Für Einheimische, Gäste und Migranten:Treffpunkt mit Kultur

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Internationales Sozialzentrum im Tölzer Kurviertel eröffnet im Februar

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Mitten im Kurviertel entsteht ein kleines Sozialzentrum. In dem früheren Spielzeugladen neben dem Kleinen Kursaal richtet die Stadt einen Treffpunkt für Jugendliche, Senioren, Asylbewerber und Migranten ein, die schon lange in Bad Tölz leben. Zum Vichyplatz hin gibt es hinter dem großen Schaufenster ein 82 Quadratmeter großes Café, das mit Bistromöbeln und einer kleinen Küche ausgestattet ist. Dahinter schließt sich ein 28 Quadratmeter großes Zimmer für Sprachkurse am Computer an. Im Keller befinden sich mehrere Lagerräume und die Toilette. "Mehrere Generationen sollen sich dort wohlfühlen", sagte der kommunale Sozialplaner Armin Ebersberger kürzlich im Stadtrat. Eröffnet wird der neue Treff im Februar.

Ebersberger widersprach Gerüchten, am Vichyplatz entstehe ein zweites Jugendcafé wie an der Hindenburgstraße. "Das stimmt so nicht." Die Jugendarbeit ist nur ein Teil der Nutzung. Sie wird für Teenager aus dem Kurviertel und für junge Flüchtlinge angeboten, die nebenan im Hotel Jodquellenhof leben und bislang nur dienstags von den Mitarbeitern der Jugendförderung aufgesucht werden. Zugleich soll der Verein "Asyl plus" um Waltraud Haase in dem ehemaligen Laden einen weiteren Standort bekommen, um Asylsuchenden computergestützten Deutschunterricht anzubieten.

Dies entlaste auch die Kurbücherei, die damit wieder mehr den regulären Kunden zur Verfügung stehe, sagte Ebersberger. Überdies soll der Arbeitskreis Senioren, dem unter anderem der VdK und die Fachstellen der Caritas im Franziskuszentrum angehören, die neuen Räume nutzen. Ebersberger zufolge ist zum Beispiel daran gedacht, dass Senioren dort Deutschkurse geben, bei den Hausaufgaben helfen oder Geschichten vorlesen, wodurch sie "oft sehr wertvollen Kontakt zu Kindern und Familien" bekämen. Schlussendlich soll das kleine Sozialzentrum auch ein "Café international" sein: Einheimische, Gäste und Migranten können sich dort treffen, um gemeinsam zu essen, Kaffee zu trinken und ins Gespräch zu kommen. Dies diene der "Begegnung und Verständigung der Ethnien und Kulturen in Bad Tölz" erklärte der kommunale Sozialplaner. Die Kurstadt beherberge ja nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Menschen, die aus Italien, der Türkei oder auch aus Island stammen.

Der frühere Spielzeugladen wurde mit geringem Aufwand hergerichtet. "Eine günstige, aber funktionierende Renovierung", wie Ebersberger sagte. Die Wände erhielten einen einfachen Anstrich, ein Wlan-Anschluss wurde installiert, eine Kaffeemaschine, ein Kühlschrank und eine Musikanlage besorgt, ebenso Regale fürs Lager. Ein Unternehmen aus München, das seine Büros umgestaltete, spendete Schreibtische und Stühle. Der Verein "Asyl plus" stellt gebrauchte Computer bereit. Der Treffpunkt solle nicht für politische Veranstaltungen dienen, betonte Eberberger. Auch eine Vermietung für Feiern sei nicht vorgesehen.

Das kleine Sozialzentrum apostrophierte Bürgermeister Josef Janker (CSU) als "optimale Einrichtung für alle Generationen". Schon jetzt seien die neuen Räume "zu 80 Prozent fast ausgelastet". Florian Rein (FWG) bezeichnete den neuen Treffpunkt als notwendig für das Kurviertel, gab allerdings zu bedenken, dass der geplante Titel "KULTurCAFÉ" zu Verwirrungen führen könne. Denn ein Kulturcafé gebe es in Tölz explizit schon im Reha-Zentrum Isarwinkel, so Rein. Das sei bis jetzt auch nur ein Arbeitstitel, "wir haben noch kein Schild", sagte Ebersberger. Man werde sich noch etwas überlegen.

Margot Kirste (FWG) wollte wissen, ob die Tölzer Jugendförderung mit ihrem Personalstand die Arbeit in der neuen Anlaufstelle stemmen könne. Ebersberger bejahte dies, auch wenn "schon einiges an Arbeitsstunden für die Jugendförderung fehlt". Für das "Café international" suche man die Zusammenarbeit mit den Kulturvereinen "Komische Gesellschaft" und "Lust". Mit beiden sei man im Gespräch, sagte er.

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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