Geretsried:Den Hungerstreikenden geht es schlecht

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Syrischer Familienvater musste ins Krankenhaus. Bürgermeister Müller fragt beim Bundesamt an

Von Felicitas Amler, Geretsried

Nach einer Woche geht es den drei Flüchtlingen, die in der Geretsrieder Container-Unterkunft am Robert-Schumann-Weg im Hungerstreik sind, nicht gut. Am Montagmorgen musste der 30-jährige syrische Familienvater Abduljabbar S. ins Krankenhaus gebracht werden. Er litt unter Herz- und Atembeschwerden. Im Lauf des Vormittags kehrte er zu seinen Mitstreitern in Geretsried zurück.

Alle drei seien immer noch entschlossen, so lange weiter zu hungern, bis sie Nachricht zu ihren Asylverfahren bekämen, erklärte Flüchtlingshelferin Suzan Jarrar. Sie wollten ein Zeichen setzen: "Sie warten immer noch drauf, dass ihre Akten wenigstens bearbeitet werden." Die drei Männer, die lediglich Wasser, Tee und Kaffee zu sich nehmen, seien aber äußerst geschwächt. Zwei der Männer sind Syrer, einer ist Palästinenser. Sie sind 25, 29 und 30 Jahre alt.

Ebenfalls am Montag hat sich der Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller (CSU) in die Angelegenheit eingeschaltet. Er habe sich beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu den zuständigen Sachbearbeitern durchgefragt. "Die konnten mir am Telefon keine Auskunft zum Sachstand geben", sagte Müller und äußerte dafür im Prinzip Verständnis. Ihm sei es wichtig, dass er seine Anfrage "dort platziert" habe, nach dem Telefonat auch schriftlich. Müller betonte, es gehe ihm nicht darum, einen positiven Bescheid im Asylverfahren der drei Hungerstreikenden zu erwirken. Dies wäre nicht im Sinne einer Gleichbehandlung aller Asylsuchenden.

Seine Absicht sei es, dass die drei Flüchtlinge eine Nachricht über den Sachstand ihrer Verfahren erhalten. Der Geretsrieder Bürgermeister ist formal nicht für die Angelegenheit zuständig. Da die Unterkunft aber auf Geretsrieder Grund steht, sieht er sich moralisch dazu verpflichtet.

Müller beurteilt die Dauer der Asylverfahren - in den drei Fällen geht es um acht bis 18 Monate Wartezeit ohne Zwischenbescheide - kritisch: "Sie müssten kürzer sein", sagt er. Andererseits gibt er zu bedenken, es seien rechtsstaatliche Verfahren, und wenn nicht genau geprüft werde, könnte es einer Fehlentscheidung kommen. Bevor es zu dem Hungerstreik kam, hatten sich schon mehrere hauptberufliche und ehrenamtliche Betreuer an das Bundesamt für Migration gewandt, ohne einen Zwischenbescheid zu erwirken.

Das Landratsamt beobachtet die Entwicklung des Hungerstreiks kontinuierlich. Man habe die Gesundheit der drei Männer im Blick, betont Michael Foerst, Leiter der Abteilung Soziales, und könne jederzeit eine ärztliche Betreuung veranlassen.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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