Geretsried:Erneute Kritik am Umgang mit Sieber

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Insolvenzverwalter attackiert die Gesundheitsbehörden

Die Großmetzgerei Sieber ist wieder freigegeben, doch die Produktion steht nach wie vor still - weil dem Insolvenzverwalter Josef Hingerl weiter das Geld fehlt. Jetzt attackiert er die Gesundheitsbehörden erneut: Diesmal behauptet er, das Robert-Koch-Institut (RKI) sei angeblich in seiner Einschätzung der Listerien-Vorwürfe zurückgerudert, was die Gesundheitsbehörde scharf dementiert. Zudem hätten die Behörden überreagiert, weil rund die Hälfte der Waren unbedenklich gewesen sei. Das Verbraucherschutzministerium weist die Vorwürfe einmal mehr zurück. Dem Insolvenzverwalter läuft die Zeit davon.

Der erste Vorwurf löst sich praktisch in Luft auf. Das Berliner Robert-Koch-Institut bleibt auf Nachfrage nämlich eindeutig dabei: "Unsere Einschätzung von damals ist weiterhin gültig, wir haben hier nichts zurückzunehmen und auch nichts zurückgenommen", erklärt eine Sprecherin des Bundesinstituts für Infektionskrankheiten. Hingerl hatte zuvor das Gegenteil behauptet und führt zum vermeintlichen Beweis ein Zitat aus einer internen E-Mail zwischen den Gesundheitsbehörden an, in der es um eine falsche Formulierung geht. Liest man die ganze E-Mail, geht es jedoch tatsächlich um ein Missverständnis.

Zweitens beharrt Hingerl darauf, dass es unnötig gewesen sei, den kompletten Betrieb zu sperren. Denn bei gut der Hälfte der Sieber-Waren handele es sich um Produkte, die nach der Herstellung und Verpackung nachpasteurisiert würden - vor allem Würste, die noch einmal erhitzt würden. Von der "völlig unbedenklichen" Ware hätten 120 Tonnen vernichtet werden müssen. "Der Verkauf dieser Ware hätte nie eingestellt werden dürfen", sagt Hingerl.

Ohne auf diesen Aspekt konkret einzugehen, bleibt das Verbraucherschutzministerium bei seiner Einschätzung: "Zum Schutz der Verbraucher werden für Betriebe auch einschneidende Maßnahmen ergriffen, wenn sie rechtlich zulässig und erforderlich sind." Dies habe das Verwaltungsgericht bestätigt.

© SZ vom 09.09.2016 / dac - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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