Gaißach:Freudiges Zusammenleben

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In Gaißach werden Asylbewerber gut aufgenommen: "Das Helferpotenzial ist da"

Von Alexandra Vecchiato, Gaißach

Im Juni hatte der Gaißacher Gemeinderat es abgelehnt, dass der Landkreis auf dem Gelände der Moralt AG eine Container-Unterkunft für etwa 60 Flüchtlinge aufstellt. Damals machte Bürgermeister Stefan Fadinger (CSU/FWG) einen Gegenvorschlag: Das Dorf werde bis zu 20 weitere Asylsuchende willkommen heißen - gerne in einer kleineren Container-Anlage irgendwo mitten im Dorf. Der Bauausschuss des Gaißacher Gemeinderats sollte mögliche Standorte suchen und dem Landratsamt vorschlagen. Seitdem herrscht Funkstille. In der Kreisbehörde weiß man von nichts. "Bei mir hat sich bislang keiner gemeldet", sagte Landrat Josef Niedermaier (FW) jüngst der SZ. Im Gaißacher Rathaus gibt nur Fadinger zu diesem Thema Auskunft. Der kommt aber erst am Freitag wieder ins Büro.

Die Gaißacher Gemeinderätin und Kreisrätin Susanne Merk (FW) kann auch nichts sagen. Sie sitze nicht im Bauausschuss und wisse nicht, ob dieser inzwischen zusammengekommen sei. Gehört habe sie nichts. Von Seiten des Helferkreises, der die sieben in Gaißach lebende Asylbewerber betreut, habe sie auch keine weiteren Informationen. Am besten sei es, bei Carolin König, Betriebsleiterin der Oberland-Werkstätten in Gaißach, nachzufragen, die die ehrenamtlichen Helfer organisiere. Sie könne erzählen, ob es Probleme bei der Betreuung der neuen Gemeindemitglieder gebe.

Carolin König berichtet, dass sich der Helferkreis - um die zehn bis zwölf Gaißacher - zweimal getroffen habe. Anfangs sei es darum gegangen, Dinge wie Fahrräder, Kindersitze, Bobbycars und ähnliches zu organisieren. Auch hätten sich Gaißacher bereit erklärt, die Asylbewerber mit dem Auto zu fahren, sollte dies notwendig sein, um zu Behörden oder Ärzten zu kommen.

Für sie persönlich sei es eine Erkenntnis gewesen, "dass man die Leute nicht überschütten" dürfe. Carolin König erzählt, wie sie dem Vater einer armenisch-syrischen Familie ein Nachtkästchen geschenkt habe. Er habe zu weinen begonnen. "Weil er sich so etwas nicht leisten kann, er seine Familie nicht selbst ernähren kann." Daher müsse man von Seiten der Helfer genauer und sorgsamer "hineinhören".

An ihre Grenzen seien die Helfer bei einem Paar aus Eritrea gestoßen, das kein Wort Englisch geschweige denn Deutsch könne. Aber auch hier habe sich alles zum Guten gewendet: Über Kontakte sei man auf Ghirmai Michiel gestoßen, Tierarzt in Königsdorf, der aus Eritrea stammt. Seine Frau übersetze nun. Integration kann aber auch folgendes Gesicht haben: Leute aus Eritrea - die müssten doch gut laufen können, das habe sich der SC Gaißach gedacht, sagt König. Die beiden Afrikaner bekamen je eine Laufausrüstung und trainieren seitdem gemeinsam mit den Gaißachern - mit großem Spaß.

"Es läuft sehr gut. Das sind durchwegs nette Menschen", lautet Königs Fazit. 20 zusätzliche Flüchtlinge könne Gaißach durchaus noch aufnehmen, "das Helferpotenzial ist da", ist sie sich sicher. Nur trauen müssten sich die Gaißacher halt, vor allem die Vermieter. "Ich bin sicher, dass es in der Flächengemeinde noch genügend privaten Wohnraum gibt." Das Zusammenleben mit den Asylsuchenden mache jedenfalls Freude.

© SZ vom 23.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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