Neues Konzept für den Waldfriedhof:Eine Alternative zum Friedwald

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Steinmetz-Betrieb und Gärtnerei haben hier zusammengearbeitet: Marion Hirschberger und Josef Holzer junior am neuen Urnengarten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Geretsried präsentiert seinen neuen Urnengarten, der eine "Ruhegemeinschaft" bietet. Das Rondell besteht aus 18 Grabsteinen und einer Stele in der Mitte. Der Platz drücke auch Leben aus, sagt Gärtner Josef Holzer

Von Felicitas Amler, Geretsried

Der Geretsrieder Steinmetz-Meister wird sehr deutlich, wenn er seine Ablehnung eines Friedwalds begründet: "Der Mensch ist nicht dazu da, dass er seine Hinterbliebenen wegschmeißt", sagt Johann Hirschberger. Sein Betrieb und die Gärtnerei Holzer haben im Auftrag der Stadt Geretsried ein Konzept für den Waldfriedhof erarbeitet und umgesetzt, das eine andere Alternative für Beisetzungen bietet: eine "Ruhegemeinschaft Urnengarten". Am Freitagnachmittag wurde die kleine Anlage erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Sie bietet sowohl Einzel-Urnengräber als auch ein Gemeinschaftsfeld; beides wird aber von Gärtnern gepflegt, nicht individuell.

Vor vier Jahren hatte sich der Stadtrat erstmals mit der Anregung befasst, einen Friedwald zu schaffen, eine Ruhestätte inmitten natürlicher Umgebung, bei der lediglich eine kleine Namenstafel an einem Baum an den Toten erinnert. Das Friedwald-Konzept sieht vor, dass die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne eins wird mit der Natur. Das hat sich in Geretsried nicht durchgesetzt, nicht zuletzt deswegen, weil Gärtner Josef Holzer senior aus Gelting das Alternativkonzept eines Urnengartens vorbrachte. Am Freitag sagte Holzer, er sei sehr stolz auf das Ergebnis. Dies ist ein von Gärtner und Steinmetz gestaltetes Rondell mit 18 verschiedenen Grabsteinen rundherum und einem runden Feld inmitten, in dem 36 Urnen Platz finden können. Auf diesem inneren Rondell steht eine Stele, die aus zwölf abwechselnd hellen und dunklen Auerkalk-Quadern aufgebaut ist. Dort können kleine Tafeln für die Verstorbenen angebracht werden. Der Urnengarten gegenüber der Aussegnungshalle setzt einen kleinen Akzent im großzügig angelegten Waldfriedhof. Holzer zeigte sich begeistert von dem Standort, der einerseits unter starken alten Buchen liegt, andererseits lange Zeit des Tages von der Sonne beschienen wird. "Dieser Platz drückt auch Leben aus", sagte der Gärtner. Er erklärte, alternative Bestattungsmöglichkeiten seien aus unterschiedlichen Gründen vermehrt gefragt: Weil es immer weniger Familiengräber gebe, weil Hinterbliebene wenig Geld hätten, weil sie ein pflegeleichtes Grab wollten oder auch ein andersartiges: "Die Menschen suchen keine rechteckigen oder quadratischen Normlösungen."

Marion Hirschberger, Mitarbeiterin im Steinmetzbetrieb ihres Vaters Johann, dankte der Stadt für "den Mut, uns schalten und walten zu lassen". Die 18 Grabsteine, aus denen Angehörige im Urnengarten auswählen können, seien bewusst sehr unterschiedlich: "So unterschiedlich wie die Toten." Dass es den meisten Angehörigen um einen solchen Platz geht, an dem sie um ihre Verstorbenen trauern können, ist auch die Überzeugung Johann Hirschbergers. Er sagt, die Erfahrung mit Friedwäldern, die eben dies nicht böten, zeige das. Nach einiger Zeit sehe man dort Blumen oder Teddybären - Versuche trauernder Angehöriger, den Platz eben doch zu gestalten. Ganz in diesem Sinn äußerte sich auch Bürgermeister Michael Müller, der sagte, es sei tröstlich, einen Platz zu haben, an dem man sich dem Verstorbenen nahe fühlt. Friedhöfe seien Orte der persönlichen Trauer und Zeugnis der Kulturgeschichte einer Region.

Informationen zur Ruhegemeinschaft Urnengarten Geretsried: Stadt Geretsried, Telefon 08171/62980, Steinmetzbetrieb Hirschberger, 08171/76603, Gärtnerei Holzer, 08171/18091

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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