Geretsried:Aufnahmestopp bei der Tafel

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Peter Grooten, Angelika Haller, Eliane Roth, Andrea Lamm, Claudia Brenner, Walter Milde, Ingrid Geiger gehören zum Team der Tafel. (Foto: Hartmut Pöstges)

Momentan sind in Wolfratshausen 228 Ausweise an Bedürftige vergeben - nur noch zwölf weitere werden ausgestellt, dann ist Schluss

Von Petra Schneider, Geretsried

Leicht haben es sich die Mitglieder der Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel nicht gemacht. Lange wurde am Donnerstag diskutiert, am Ende aber weitgehend einmütig abgestimmt: In Wolfratshausen wird ab sofort ein Aufnahmestopp für Tafel-Kunden verhängt, wenn die Zahl von 240 Ausweisen überschritten wird. Momentan sind in Wolfratshausen 228 vergeben. Bedürftige, die mit ihrer Sozialcard einen Ausweis beantragen, werden dann nach Geretsried verwiesen. Die Zahl von 240 diene als Richtgröße und sei nicht auf Dauer festgeschrieben. "Sie orientiert sich an den tatsächlichen Gegebenheiten", sagte Tafel-Vorsitzender Peter Grooten. Über die Aufhebung des Stopps entscheidet der Vorstand.

Auch für Geretsried wurde eine Änderung beschlossen: Wie in Wolfratshausen, sollen Empfänger nur noch alle vierzehn Tage kostenlose Lebensmittel erhalten; dazu werden gerade und ungerade Nummern verteilt. Wann diese Regelung in Kraft tritt, entscheidet ebenfalls der Vorstand. Vorsitzender Peter Grooten, der bei den Neuwahlen einstimmig im Amt bestätigt wurde, warb bei den 39 anwesenden Mitgliedern eindringlich für die Neuregelungen. Besonders in Wolfratshausen seien sie aus drei Gründen unvermeidlich: Raumprobleme, mehr Tafelkunden und eine damit einhergehende Überlastung der ehrenamtlichen Helfer. Trotz großer Bemühungen sei es nicht gelungen, in Wolfratshausen eine andere Ausgabestelle als das "La Vida" zu finden, sagte Grooten.

Im vergangenen Jahr hat die Geretsrieder-Wolfratshauser Tafel 929 Menschen mit kostenlosen Lebensmitteln versorgt, das entspricht einer Steigerung von 20 Prozent. Die Hälfte aller Tafelkunden sind Asylbewerber. Vor allem in Geretsried werden die Flüchtlingszahlen steigen. Zwar ist an der Ausgabestelle Jeschkenstraße mehr Platz und es gibt zwei Ausgabetage, "über kurz oder lang werden wir aber dieselbe Situation haben wie in Wolfratshausen", sagte Grooten. Für die 80 Helfer der Tafel, die im vorigen Jahr 10 000 Einsatzstunden geleistet hätten, sei die Situation schwieriger geworden. Früher habe man alle Tafelkunden persönlich gekannt und Konflikten sofort begegnen können. Heute sei weniger Verständigung möglich, "und das frustriert auf die Dauer." Die Richtgröße - Grooten wollte nicht von einer "Obergrenze" sprechen - solle es einfacher machen. 240 Ausweise, aufgeteilt auf einen Zweiwochenrhythmus und erfahrungsgemäß genutzt von der Hälfte der Berechtigten, das macht 60 Leute bei jeder Ausgabe, "das können wir anständig bewerkstelligen." Dennoch hatten einige Mitglieder Bauchschmerzen mit der Neuregelung. Ein Aufnahmestopp falle ihr schwer, sagte Andrea Lamm von der Wolfratshauser Tafel. Momentan kämen weniger Kunden, sie sehe noch Kapazitäten. "Wenn ich die Neuankömmlinge aus der Ickinger Turnhalle abweisen muss, obwohl noch Lebensmittel da sind, habe ich schon ein schlechtes Gewissen."

Ein Aufnahmestopp sei doch unfair für Neue, hieß es weiter. Warum sollten Wenige alles bekommen? Es müsse doch möglich sein, alle zu bedienen bis nichts mehr da sei. "Als Freiwillige mag ich mir das nicht antun, dass ich viele Leute und zu wenig Ware habe und mich dann anpampen lassen muss", sagte dagegen Ingrid Geiger. Auch Peter Grooten kritisierte die "Erwartungshaltung" mancher Tafelkunden und stellte neue Regeln vor: So soll etwa eine Abholung für andere Empfänger, die nicht persönlich bei der Verteilstelle erscheinen, nicht mehr möglich sein. Für verlorene oder unlesbare Ausweise will die Tafel künftig fünf Euro als "Erziehungsmaßnahme" einfordern. Neu ist auch eine Erweiterung des Vorstands von fünf auf sieben Mitglieder, um die Aufgaben stemmen zu können, sagte Grooten. Wie seine Stellvertreter Claudia Brenner, Ingrid Geiger, Andrea Lamm, Angelika Haller und Walter Milde wurde Peter Grooten als Vorsitzender einstimmig gewählt. Ebenso Schatzmeisterin Eliane Roth.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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