Geretsried:Die Angst vor einem Klotz

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Beim SPD-Stadtgespräch antworten Planer und Investor auf kritische Fragen zur Neugestaltung des Karl-Lederer-Platzes.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Ein Anwohner des Karl-Lederer-Platzes hat am Sonntag beim SPD-Stadtgespräch die Befürchtungen auf den Punkt gebracht, die unter manchen Geretsriedern kursieren: "Du gehst aus dem Haus raus - und stehst vor einem Klotz", sagte er mit nach oben gerissenem Kopf. Die Angst vor der Höhe der künftigen Bebauung - fünfgeschossig am ganzen Platz und siebengeschossig an einer markanten Stelle - treibt einige genauso um wie die Vorstellung, der Verkehr werde bei Ansiedlung eines Verbrauchermarkts am Platz und eines Discounters an der Egerlandstraße nicht mehr beherrschbar sein. Unter den 20 Teilnehmern des SPD-Stadtgesprächs im Café Waldmann waren als geladene Gäste auch Bauunternehmer Korbinian Krämmel und Architekt Klaus Kehrbaum. Sie versuchten, Ängste durch Informationen auszuräumen.

Der Karl-Lederer-Platz und die T-förmig angrenzende Egerlandstraße sollen in Kooperation von Stadt, Krämmel und Baugenossenschaft zu dem vitalen, urbanen Zentrum Geretsrieds ausgebaut werden. Daran arbeiten die Beteiligten inzwischen seit mehr als einem Jahr. Aktuell liegt der Bebauungsplan öffentlich aus.

Krämmel sagte am Sonntag, man müsse sich entscheiden, ob man den Karl-Lederer-Platz "aussterben" lassen oder ein funktionierendes Stadtzentrum entwickeln wolle. Als Investor müsse er jedenfalls feststellen, dass starke Einzelhandelsbetriebe mit Magnetwirkung auf andere nur anzusiedeln seien, wenn man große Verkaufsflächen und ausreichend Parkplätze bieten könne. Das Familienunternehmen Krämmel wiederum könne die Investition in zwei Tiefgaragenebenen unter dem Karl-Lederer-Platz nur leisten, wenn es andererseits in die Höhe bauen dürfe. Dies sei "das Wohl und Wehe dieses ganzen Projekts", sagte er. Krämmel und Kehrbaum betonten, die Stadt Geretsried habe aktuell mit dem Karl-Lederer-Platz eine einzigartige Chance der Innenstadtentwicklung.

Unter den Skeptikern ist der frühere FDP-Stadtrat Ernst Walko. Er sagte Ja zur beabsichtigten Stärkung des Platzes, warnte aber vor einem "Übermaß" an Verkaufsflächen: "Es grenzt langsam an Gigantismus", sagte er. Die Geretsrieder Bevölkerung sei nicht so kauffreudig.

Kehrbaum und Krämmel verwiesen darauf, dass Aldi, Rewe und Edeka unter den jetzt ins Auge gefassten Bedingungen großes Interesse an der Ansiedlung hätten. "Glauben Sie mir eins: Es werden andere dadurch gestärkt werden", sagte der Architekt. Und der Investor erklärt, die Reihenfolge sei so: Erst hole man den "Ankermieter", dann zögen andere nach.

Der SPD-Ortsvorsitzende Martin Bruckner, selbst Architekt, regte an, den Bürgern anhand des Holzmodells der Geretsrieder Innenstadt, das im Rathaussaal aufgebaut ist, die Planung einmal anschaulich zu machen. Dies nahmen Kehrbaum und Krämmel zustimmend auf. Auch die Anregung des Polizisten und früheren Wolfratshauser Bürgermeisters Reiner Berchtold (SPD), für die Verkehrsplaner nicht nur Gutachter, sondern den zuständigen Polizei-Mitarbeiter zu Rate zu ziehen, notierten sie.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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