Geretsried:Happy End für die Hollywoodkurve

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Der vor zwei Jahren errichtete "GERETSRIED"-Schriftzug an der B 11 darf stehen bleiben. (Foto: Pöstges)

Innenminister Joachim Herrmann billigt den Schriftzug an der B 11 - aber nur bis die S-Bahn kommt

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Sie hat eine eigene Facebook-Seite, diente als Wahlkampfthema, wurde zum Gegenstand eines YouTube-Videos des Landrats Josef Niedermaier und schaffte es sogar ins Bayerische Fernsehen. Wovon ist die Rede? Wäre dies die Eine-Million-Euro-Frage in einer TV-Quizshow, gäbe es wohl keinen Geretsrieder, der daraufhin nicht als reicher Mensch nach Hause gehen könnte. Denn sie ist inzwischen fast so berühmt wie ihr US-amerikanisches Vorbild - zumindest im Verhältnis: die Hollywood-Kurve an der Bundesstraße 11. Zehn riesige weiße Buchstaben leuchten dem Autofahrer entgegen: G-E-R-E-T-S-R-I-E-D, so unübersehbar, dass das Straßenbauamt und das Landratsamt die Lettern (kurz nachdem gewitzte Geretsrieder sie in der Mainacht 2013 auf den Hügel gelegt hatten) als gefährliche Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit werteten - und entfernen lassen wollten.

So mancher städtischer Politiker wäre wohl hellauf begeistert, würden seine Themen ähnliche Aufmerksamkeit erlangen wie diese zehn Buchstaben. Nicht weniger als 2238 Aufrufe hatte Niedermaiers YouTube-Video nach einem Jahr und 2587 Nutzer hatten die Facebook-Seite "Hollywoodkurve Geretsried" mit einem Like versehen. Ein kleinerer Nachbau des Schriftzugs - inzwischen zum Wahrzeichen der Stadt geworden - hing beim Starkbierfest 2014 hinter Ludwig Schmid alias Bruder Barnabas, während dieser konstatierte, dass sich Geretsried, wo es den Schriftzug doch einmal aufgebaut hätte, es ohne Mühe auch ein zweites Mal tun würde - sollte man ihm die zehn Buchstaben doch wieder wegnehmen. Und der Schriftzug hing auch dann noch dort, als sich die Geretsrieder erhoben, um zur Begleitung der Gartenberger Bunkerblasmusik zu singen: "Dir, Geretsried, die Treue."

Eine ziemlich emotionale Angelegenheit also. Aber die Geretsrieder können ihre Schwerter wieder wegstecken, denn es gibt jetzt eine klare Ansage aus dem Innenministerium. Genauer gesagt: Innenminister Joachim Herrmann hat das seit acht Monaten mit Spannung erwartete Machtwort gesprochen. Während am Wochenende die Mobilitätstage stattfanden und zeitgleich der Neue Platz eingeweiht wurde, stattete Herrmann gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber und dem Dritten Bürgermeister der Stadt, Gerhard Meinl, der Hollywoodkurve einen Besuch ab. Zur Eröffnung des Neuen Platzes, die bei der Entscheidung in vollem Gange war, sah er danach zwar nicht mehr vorbei, jedoch griff einer seiner Begleiter anschließend zum Telefon und sagte Bürgermeister Michael Müller Bescheid.

Die drei Pfarrer der griechisch-orthodoxen, katholischen und evangelischen Gemeinden hatten den Platz gerade gemeinschaftlich gesegnet und die Reservisten-Kapelle ihr Lied beendet, als der Bürgermeister noch einmal an das Mikrofon trat. Dass es noch etwas zu verkünden gab, wussten die Gäste: Etwa eine Stunde zuvor hatte Müller die Veranstaltung mit den (recht aufgeregten und deshalb vielleicht nicht ganz sinnigen) Worten eröffnet, man möge eine Gedenkminute für den Innenminister einlegen, der gerade die Hollywoodkurve besuche. Zwar hielt die Gedenkminute nur so lange an wie die Pause zwischen zwei Sätzen. Doch das spielte am Ende keine Rolle mehr. Müller verkündete: "Wir dürfen die Hollywoodkurve behalten . . ." Mit einer Einschränkung: ". . . bis die S-Bahn fährt." Und das kann bekanntlich noch dauern.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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