Geretsried:Aus für Sportpark und Wohnsiedlung

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Der Stadtrat lehnt das Vorhaben auf dem 27 000 Quadratmeter großen Areal ab. Grund ist ein Umweltfrevel vor über 20 Jahren.

Bernhard Lohr

Die Pläne für einen Funsportpark in Geretsried haben sich zerschlagen. Und auch das Wohngebiet wird es nicht geben, das der Wolfratshauser Bauträger Ten Brinke an der Böhmerwaldstraße auf Industriebrachen der Firmen Rosner-Lacke und Gloning schaffen wollte. Die Vorhaben fanden zwar im Planungsausschuss des Stadtrats am Dienstag ihre Fürsprecher. Doch am Ende waren sich alle einig, dass das 27 000 Quadratmeter große Areal, für das Anfragen vorlagen, klassisches Gewerbegebiet bleiben soll. Den Ausschlag gab dabei die Gefahr, die von Umweltgiften im Boden des Gloning-Grundstücks ausgeht.

Umweltgifte belasten den Boden auf dem Gelände der ehemaligen Firma Rosner-Lacke und Gloning. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die durch die ehemalige Putzlumpenwäscherei an der Siebenbürger Straße entstandenen Umweltschäden beschäftigen die Behörden seit mehr als 20 Jahren. Ende 1989 kam auf, dass über Jahrzehnte Mineralölprodukte und leichtflüchtige Halogenkohlenwasserstoffe im Boden versickert waren. Das Unternehmen war am Ende, es folgte ein Gerichtsprozess, und schließlich war klar, dass der Landkreis gemeinsam mit dem Freistaat die Sanierung des Areals übernehmen musste.

In der Folge wurden Hunderte Liter Öl direkt vom Grundwasser abgepumpt, 60 000 Liter Mineralöl wurden vor zehn Jahren zusätzlich über einen Austausch des Bodens beseitigt.

Doch der Umweltfrevel wirkt nach. So warnte das Landratsamt jetzt davor, dass wegen der Altlasten Methangas ausdünsten könne. Sollte die Stadt dort ein Wohngebiet ausweisen, könnte das gravierende Folgen haben. Bauamtsmitarbeiter Michael Schlenz warnte im Ausschuss vor Schadenersatzklagen, sollten künftige Bewohner erkranken. "Es würde ein Restrisiko bei der Stadt verbleiben."

Das aber wollte kein Stadtrat eingehen, obwohl etwa Bauamtsleiter Jochen Sternkopf attestierte, dass der Entwurf für eine Wohnsiedlung "Hand und Fuß" habe. Hans Hopfner (SPD) verwies auf die das Gelände nahezu umfassenden Wohnhäuser, was eine solche Bebauung eigentlich nahelegen würde. Doch angesichts der Belastung des Bodens sei das nicht zu verantworten. Franz Wirtensohn (CSU) bekannte, ihm würde der Sportpark an der Stelle "nicht schlecht gefallen".

Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteifrei) hielt entgegen, dass in dem Funsportpark auch das Außengelände genutzt werden solle, was den Nachbarn nicht zuzumuten sei. Unter anderem sah der Plan des Unternehmers Jens Fitzner außer Kletterfelsen und einem Paintball-Spielfeld im Freien eine mit Elektrofahrzeugen betriebene Kart-Bahn vor. Irmer sagte, die Stadt sei offen für all das, nur nicht an besagter Stelle.

Die Stadträte beschlossen, das Gelände als Gewerbegebiet zu belassen. Ferner soll ein einfacher Bebauungsplan aufgestellt werden, in dem Einzelhandel weitgehend ausgeschlossen und die Zahl der Betriebswohnungen eingeschränkt wird. Dahinter steckt das erklärte Ziel, nach Maßgabe des geltenden Einzelhandelsgutachtens die Entwicklung von Märkten zu steuern.

Wie Bauamtsleiter Sternkopf erläuterte, sei jedweder Einzelhandel in bestehenden Gewerbegebieten ohne Bebauungsplan möglich, weshalb die Stadt handeln müsse. Die sieht ohnehin am liebsten, wenn das produzierende Gewerbe prosperiert. Laut Rathaus haben benachbarte Großbetriebe Interesse angemeldet, auf die Grundstücke Rosner und Gloning zu expandieren.

© SZ vom 20.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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