr gut besuchte Integrationsforen zweimal im Jahr und Leseprojekte.

Für "Integration aktiv" hat der Trägerverein Jugendarbeit eigens eine ehemalige Wohnung der Baugenossenschaft Geretsried am Steiner Ring angemietet. Das Netzwerk sei stabil, so dass dem Verein an einer Weiterführung sehr gelegen ist. In Bürgermeister Michael Müller hat er dabei einen vertrauten Ansprechpartner: Müller war bis zu seiner Amtseinführung im vergangenen Jahr Vorsitzender des TVJA. Und im Vorwort zum Jahresbericht stellt auch er die Bedeutung von Integrationsarbeit heraus. Er hebt hervor, dass man in beiden Jugendhäusern jugendliche Asylbewerber antreffe, und dass auf der Weihnachtsfeier im Ein-Stein die erwachsenen Asylbewerber Plätzchen verkauft hätten. Mit Blick auf die Weltlage schreibt er: "Schön, dass wir nicht damit beschäftigt sind, Kriege zu führen, sondern uns Themen wie diesen widmen können."

Als Erfolgsmodell des TVJA nennen Mühlhans und Halba auch den Vereinsbus "MobSSI". Die Abkürzung steht für Mobil für Sport, Spiel und Information. Der Bus diene nicht nur dem TVJA, er werde auch von anderen Vereinen und Organisationen genutzt: "Noch nie war der Bus mit so vielen jungen Menschen unterwegs wie 2014", stellt der Geschäftsführer fest.

Der Trägerverein besteht seit 33 Jahren. Der "Saftladen" wurde 1982 eingerichtet, die Mobile Jugendarbeit 1995 eingeführt und das "Ein-Stein" 2003 eröffnet. Dort fehlt nach Mühlhans' Einschätzung noch ein Stadtteil-Bürgerhaus. Für ein drittes Jugendhaus sieht er hingegen keinen Bedarf. Man brauche nicht immer für alles neue Räume, sagt er. Allerdings plädiert er dafür, Jugendlichen auch die "Raumaneignung" in der Stadt nicht vollkommen zu verwehren.

© SZ vom 21.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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