Geretsried:Den Opfern eine Stimme geben

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Der Weiße Ring feiert sein 25-jähriges Bestehen im Landkreis

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Der Weiße Ring ist eine Organisation, die im Stillen arbeitet. Er kümmert sich um Kriminalitätsopfer, die mit ihrem Trauma zu kämpfen haben, nicht selten in tiefe Depressionen fallen und Menschen brauchen, die ihnen ein bisschen ihrer Zeit geben. Obwohl der Ring in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, ist er doch im Bewusstsein der Politik offenbar fest verankert: Die Rednerliste anlässlich der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Bad Tölz-Wolfratshauser Außenstelle war jedenfalls lang genug, um den Abend zu füllen.

Michael Müller (CSU), Schirmherr der Veranstaltung und Bürgermeister der Stadt Geretsried, in deren Ratsstuben das Jubiläum gefeiert wurde, würdigte den durch ehrenamtliche Arbeit geprägten Weißen Ring als eine "von langer Tradition getragene Bürgerinitiative". Bis heute stehe der Täter stets im Zentrum der Aufmerksamkeit; das Opfer nehme lediglich die Funktion des Zeugen ein, seine persönlichen Bedürfnisse spielten oft eine untergeordnete Rolle. Der stellvertretende Landrat Thomas Holz (CSU) sagte in seiner Ansprache, dass das Engagement des Weißen Rings von staatlichen Einrichtungen nicht zu tragen sei: "Das verdient den höchsten Respekt und die größte Anerkennung." Holz sagte, er werde sich für einen besseren Austausch zwischen Behörden und Ehrenamtlichen einsetzen.

"Die Intensität der Verletzungen nimmt erschreckend zu."

Nach Müller und Holz sprachen der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber, der Polizeipräsident des Präsidiums Oberbayern Süd, Robert Kopp, sowie Helmut Krauß, Leiter des heuer zehn Jahre existierenden Zentrums " Familie und Soziales" der Region Oberbayern, welches das Opferentschädigungsgesetz vollzieht. "Das Gebot der körperlichen Unverletzlichkeit hat leider erheblich abgenommen", kritisierte Krauß."Dagegen nimmt die Intensität der Körperverletzungen in erschreckendem Maß zu." Früher habe eine Prügelei mit dem Schwitzkasten geendet - heute ende sie auf der Intensivstation. Seelische Verletzungen aber ließen sich nicht "schienen, nageln oder schrauben" - oder zumindest nur sehr langsam. Der Weiße Ring federe den Schock der Opfer ab, wofür Krauß ihm "Dank und große Hochachtung" aussprach.

Auch Justizminister Winfried Bausback, der aus dem Fernsehen bekannte Anwalt Alexander Stevens und Franz Pabst, Vorsitzender der Abteilung Oberbayern Süd des Weißen Rings, dankten dem Verein für seine Arbeit durch ihre Anwesenheit. Etwas Besonderes sei die große Anzahl an Mitgliedern, die zum Festakt erschienen seien, sagte Helgard van Huellen, Leiterin der Außenstelle im Landkreis.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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