Das gemütliche, zuletzt aber schon arg heruntergekommene Haus des Temenos-Kindergartens, das Bruckmaier-Anwesen an der Äußeren Beuerberger Straße in Wolfratshausen, ist zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwunden, der Kindergarten und die dahinterstehende Idee aber existieren weiter: demnächst in neuen, hellen Räumen, in einem wunderschönen Holzgebäude an der Buchberger Straße in Gelting, das viel moderner, aber gewiss nicht weniger heimelig ist. Dieser Eindruck vermittelte sich am Mittwoch bei einem Rundgang, obwohl noch die Handwerker die Szenerie beherrschen: überall herabhängende Kabel in den lichtdurchfluteten Zimmern, unverschalte Rohre und Baumatten, die den Parkettfußboden vor Kratzern schützen.
Der Eindruck, hier sei noch längst nicht an einen geregelten Betrieb zu denken täuscht gleichwohl, denn schon am 1. Mai sollen die ersten beiden Krippengruppen einziehen. Insgesamt 72 Buben und Mädchen sollen sich hier demnächst tummeln: zwei Kindergartengruppen, zwei Krippen- und eine Hortgruppe. Letztere zieht im September zum Schulbeginn ein, die Einschreibung für den Hort beginnt aber schon in den kommenden Tagen. Bis jetzt sind noch Plätze frei. 16 Volksschulkinder können im Obergeschoss des neuen Gebäudes, das alles in allem etwas mehr als zwei Millionen Euro kostet, Platz finden. Für sie gibt es zwei große Räume, einen Werkraum und einen Mehrzweckraum, ein Ambiente, in dem sich die Hausaufgaben angenehm erledigen lassen - bis die Kinder dann ins Freie dürfen. Denn das Erleben von Wald und Natur ist fester Bestandteil der Temenos-Idee. "Achtsamkeit gegenüber Mensch und Natur prägt unsere Haltung", versichern die Verantwortlichen, unter ihnen die pädagogische Leiterin der Einrichtung, Chiara Belli-Obser. Ihr und der Geschäftsführerin Daniela Kuchenbauer stehen für die Umsetzung dieser Idee mit Sebastian Birnbaur und Ulla Köhler auch zwei neue Hortkräfte zur Verfügung.
Organisatorisch sinnvoll ist, dass der Hort über einen eigenen Ein- und Ausgang verfügt, sodass andere Gruppen nicht gestört werden, wenn mittags die Kinder aus der Schule kommen. Die meisten werden voraussichtlich die Geretsrieder Isardammschule besuchen, nachdem dies die zuständige Sprengelschule ist. Von dort kommt auch der Schulbus, der nach Kuchenbaurs Worten fast vor der Haustür hält. Sofern Eltern aus anderen Gemeinden interessiert sind, können aber auch sie ihre Kinder nach Gelting schicken. Das Mittagessen soll mittelfristig direkt im neuen Haus gekocht werden. Geöffnet ist der Temenos-Hort täglich von 11.30 bis 17 Uhr.
Auch wenn die Grundausstattung der Kita gesichert ist, fehlt der Einrichtung noch einiges, was derzeit noch nicht finanzierbar ist, sodass Geschäftsführerin Kuchenbaur noch auf Spenden hofft - für einen Bauwagen beispielsweise, der eine Anlaufstation für die Waldexkursionen sein soll. Auch diverse Bücher, Geschirr und Bollerwagen wären als Sachspenden noch höchst willkommen.
Wirklich traurig sei man angesichts der jetzt optimalen Verhältnisse über den Verlust des Bruckmair-Anwesens nicht, sagt Belli-Obser. Man hänge nicht an alten Zeiten fest, letztlich gehe es ja um die Atmosphäre, und nicht um das Haus selbst. Dass man mit dem Naturkonzept richtig liegt, erkennt Belli-Obser nicht zuletzt daran, dass es gar nicht schwierig gewesen sei, die neuen Kräfte zu finden, obwohl es doch ansonsten große Probleme bereite, Erzieherinnen und Erzieher zu finden. Für die Stellen habe es jedenfalls eine Menge Bewerbungen gegeben. "Wir sind total froh über die neuen Kollegen", sagt die Kita-Leiterin, "jetzt können wir endlich loslegen".
Eltern, die ihre Kinder für den Temenos-Hort anmelden wollen, können unter Telefon 0170-2984632 ein Info-Gespräch vereinbaren und sich die Einrichtung zeigen lassen.